07.04.2025 | 05:45
Chancen jetzt nutzten - First Hydrogen, Hensoldt, Münchener Rück
Die Börsen stecken derzeit in einer turbulenten Phase. Von Rezessionsängsten über Handelskonflikte bis hin zu geopolitischen Unsicherheiten. Die USA versuchen unter der zweiten Amtszeit von US-Präsident Donald Trump das gut justierte Rad des internationalen Handels neu zu erfinden. Doch Handelskonflikte waren in der Vergangenheit nie gut für die Börsen und „Hau-Ruck“ Aktionen gegen die ganze Weltwirtschaft dürften kurzfristig vor allem negativ für die Angebotspreise der US-Wirtschaft sein, welche die Regierung eigentlich erhofft, zu senken. Was zählt in dieser Woche?
Lesezeit: ca.
3 Minuten.
Autor:
Alfred Laugeberger
ISIN:
CA32057N1042 , DE0008430026 , DE000HAG0005
Hensoldt erweitert Kooperation
Das Stimmungsbild vieler deutscher Investoren und Anleger hat sich seit 2022 von Pazifisten und Militärhassern hin zu Kriegsbefürwortern gewandelt. Rüstungsunternehmen sind längst „en vogue“ und in einer wachsenden Anlegerschaft mehr als nur beliebt. Der einst bekannte Ausspruch „Frieden schaffen ohne Waffen“ ist längst dem neuen Politikerslogan „Mit Waffen Frieden schaffen“ gewichen. Die Auftragsbücher der Rüstungsgüterhersteller sind so prall gefüllt wie zu längst vergessenen Zeiten nicht mehr und die begrenzten Produktionskapazitäten nutzen die Unternehmen zur Optimierung ihrer Margen. So auch die auf Verteidigungselektronik und Sensorlösung spezialisierte Hensoldt AG (WKN: HAG000 | ISIN: DE000HAG0005 | Ticker-Symbol: HAG).
Das Rüstungsunternehmen gab zuletzt bekannt, die Zusammenarbeit mit den tschechischen Streitkräften zu erweitern. Die strategische Partnerschaft soll die Zusammenarbeit bei dem Artilleriesystem TARANIS ADLER intensivieren. Auch auf dem modernen Gefechtsfeld ist die Digitalisierung nicht weg zu denken und so soll die Sensorik, Aufklärung und Artilleriesteuerung durch mit Sensoren ausgestatte digitale Knotenpunkte optimiert werden. Mithilfe der Integration der Sensoren soll das tschechische Kommando-System BVIS verbessert werden. Von der in der letzten Woche verkündeten Ausweitung der Zusammenarbeit konnte die Aktie aber im Zuge des allgemeinen Abverkaufs an den internationalen Börsen vorerst nicht profitieren. Dies ist wohl dem starken Anstieg seit Jahresanfang geschuldet, der aktuell für Gewinnmitnahmen genutzt wird.
First Hydrogen expandiert in der Krise
Im abgelaufenen Monat März auf sich aufmerksam machen konnte die Aktie von First Hydrogen (WKN: A3C40W | ISIN: CA32057N1042 | Ticker-Symbol: FIT). Das im Wasserstoff- und Brennstoffzellensektor tätige Unternehmen verkündete Mitte März diesen Jahres seine Expansion auf dem deutschen Markt und gründete dafür eine deutsche Tochtergesellschaft. Das aus Kanada stammende Unternehmen mit Niederlassung in Großbritannien will von der wachsenden Nachfrage nach grünem Wasserstoff in Deutschland profitieren und sich einen Marktanteil im Bereich der Dekarbonisierung im industriellen Sektor sichern.
Mit Gründung der First Hydrogen GmbH tragen die Kanadier ihrer strategischen Ausrichtung Rechnung und zielen auf den 500 Mrd. EUR schweren Sonderfonds der neuen noch konstituierenden Bundesregierung zur landesweiten Infrastrukturentwicklung ab. Durch die politisch gewollte Fokussierung auf grünen Wasserstoff wird Deutschland bis 2030 einen Großteil seines Wasserstoffbedarfs durch Importe decken müssen. Diesen stark wachsenden Markt will First Hydrogen bedienen und ergänzt den einhergehenden Bedarf an Energie mit seiner weiteren Tochtergesellschaft mit Fokus auf kleine modulare Kernreaktoren (SMR). Die Europäische Union (EU) hat die Kernenergie bereits im Rahmen der Taxonomie als „grüne Technologie“ gelabelt und sieht die Atomkraft als Bestandteil der Dekarbonisierungsstrategie an.
Die fortschrittliche Nukleartechnologie soll in die Produktion von Wasserstoff mit eingebunden werden und dafür bietet sich die kompakte Bauweise wie auch die Skalierbarkeit der modularen Kernreaktoren an. Diese habe die Fähigkeit kontinuierliche aber vor allem auch wetterunabhängige Energie produzieren zu können. Der Weltmarkt für die SMRs wird von IDTechEx bis 2033 auf 72,4 Mrd. USD geschätzt und soll bis 2043 sogar 295 Mrd. USD erreichen. Das wäre ein Wachstum von ca. 30 % p. a., an welchem sich First Hydrogen seinen Anteil sichern will, zumal auch der globale Energiebedarf durch das stetige Bevölkerungswachstum zusätzlich zunimmt.
Münchener Rück – geht die Luft aus?
Im aktuellen Risk-Off Modus der Aktienmärkte, in welchem selbst defensive und cashflowstarke Werte wie der weltgrößte Rückversicherer Münchener Rück (WKN: 843002 | ISIN: DE0008430026 | Ticker-Symbol: MUV2) abverkauft werden, hilft nur die Berücksichtigung der Kennzahlen der entsprechenden Unternehmungen. Das Geschäftsmodell des globalen Versicherungsriesen ist nicht auf Importe oder Exporte angewiesen und Versicherungsprodukte müssen nicht über Zollgrenzen hinweg transportiert werden.
Wenn sich die derzeit vorherrschende Angst und Panik an den Aktienmärkten gelegt hat, dürften Unternehmen wie die Münchener Rückversicherung sogar von der Zunahme an wirtschaftlicher Unsicherheit profitieren, denn die Nachfrage nach Absicherung und Risikomanagement dürfte international eher zulegen. Außerdem lockt der Rückversicherer auf dem aktuellen Kursniveau von 559 EUR je Aktie mit einer durchaus attraktiven Dividendenrendite von knapp 3,6 % p. a. Das ist ein ganzer Prozentpunkt mehr als die zehnjährigen deutschen Staatsanleihen, die trotz massiven Schuldenprogramms nur knapp 2,6 % p. a. Zinsen abwerfen.
Fazit
Die aktuellen teils deutlichen Kursrücksetzer an den internationalen Finanzmärkten können langfristige Investoren für den Einstieg bei ausgewählten Aktien nutzen. Im Moment werden alle Aktien in Sippenhaft genommen und im Risk-Off Modus der Märkte abverkauft. Das bietet smarten Investoren aber die Gelegenheit, sich bei interessanten Titeln einzukaufen.
