26.09.2025 | 05:30
Wieder interessant und Rüstungsfantasien – Aixtron, Desert Gold, Rio Tinto
Die letzte große politisch angestoßene Reform in Deutschland ging von Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder von der SPD mit der Agenda 2010 im Jahr 2003 aus. Mit diesem Mut zur Veränderung für Deutschland wurde aus dem abfällig im Wirtschaftsmagazin Economist von 1999 als „Kranken Mann Europas“ bezeichneten Land wieder der Wirtschaftsmotor des Kontinents. Doch die folgenden Regierungen mit 16 Jahren Merkel und vier Jahren Scholz führten das Land zurück auf das Krankenbett, die Wirtschaft stagniert und bis auf die Staatsverschuldung findet das Wachstum woanders statt. Bei diesen Unternehmen sind die Weichen jedoch richtig gestellt und daher lohnt ein Blick auf das Wesentliche:
Lesezeit: ca.
4 Minuten.
Autor:
Stefan Bode
ISIN:
CA25039N4084 , DE000A0WMPJ6 , GB0007188757
Rio Tinto mit Rüstungsfantasie?
Das Angebot und die Nachfrage bei den Rohstoffen ist oftmals starken Schwankungen unterworfen. In der Phase niedriger Nachfragen sinken Gewinnmargen der Unternehmen oftmals ins Negative und Minenschließungen mit Entlassungen sind die Folge. Das verknappt wiederum das Angebot und führt infolgedessen wieder zu steigenden Rohstoffpreisen. Diesen Nachfrageboom erleben bereits die Produzenten von Gold und Silber und deren Kurse konnten in den letzten Monaten in der Regel um über 100 % und mehr ansteigen.
Doch beim Rohstoffgiganten und Bergbaukonzern Rio Tinto (WKN: 852147 | ISIN: GB0007188757 | Ticker-Symbol: RIO1) war die Nachfrage nach der Aktie bisher als schwach zu bezeichnen. Erst im Laufe dieser Woche konnte der Wert Momentum aufbauen und innerhalb der letzten vier Handelstage um über 6,7 % auf 48,86 GBP (55,97 EUR) ansteigen. Damit wurde das verhaltene Kursziel von dem Analysehaus Jefferies mit 46,50 GBP bereits übersprungen. Profitieren dürfte die Aktie von einem möglichen Vertrag zwischen dem Unternehmen und der Logistikagentur des US-Verteidigungsministeriums (DLA). Die DLA plane den Kauf von Scandiumoxid von Rio Tinto und will einen, den aktuellen Marktpreis übersteigenden Preis bezahlen. Damit könnte bei dem Rohstoffunternehmen die Rüstungsfantasie geweckt worden sein.
Desert Gold - ein Nachzügler
Vom starken Anstieg des Goldpreises in den letzten drei Jahren konnte der kanadische Goldexplorer Desert Gold (WKN: A14X09 | ISIN: CA25039N4084 | Ticker: QXR2) bisher nicht profitieren. Dabei befindet sich bereits jetzt sehr viel Gold auf dem 440 km² großen Explorationsgebiet und dem SMSZ-Goldprojekt in Westafrika. Zwei der bedeutendsten Goldverwerfungszonen von Westafrika durchqueren das Projektgebiet und in der Kategorie ‚nachgewiesen‘ und ‚angedeutet‘ konnten bereits insgesamt 310.300 Unzen sowie 769.200 Goldunzen in der Kategorie ‚vermutete‘ Mineralressourcen aufgespürt werden. Allein durch die bisherigen Aktivitäten auf dem Projektgebiet entspricht dies bereits 1,079 Millionen Goldunzen, die Desert Gold im dortigen Boden besitzt.
