19.08.2025 | 05:50
Berg- und Talfahrt - Formycon, Vidac Pharma, Novo Nordisk
Nach dem Treffen zwischen Putin und Trump bezüglich des Ukraine-Kriegs schwanken die Märkte zwischen Frieden und Krieg. Ob dieses erste direkte Gespräch zu einem Durchbruch bei den Friedensgesprächen führen kann, wird erst die Zukunft zeigen, aber vielleicht bringt das Anschluss-Treffen zwischen Trump und Selenskyj weitere Impulse. Sollten diese kommen, würden sicherlich die stark gehypten Rüstungsaktien kurzfristig deutlich an Boden verlieren, während die teils stark gefallenen Biotech- und Pharmawerte von einer Sektorrotation profitieren könnten.
Lesezeit: ca.
3 Minuten.
Autor:
Alfred Laugeberger
ISIN:
DE000A1EWVY8 , DK0062498333 , GB00BM9XQ619
Formycon – Umsatzhalbierung
Seit Jahresanfang ging es für die Aktie der aus Planegg bei München stammenden Formycon AG (WKN: A1EWVY | ISIN: DE000A1EWVY8 | Ticker-Symbol: FYB) signifikant bergab. Zum Jahresanfang 2025 wurde in der Spitze noch 64,40 EUR aufgerufen, ehe der Absturz erfolgte. Innerhalb von drei Monaten fiel der Wert bis Anfang April auf nur noch 19,18 EUR ab und damit drittelte sich der Wert innerhalb von nur einem Quartal.
Der deutliche Abverkauf ist auf das Biosimilar FYB202 zurückzuführen, das zu nicht liquiditätswirksamen Abschreibungen in Höhe von 134 Millionen EUR führte. Im Jahr 2025 will das Biotechnologie-Unternehmen weiterhin einen Umsatz von 55 bis 65 Mio. EUR erzielen, rechnet aber mit einem negativen operativen Ergebnis von 10 bis 20 Mio. EUR. Ob diese Jahresprognose des Vorstandes nach dem Halbjahresbericht von letzter Woche haltbar ist, bezweifeln dagegen erste Marktakteure. Denn darin verkündete das Unternehmen Umsatzerlöse von nur 9,0 Mio. EUR.
Der Konzernchef Stefan Glombitza sieht das Jahresziel aber nicht in Gefahr und rechnet mit einer starken und sehr dynamischen zweiten Jahreshälfte. Hierzu soll vor allem eine erste Lizenzpartnerschaft für FYB206 und eine Lizenzerweiterung von FYB202 zur Zielerreichung maßgeblich beitragen.
Vidac Pharma - eine Kauf-Empfehlung
Ein Pionier im Bereich der Erforschung neuer Krebsbehandlungen ist das biopharmazeutische Onkologieunternehmen Vidac Pharma (WKN: A3DTUQ | ISIN: GB00BM9XQ619 | Ticker-Symbol: T9G). Mit neuartigen Krebstherapien befindet sich das Unternehmen u. a. mit den Wirkstoffkandidaten VDA 1102 (Tuvatexib) und VDA 1275 in der klinischen Phase. Für beide Wirkstoffkandidaten besteht bereits seit 2024 ein erweiterter Patentschutz in den USA beim US-Patent- und Markenamt (USPTO). Dieser bezieht die Anwendung der Wirkstoffe auch für Metastasen bei Dickdarm-, Gebärmutterhals- und Lungenkrebs wie auch für Prostata- und Bauspeicheldrüsenkrebs mit ein.
Um das Wachstum des Unternehmens zu beschleunigen, wurde zum Start des zweiten Halbjahres Anfang Juli 2025 Dr. Eyal Breitbart zum Chief Technology Officer (CTO) ernannt. Dieser verfügt über zwei Jahrzehnte Führungserfahrung in den Bereichen der Forschung und Entwicklung (F&E), der Arzneimittelentwicklung über die klinischen Phasen bis hin zur Betreuung komplexer Produktionsprozesse.
Darüber hinaus plant Vidac Pharma ein Verfahren zur Beantragung der behördlichen Genehmigung bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) einzuleiten, damit die Aktie zukünftig auch an allen anderen großen deutschen Börsen gehandelt werden kann. Dazu passend veröffentlichte das deutsche Equity-Research-Unternehmen Sphene Capital eine neue Einstufung von Vidac Pharma. Das Unternehmen empfiehlt das Unternehmen zum „Kauf“ und sieht einen Aktienkurs von 4,30 EUR in den nächsten 36 Monaten als gerechtfertigt an.
Novo Nordisk Trendwende vollzogen?
Nach acht Jahren anhaltendem Dauerlauf der Aktie des dänischen Biopharma-Unternehmens Novo Nordisk (WKN: A3EU6F | ISIN: DK0062498333 | Ticker-Symbol: NOV) an der Börse wurde dieser im Juni 2024 beendet. Die immer höheren Erwartungen der Marktteilnehmer konnte das Unternehmen nicht mehr erfüllen und der Abverkauf der Aktien des Unternehmens beschleunigte sich von Woche zu Woche. Bis Anfang diesen Monats setzte sich diese Bewegung fort, sodass vor knapp zwei Wochen nach einem Kursverlust in der Spitze von über 72 % die Aktie bei 38,54 EUR ihren bisherigen Boden gefunden hat.
Doch in den letzten Tagen griffen vermehrt Anleger wieder zu und so stieg der Wert bis zum gestrigen Montag wieder auf 46,42 EUR an. Ausschlaggebend dürfte dafür die Zulassung des Medikaments Wegovy zur Behandlung von Lebererkrankungen in den USA sein. Damit erweitert sich die erfolgreiche Adipositas-Therapie um die Möglichkeit zur Behandlung der nichtalkoholischen Fettlebererkrankung (NASH). Dieser Behandlungsmarkt in den USA wird von Experten auf 20 Mrd. USD p. a. geschätzt und eröffnet den Dänen einen zusätzlichen Wachstumspfad neben dem bereits sehr stark gestiegenen Segment für fettleibige Menschen.
Bisher erzielte Novo Nordisk im letzten Jahr mit seinen Kassenschlager Wegovy und Ozempic einen Umsatz von 15,4 Mrd. USD. Zum Jahr 2023 ist das ein Anstieg von 36 %. Durch die Zulassungserweiterung von Wegovy durch die US-Gesundheitsbehörde (FDA) zur Behandlung von Lebererkrankungen könnte der Umsatz in den nächsten Jahren sogar auf über 20 Mrd. USD im Jahr ansteigen.
Fazit
Von den drei vorgestellten Biotech Unternehmen hat sich die Aktie von Vidac Pharma in den letzten Monaten, trotz schwierigem Marktumfeld, sehr gut gehalten. Stark abverkauft mit einer Kursdrittelung wurden dagegen die Aktien von Novo Nordisk und Formycon. Ob bei diesen beiden Aktien bereits der Boden gefunden ist?