19.12.2023 | 05:30
Aufstieg und Verfall – Bayer, BASF, Cardiol Therapeutics Aktie
Kaum eine Branche ist so stark mit dem deutschen Industriestandort verbunden wie die chemische Industrie. Die Wertschöpfungstiefe sucht weltweit ihres Gleichen und ist Basis für eine jahrzehntelange Innovations- & Wachstumsstärke des deutschen Gesamtmarktes gewesen. Alle Herausforderungen der letzten Jahrzehnte konnte der Sektor bisher bestehen und ist daraus gestärkt hervorgegangen. Auch die aktuellen, von der Politik geschaffenen Probleme dürfte der Sektor lösen und mit noch aggressiveren Standortverlagerungen lösen wollen. Das bietet Risiken aber auch Chancen, die es zu nutzen gilt.
Lesezeit: ca.
3 Minuten.
Autor:
Alfred Laugeberger
ISIN:
DE000BAY0017 , CA14161Y2006 , DE000BASF111
Bayer Aktie ohne Boden
Seit der Übernahme von Monsanto findet die Bayer Aktie (WKN: BAY001 | ISIN: DE000BAY0017 | Ticker-Symbol: BAYN) keinen Boden mehr. Eine Klärung der ungelösten Rechtsstreitigkeiten in den Glyphosatprozessen der USA ist nach wie vor nicht in Sicht, und gravierende Fehlentscheidungen des damaligen Managements haben dem Unternehmen extrem geschadet. Mittlerweile ist die Börsenbewertung des Bayer Konzerns gerade einmal halb so hoch wie die damalige Kaufpreiszahlung von 66 Mrd. USD für Monsanto. Mit dem Scheitern des großen Hoffnungsträgers Asundexian in der Phase-III-Studie ging die Aktie erneut auf Tauchstation und erreichte ein 18-Jahrestief. Es ist daher wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis die Aktie die nächste Unterstützungszone bei 19,39 EUR erreicht.
Dass diese Zone noch erreicht werden kann, daran zweifeln wahrscheinlich selbst die eigenen Mitarbeiter nicht mehr. „Doch, wo die Gefahr wächst, wächst das Rettende auch“, wusste bereits Hölderlin zu berichten. Der eingeleitete Wandel des seit 1. Juni 2023 amtierenden CEO des Bayer Konzerns Bill Anderson, dürfte dann nach und nach im Unternehmen sichtbar werden. Spätestens im Frühjahr erwarten die Aktionäre daher die Vorschläge zur neuen Ausrichtung des Unternehmens und wie der Konzern strategisch sich weiter entwickeln soll. Auch für die Ausdünnung der Patentpipeline braucht die Pharmasparte eine Lösung und das dürfte nur mit externen Zukäufen möglich sein.
Cardiol Therapeutics hat 700 % Kurschance laut Canaccord
Das kanadische Unternehmen Cardiol Therapeutics (WKN: A2PA9E | ISIN: CA14161Y2006 | Ticker: CT9) schreitet bei der Entwicklung seiner oralen Formulierung CardiolRx™ weiter voran. Der Wirkstoff des Biotechunternehmens wird als neue Behandlungsmethoden von Herzerkrankungen bei Entzündungen (Inflammation) und Gewebeveränderungen (Fibrose) erforscht und getestet. In der bereits angestoßenen Phase-II-Studie (MAvERIC-Pilot) zu der Wirkweise von CardiolRx™, konnte das Patientenrekrutierungsziel von 50 % hinter sich gelassen werden. Im ersten Quartal 2024 soll dann die Patientenrekrutierung abgeschlossen sein. Daher war es für die Kanadier auch wichtig, das Massachusetts General Hospital als Krankenhaus für die Pilotstudie gewinnen zu können.
Ihr führender Arzneimittelkandidat, CardiolRx™, wird in zwei klinischen Phase-II-Studien bei zwei seltenen Herzerkrankungen untersucht, die durch rezidivierende Perikarditis (wiederkehrende Entzündung des Herzbeutels) und akute Myokarditis (Entzündung des Herzmuskels) verursacht werden. David Elsley, Präsident und Chief Executive Officer von Cardiol Therapeutics, sagte: "Die Ergebnisse der MAvERIC-Pilotstudie werden dazu beitragen, das therapeutische Profil unseres führenden Prüfpräparats bei dieser Erkrankung besser zu verstehen und das Design einer entscheidenden klinischen Phase-III-Studie zu untermauern, um die potenzielle Zulassung von CardiolRx™ zu unterstützen, das auch in der globalen ARCHER-Phase-II-Studie bei Patienten mit akuter Myokarditis untersucht wird."
Die Experten des kanadischen Analystenhauses Canaccord sehen die Marktchancen von Cardiol Therapeutics als sehr hoch an. Sie geben nach ihren Berechnungen ein Marktziel von 6 USD (5,50 EUR) aus. Bei einem derzeitigen Kurs von 0,86 USD (0,77 EUR) würde dies einer Ver-7-fachung gleichkommen. Voraussetzung wäre dafür aber eine erfolgreiche Phase-II-Studie. Da der Cashbestand des Unternehmens zum 3. Quartal bei ca. 27 Mio. EUR lag, die Börsennotierung aber im Moment nur 51 Mio. EUR beträgt, ist der Kurs der Aktie nach unten hin abgesichert.
BASF mit Kursrakete
Mit einer Kursrally konnten die Aktien der BASF (WKN: BASF11 | ISIN: DE000BASF111 | Ticker-Symbol: BAS) die Anleger seit Ende November 2023 überzeugen. Von 42,30 EUR auf 48,35 EUR innerhalb von 13 Handelstagen macht ein Zugewinn in dieser Zeit von über 14 %. Gerade für das derzeitig vorherrschende Konjunkturumfeld ist dies ein starkes Signal an der Börse, denn die Herausforderungen durch politisch bedingte Preisanstiege bei Strom und Erdgas sind enorm.
Aufhellend für die Chemie- und Pharmaindustrie und damit für BASF ist aber die Abschwächung der Kaufzurückhaltung, denn die Lager der Abnehmer haben sich deutlich geleert. Damit dürfte der Preisverfall ein Ende finden und die Margen der Branche stabilisieren. Auch sind die Preise für den wichtigen Ausgangsstoff Erdgas im Vergleich zum Vorjahr gefallen, sodass die Erzeugerkosten sich reduziert haben. Dennoch haben die internationalen Wettbewerber der BASF eine bessere Ausgangsposition, da die dortigen Energiekosten signifikant geringer sein.
Fazit
Eine Bodenbildung ist bei der Aktie von Bayer noch lange nicht in Sicht, während die BASF-Aktie sich davon deutlich abheben und ansteigen konnte. Cardiol Therapeutics Aktien bieten sich für spekulativer orientierte Anleger an, die Kursrücksetzer für einen Einstieg nutzen möchten. Bei erfolgreicher Phase-II-Studie von CardiolRx™ dürften diese dann überproportional von einem Anstieg der Aktie profitieren.