18.03.2021 | 05:45
Das fliegt jetzt – Deutsche Lufthansa, The Place Holdings, TUI
Kaum wurde des Deutschen Urlaubsinsel Nummer 1 Mallorca von der Liste der Risikogebiete genommen und damit für Urlaubsreisen frei gegeben, gab es einen Run auf die Flugtickets. Die reisehungrigen und Lockdown-genervten Menschen wollen endlich ein Stück weit Normalität zurück und raus aus der von Verordnungen bestimmten und stark eingeengten Tristesse des Alltags. Dieser Run auf Urlaubsreisen und Flugtickets in die Ferne steht gleichzeitig für das Potential der Nachholeffekte nach Beendigung der Lockdown-Politik. Und diese drei mehr oder weniger bekannten Aktien profitieren langfristig davon.
Lesezeit: ca.
3 Minuten.
Autor:
Stefan Bode
ISIN:
DE0008232125 , DE000TUAG000 , SG1Q02920318
Riesiges Potential
Während sich viele Deutsche nach einem Jahr Lockdown nach dem Auslandsurlaub sehnen, ist in China und Ostasien von dem anfänglichen rigorosen Abriegeln von Städten nichts mehr zu sehen. China befindet sich seit Sommer 2020 wieder im Alltag und gehört zu den Profiteuren der westlichen Lockdown-Politik. Die Wirtschaft in China wächst und das steigert die Wirtschaftskraft immer größerer Bevölkerungsteile und befeuert auch das Wirtschaftswachstum der Nachbarländer. Auch wenn Teile der Bevölkerung noch einen Großteil ihres Einkommens in den Konsum stecken, um ihren Lebensstandard zu steigern, ist eine breite Mittelschicht bereits auf dem Lebensstandard der westlichen Welt angekommen.
Tendenz stark steigend. Von dieser mehrere 100 Millionen Menschen umfassenden Mittelschicht profitiert nicht nur die Immobilien-, sondern auch die Tourismusindustrie. Alleine die chinesischen Inlandsreisen stiegen im vergangenen Jahr um 8,4% auf über 6 Milliarden USD an.
The Place Holdings – bestens vorbereitet, bestens vernetzt
Die in Singapur ansässige Unternehmensgruppe The Place Holdings wird von der milliardenschweren chinesischen The Place Investment Group gemanagt. Die Vorgehensweise der beiden Unternehmen am Markt ist dabei recht einfach, aber sehr erfolgreich. Es erfolgen Investitionen in die Immobilienentwicklung, deren Auslastung durch medienbezogene Werbung z.B. durch Kulturtouristen und den Ausbau der Wertschöpfungskette durch Bars, Restaurants, Modeläden und weiteren Shopping- und Kulturerlebnissen.
The Place Holdings ist schuldenfrei und es steht derzeit eine „Kriegskasse“ von ca. 46 Millionen Euro zur Verfügung. Bisherige Beteiligungen bestehen z.B. an dem über 90 Millionen Euro schweren Realty Centre oder in einem 80-prozentigen Anteil an einer Gewerbefläche im Südosten des Berges Yuntai in der Nähe der chinesischen neun Millionenmetropolregion Nanjing mit einem Einzugsgebiet von über 40 Millionen Menschen. Hier soll auf 270.500 qm ein Naherholungsareal entwickelt werden, denn am Yuntai Berg steht Chinas erster UNESCO Global Geopark. Dieser zog bereits 2019 über 6 Millionen Touristen an.
Am gestrigen Mittwoch, 17.03.2021, gab das Unternehmen zudem bekannt, die Aktien im Verhältnis 5 zu 1 zusammen zu legen. Dadurch soll der Aktienpreis optisch erhöht und die ausstehende Aktienanzahl auf 1,176 Milliarden Aktien gesenkt werden. Diese Konsolidierung ist ein weiterer positiver Schritt und dürfte eher für die Investoren interessant sein, denn so hat das Unternehmen die Chance, sich sukzessive aus dem Pennystock-Segment heraus zu entwickeln. Durch die Konsolidierung würde die Aktie nicht mehr bei 0,12 Singapur-Dollar (S$) sondern bei 0,60 S$ stehen. Als langfristiges Investment in einem stark wachsenden Markt, sollte The Place Holdings ein grundsolides Investment mit genügend Wachstumspotential sein.
Lufthansa – Mit Schub abheben
Seit September 2020 kennt die Aktie der Lufthansa (WKN: 823212 ISIN: DE0008232125 Ticker: LHA) wieder eine andere Richtung als den Sinkflug und startet „kurz“ vor der Bodenberührung mit staatlichen Rettungspaketen wieder durch. Die Aktie der Kranich Airline erholte sich seit September 2020 von 6,85 Euro auf aktuell 12,04 Euro. Ein Anstieg von über 75 %. Wann die Lufthansa jedoch wieder eine optimale Flughöhe erreicht ist derzeit noch nicht absehbar. Vorteilhaft ist aber die hohe Nachfrage nach Flügen Richtung Mallorca zu den anstehenden Osterferien.
Das Tochterunternehmen Eurowings legte nach der Streichung von Mallorca aus der Risikogebietsliste über 300 neue Flüge auf und viele davon sind bereits komplett ausgebucht. Durch die hohe Nachfrage erhöhte Eurowings bereits die Ticketpreise im Vergleich zu Februar um den Faktor drei, aber das scheint niemanden der „Lockdown-Frustrierten“ zu stören. Das Geld konnte ja bisher außer im Onlineshopping auch nicht anderweitig ausgegeben werden und somit steigt die Gewinnmarge für Lufthansa und das Tochterunternehmen wieder deutlich an.
Sollte die Aktie der Lufthansa per Wochenschlusskurs oberhalb der 11,50 Euro verweilen, wäre das nächste Anlaufziel der Aktie 16,11 Euro. Bei Unterschreiten der 11,50 Euro sollte eine Kursabsicherung bei 10,82 Euro vorgenommen werden, um die Investition vor größeren Verlusten zu sichern.
TUI – Wann greift die Digitalisierung?
Auch die TUI Aktie (WKN: TUAG00 ISIN: DE000TUAG000 Ticker: TUI1) konnte seit September 2020 ordentlich zulegen. Nachdem die charttechnische Bodenformation Bullischer Keil aufgelöst worden ist, wurde ein langfristiges Einstiegssignal geliefert. Die Aktie des Hannoveraner Reisekonzerns erholte sich seit September 2020 von 1,77 Euro auf derzeit 4,85 Euro. Ein Anstieg von über 174 % in einem knappen halben Jahr. Auch wenn die letzten 14 Monate für die Aktionäre einem Höllenritt glichen, gibt es viele positive Signale. Neben den Lockerungen um Mallorca folgen immer mehr Streichungen von Ländern und Urlaubsregionen von der Risikoliste.
Auch die Digitalisierung bei der TUI wurde massiv vorangetrieben. Die Onlineverwaltung der Urlaubsbuchung können jetzt auch die Kunden der Reisebüros direkt bei der TUI einsehen und ändern. Getestet wird dies derzeit noch in England, dürfte aber schnell auf die anderen Länder ausgerollt werden. Anleger sollten die Marke von 3,90 Euro je Aktie rot anmarkern, denn ein Wochenschlusskurs darunter aktiviert einen erneuten Abverkauf. Der nächste Widerstand liegt dagegen erst bei 6,35 Euro.