18.07.2022 | 05:45
Substanzsuche nach Börsengemetzel – Kleos Space, SAP, Palantir Aktie
Während in den letzten Jahren die IT-& Techwerte kein halten kannten und Kurs-Umsatz-Verhältnisse (KUV) von über 600 nicht einmal mehr die Ausnahmen waren, wurden nahezu alle Werte in den letzten Monaten aus diesem Sektor mit der Rasenmähermethode an den Börsen niedergemetzelt. Dabei gab es keine Ausnahme, egal ob es gehypte Durchstarter oder substanzstarke etablierte Dinosaurier waren.
Lesezeit: ca.
3 Minuten.
Autor:
Stefan Bode
ISIN:
KLEOS SPACE CDI/1/1 | AU0000015588 , SAP SE O.N. | DE0007164600 , PALANTIR TECHNOLOGIES INC | US69608A1088
Kleos Space – Starkes Wachstum
Das Satelliten- & Aufklärungsunternehmen Kleos Space betreibt ein eigenes Satellitennetzwerk im Weltraum und baut dieses stetig aus. Jedes Jahr plant das Unternehmen bis zu zwei neue Clustersysteme an Satelliten zusammen mit SpaceX in den Orbit zu bringen und dadurch die Datenerfassung für seine Klienten zu verbessern sowie noch attraktiver für bestehende und potentiell neue Kunden zu werden. Diese finden sich bei staatlichen Behörden und Geheimdiensten, aber auch bei Reedereien und Versicherungsunternehmen. Mit den erfassten und ausgelieferten Daten können z.B. die Seelogistiker ihre Schiffe besser überwachen und damit auch möglichen Piraterie Angriffen entgehen oder abwehren.
Auch nach Brüssel und den dortigen Behörden hält CEO Andy Bowyer mit einem EU-Büro einen engen Draht. Um das nächste Satellitenprogramm vorzubereiten, hat Kleos Space erst kürzlich weitere Mittel in Höhe von 9,9 Mio. EUR eingeworben. Damit wird das Data-as-a-Service Modell immer attraktiver und mit dem neuen CFO Alan Khalili wurde ein fachkundiger Wirtschaftsprüfer mit viel Erfahrung in der Branche gefunden. Das Unternehmen schreitet unbeirrt seinen Wachstumspfad fort und hat in der Hinterhand kapitalkräftige Investoren, die das Unternehmen unterstützen.
Palantir profitiert von Geopolitik
Palantir Technologies Inc. ist als US-amerikanischer Anbieter von Software und Dienstleistungen auf die Analyse großer Datenmengen spezialisiert. In den anhaltendende geopolitischen Erschütterungen, die wir alle derzeit erleben, dürfte das Unternehmen diese erfolgreich bewältigen und sogar davon profitieren. Gerade die „westlichen“ Länder werden in ihrer Regierungsform immer autoritärer und dabei werden von ihren Bürgern immer mehr Daten gesammelt. Doch auf genau diese Auswertung und Verknüpfung von Datenmengen hat sich Palantir spezialisiert und wird auch von immer mehr Regierungen und großen börsennotierten Gesellschaften gebucht.
Dabei dürften die NATO-Staaten durch die guten Kontakte des Unternehmens zum Pentagon wohl in Zukunft mehr Aufträge auch an Palantir vergeben, denn gerade die Verteidigungssoftwarelösung mit der Gotham-Plattform dürfte auf stärkeres Interesse im NATO-Bündnis stoßen. Da Palantir auch im Bereich Cyber und Weltraum aktiv ist, dürften auch die Analyse von logistischen Bewegungen eigener Truppen, aber auch fremder Militärs ebenfalls auf gesteigerte Nachfrage stoßen. Da die Verteidigungsetats der Bündnisstaaten teilweise signifikant gesteigert worden sind, dürfte auch das Umsatzwachstum weiter zu legen. Erwartet wird im zweiten Quartal 2022 im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg von über 25%. Auch der Gewinnanstieg soll im selben Maße zulegen und auf 0,16 USD je Aktien anwachsen. Das kann sich in einem rezessiven Marktumfeld mehr als sehen lassen.
SAP – Vor den Zahlen
Der weltweit bekannte deutsche Softwarekonzern SAP hat in den letzten Wochen die wichtige Unterstützungszone von 89 EUR je Aktie mehrfach unterschritten. Dies liegt sicherlich auch darin begründet, dass sich im aktuellen Marktumfeld die Geschäftsaussichten deutlich eingetrübt haben. Barclays Capital stufte die Aktie von „Übergewichten“ auf „Gleichgewichten“ zurück. Das Risiko die Gewinnziele zu verfehlen ist durch die Russlandsanktionen des Westens und den damit einbrechenden wirtschaftlichen weltweiten Aktivitäten deutlich gestiegen. Auch die stetig steigenden Kosten und die langsamer als geplanten Umstellungen von Kunden der alten SAP-Software auf die neue SAP-Welt lässt die Unternehmensziele langsamer als erwartet erreichen.
Mehr Gewissheit werden aber die Zahlen zum zweiten Quartal bringen, die diese Woche am 21. Juli veröffentlicht werden sollen. Daher passten auch die Analysten der beiden Großbanken SocGen und Goldman Sachs ihre Erwartungen an. Während die französische Großbank die Einstufung „Buy“ bestätigt und das Kursziel von 135 EUR auf 130 EUR senkte, war Mohammed Moawalla von Goldman Sachs rabiater. Er kappte das Kursziel von 130 EUR auf 105 EUR, belies die Aktie aber noch mit einem „Buy“. Anleger sollten daher die Quartalszahlen abwarten, bevor sie eine Investitionsentscheidung bei der SAP-Aktie fällen.
Nach der Abstrafung der Big-Data-Unternehmen sind etliche von ihnen wieder fair bewertet. Mit teilweise viel Substanz und starkem Wachstum konnte ihnen die Rezessionsängste bisher nichts anhaben und teilweise profitieren diese sogar von den geopolitischen Zerwürfnissen, da diese ihre Dienstleistungen noch attraktiver machen.