Desert Gold konnte nun für das SMSZ-Projekt und den dortigen Unterprojekten Barani und Gourbassi die vorläufige wirtschaftliche Bewertung (PEA) vorlegen. Diese PEA ergab, dass das oberflächennahe Gold im Tagebau über die nächsten 17 Jahre abgebaut werden könnte, wenn 220.000 t Golderz im Jahr verarbeitet werden. Insgesamt würden bei einer Extraktionsquote von 86 % des vorhandenen Goldes ca. 97.600 Unzen Gold produziert werden. Die Studie unterstellt bei der Berechnung einen konservativ kalkulierten Goldpreis von 2.500 USD je Unze und einem Diskontsatz von 10 %. Dadurch hätte das Projekt einen Barwert von 24. Mio. USD und der interne Zinsfuß (IRR) läge bei 34 %. Dafür müsste das Unternehmen oder ein Investor als Joint Venture Partner ca. 9 Mio. USD aufbringen. Nach nur 3,25 Jahren hätten sich die Investitionskosten bereits vollständig amortisiert. Interessant bei der PEA war auch das optimistische Szenario, welches einen Goldpreis von 3.366 USD je Unze berücksichtigte. Die Amortisationszeit reduziert sich dann auf 2,5 Jahren und der Barwert des Projektes steigt auf 54 Mio. USD, was einem internen Zinsfuß auf 64 % p. a. entspricht. Bei einem aktuellen Goldpreis von 3.750 USD könnte letztere Annahmen realistischer sein.
Letzte Woche verkündete das Explorationsunternehmen zudem den bevorstehenden Explorationsstart seines in der Elfenbeinküste gelegenen 297 km² Projektgebietes Tiegba. Das dortige Goldprojekt soll in der ersten Phase der Exploration geochemisch durch Oberflächenarbeiten untersucht und die Ergebnisse entsprechend kartiert werden. Insgesamt sollen ca. 3.500 Bodenproben bis in das zweite Quartal 2026 entnommen werden. Parallel soll das Gebiet im ersten und zweiten Quartal 2026 aeromagnetisch per Drohnenüberflug vermessen werden. Im Anschluss sollen dann Luftkernbohrungen vorgenommen werden, die sich bis in das dritte Quartal 2026 erstrecken sollen. Das Tiegba-Projekt liegt mitten in einer erstklassigen Goldregion des westafrikanischen Landes, durch die sich der Goldgürtel Tehini zieht.
Aixtron mit Research Update
Die Aktie des deutschen Maschinenbauunternehmens Aixtron AG (WKN: A0WMPJ | ISIN: DE000A0WMPJ6 | Ticker-Symbol: AIXA) war in den letzten 12 Monaten von einem stetigen Bergauf und Bergab gekennzeichnet. Der Wert bewegte sich dabei in einer Handelsspanne von 8,45 EUR bis 16,70 EUR und konnte sich seit Anfang September wieder in Richtung des oberen Korridors emporschieben.
Unterstützung fand der Kurs auch im - am Mittwoch veröffentlichten - Research Update von der Deutsche Bank Research. Zwar wird die Aktie weiterhin nur als „Hold“ angesehen, aber die Bruttomarge des Unternehmens hat sich von 37 % auf 41 % erhöht. Auch der freie Cashflow stieg im zweiten Quartal auf 41,3 Mio. EUR, während im Vorjahr noch -23,4 Mio. EUR erzielt worden sind. Für das Gesamtjahr erhöhte der Analyst Michael Kuhn daher sein Kursziel von 15,00 EUR auf 16,00 EUR. Wenn Aixtron die Wachstumschance nutzt und mehr Aufträge für die neue 200 mm Wafer-Generation erhält, dürfte sich dieses Kursziel als zu gering erweisen.
Fazit
Von der bisherigen Goldrally konnte die Aktie des Goldexplorers Desert Gold noch nicht profitieren. Durch die guten Nachrichten des Unternehmens, aber auch durch das zunehmende Momentum im Goldsektor dürfte ein Anspringen des Kurses nur noch eine Frage der Zeit sein. Nachholpotenzial hat auch die Aktie von Aixtron, die durch die Umstellung von 150 mm auf 200 mm SiC-Wafern vermehrt Bestellungen erwarten dürfte. Momentum kommt bei der Aktie von Rio Tinto auf, bei der sich langsam Rüstungsfantasien ausbreitet.