03.10.2025 | 05:50
Von Kernfusion und Wasserstoff bis Fusionsreaktor - BASF, First Hydrogen, Plug Power
Die deutsche Bundesregierung will Deutschland mit neuen Projekten aus der Rezession bringen. Mit darunter ist der Bau des ersten Fusionskraftwerks der Welt. Damit soll der energiepolitische Sprung nach vorne gewagt werden. In dieser Legislaturperiode plant die Regierung Investitionen in Höhe von bis zu 2,5 Mrd. EUR. Ein industriegeführtes Konsortium aus vorrangig deutschen Unternehmen soll das Kraftwerk errichten; so geht es zumindest aus dem Aktionsplan Fusion der Hightech Agenda Deutschland hervor. Welche Neuerungen gibt es sonst noch?
Lesezeit: ca.
4 Minuten.
Autor:
Alfred Laugeberger
ISIN:
DE000BASF111 , CA32057N1042 , US72919P2020
BASF mit ambitionierten Zielen
Die BASF AG (WKN: BASF11 | ISIN: DE000BASF111 | Ticker-Symbol: BAS) hat am gestrigen Capital Market Update in Antwerpen ihre Zielplanungen bis 2028 bekräftigt. Präsentiert wurden unter anderem die Fortschritte bei der Umsetzung der „Winning Ways“-Strategie. In 2028 will der Konzern ein EBITDA von 10 bis 12 Mrd. EUR erzielen und bis dahin einen freien Cashflow von mind. 12 Mrd. EUR kumuliert erzielen. Für die Kapitalrendite (ROCE) sieht die Konzernführung die 10 % als realistisch an.
An den geplanten Erträgen will der Vorstandschef Dr. Markus Kamieth die Aktionäre mit einer stabilen Dividende von mind. 2,25 EUR pro Jahr beteiligen. Das für 2027 angedachte Aktienrückkaufprogramm von 4 Mrd. EUR könnte je nach Zufluss der Mittel aus den geplanten Veräußerungen ggf. auch schon früher starten. Mit der „Winning-Ways“ Strategie setzt die Konzernführung auf die Schwerpunkte Kapitaldisziplin, Performancekultur und Portfoliosteuerung. Durch die Veräußerung des brasilianischen Bautenanstrichmittel-Geschäftes an Sherwin-Williams für 1,15 Mrd. USD fließen dem Unternehmen bereits im laufenden vierten Quartal die ersten Mittel zu. Bis Jahresende soll zudem ein Großteil der Anlagen am neuen Verbundstandort im südchinesischen Zhanjiang aufgebaut sein und in Betrieb gehen.
First Hydrogen mit SMR-Technologie
Das Wasserstoff- und Brennstoffzellenunternehmen First Hydrogen (WKN: A3C40W | ISIN: CA32057N1042 | Ticker-Symbol: FIT) ist die letzten Jahre gewachsen und baut seit dem ersten Quartal 2025 seine Geschäftsexpertise im Bereich der kleinen modularen Kernreaktoren (SMR) aus. Global betrachtet erlebt die Atomenergie eine starke Renaissance, denn die Kernenergie ist jahrzehntelang erprobt und liefert grundlastfähigen Strom, welcher vor allem günstig produziert werden kann. Die USA haben unter der Trump Administration den Auf- & Ausbau neuer Kraftwerke per Executive Order bereits beschlossen und will damit den wachsenden Energiebedarf des Landes befriedigen und gleichzeitig die Abhängigkeit von fossilen Energiequellen reduzieren.
Als Schlüssel in der Wissenschaft wird die SMR-Technologie gesehen, deren Ausbau beschleunigt werden soll, da diese Art der Energiegewinnung viel effizienter und vor allem als störungssicher angesehen wird. Durch die Digitalisierung und den deutlichen Anstieg des Energiebedarfs der Weltwirtschaft durch immer mehr Anwendungen mit Künstlicher Intelligenz (KI) ist der Energiebedarf ohne schnellen Aufbau der Energieinfrastruktur in wenigen Jahren nicht mehr zu befriedigen, denn KI-Rechenzentren verbrauchen bis zu zehn Mal mehr Energie als die bisherigen Rechenzentren.
First Hydrogen will mit der Nutzung der SMR-Technologie die benötigte Wasserstoffproduktion des Unternehmens effizienter und vor allem kostengünstiger gestalten. Dafür soll die überschüssige Energieproduktion der SMR-Reaktoren in Randzeiten u. a. zur Erzeugung von sauberem Wasserstoff des Unternehmens genutzt und so die Wirtschaftlichkeit der Wasserstoffproduktion deutlich erhöht werden.
Seit Anfang Juni 2025 arbeitet First Hydrogen bereits mit Professor Taha Manzoor von der Universität in Alberta strategisch zusammen, um die bisherigen theoretischen Grundlagen an die Praxis anzupassen. Dabei soll u. a. das Reaktordesign der SMR-Technologie weiterentwickelt und angepasst werden. Unterstützung bekommt das Unternehmen seit Mitte September auch aus Kanada. Dort kündigte vor zwei Wochen Premierminister Mark Carney das „Darlington New Nuclear Project“ an. Die Bundesregierung hat dem SMR-Projekt von Darlington eine bevorzugte Rolle im Rahmen des „Aufbau der Nation“ zukommen lassen. Kanada will damit seine Rolle innerhalb der G7-Staaten stärken und als erstes Land einen betriebsbereiten Small Modular Reactor aufbauen. In Darlington sollen vier dieser SMR aufgebaut werden, um genügend Energie herzustellen, um 300.000 Haushalte zu versorgen. Durch den Beschluss der kanadischen Regierung erhofft sich First Hydrogen entsprechend mehr Zuspruch für sein Projekt und forciert die Zusammenarbeit in diesem Bereich u. a. mit Versorgungsunternehmen.
Anlegerliebling Plug Power liefert endlich
Einen wichtigen Meilenstein hat das US-Unternehmen Plug Power (WKN: A1JA81 | ISIN: US72919P2020 | Ticker-Symbol: PLUN) in dieser Woche erreichen können. Erstmalig lieferte der Konzern das erste 10-Megawatt-GenEco-Elektrolyseurmodul aus. Käufer war seinerzeit der portugiesische Öl- und Gaskonzern Galp, der den Elektrolyseur für seine Raffinerie in Sines bestellt hatte. Dort wird derzeit Europas größtes Protonenaustauschmembran-Elektrolyseurprojekt aufgebaut. Auch für Plug Power ist es das bisher größte Projekt weltweit, denn insgesamt werden dort zehn Module a 10 MW installiert. Bei Fertigstellung wird die zusammengeschaltete Anlage auf 100 MW kommen. Noch im ersten Halbjahr 2026 will Plug Power alle Module ausgeliefert wissen, so dass die Anlage bis zu 15.000 Tonnen Wasserstoff im Jahr produzieren kann.
Bisher arbeitet die Raffinerie Sines bereits mit grauem Wasserstoff, der dann zu 20 % durch grünen Wasserstoff ersetzt werden kann. Dadurch sinkt die Treibhausgasemission der Raffinerie um ca. 110.000 t im Jahr. An der Börse wurde die Auslieferung mit einem Raketenstart gefeiert und die Aktie legte von Mittwoch auf Donnerstag um 33 % zu und notierte zuletzt bei 2,46 EUR. Seit dem Tief im April 2025 ist der Wasserstoffwert bereits um fast 400 % angestiegen. Geht der Wasserstoff-Hype wieder von vorne los?
Fazit
Der globale Energiebedarf wächst gewaltig und neben grundlastfähiger Kernenergie wird Wasserstoff als Energiespeichermöglichkeit ebenfalls eine wichtige Rolle einnehmen. Unternehmen wie First Hydrogen dürften davon entsprechend profitieren. Einen Durchbruch hat die Aktie von Plug Power diese Woche gesehen und damit ggf. die lange Bodenbildungsphase hinter sich gelassen. Trotz wirtschaftlicher Herausforderungen ist nun auch die Aktie von BASF wieder interessant, denn bisher scheinen die eingeleiteten Maßnahmen der Konzernführung Früchte hervorzubringen.