13.10.2021 | 05:45
Energiewende überhaupt machbar? – Nikola, BYD, Enapter AG
Die Klimaneutralität der EU soll bis 2050 umgesetzt werden und die alte Bundesregierung wollte dieses Ziel sogar bis 2045 erreichen. Doch ist der Umbau zur CO2-Neutralität überhaupt in der Geschwindigkeit umsetzbar, wenn bereits jetzt die Energieversorger zu kämpfen haben, das Stromnetz stabil zu halten? Wo kommt der Strom nach dem Abschalten der deutschen Atomkraftwerke her, wenn Deutschland diesen nicht mehr selbst produziert? Kann daher die E-Mobilität Teil der Lösung sein oder wird sie in den nächsten Jahren eher Teil des Energieproblems und stürzt Deutschland und Westeuropa in einen Blackout?
Lesezeit: ca.
3 Minuten.
Autor:
Stefan Bode
ISIN:
NIKOLA CORP. | US6541101050 , ENAPTER AG INH O.N. | DE000A255G02 , BYD CO. LTD H YC 1 | CNE100000296
Wasserstoffstandort Deutschland
Um den Wasserstoffstandort Deutschland aufzubauen, geben Bund, Länder und Unternehmen viele Milliarden Euro aus, um Investitionen vorzunehmen. Auf dem deutschen Markt sehr aktiv ist bereits der Wasserstoff-Elektrolyseur Enapter AG (WKN: A255G0 ISIN: DE000A255G02 Ticker: H2O). In der nordrhein-westfälischen Klimakommune Saerbeck wird bereits eine Fabrik zur Produktion von hocheffizienten Wasserstoffgeneratoren gebaut. Mit dem Schwerpunkt auf der Anion-Exchange-Membrane (AEM) Elektrolyse soll bis Ende 2022 mit der Produktion gestartet werden können und anfänglich 280 MW im Jahr an Elektrolyseuren produziert werden. Insgesamt sollen daher jeden Monat 10.000 Einheiten das Werk verlassen.
Die Firmen-DNA der Enapter AG ist die ökologische Energieproduktion und daher setzt das Unternehmen von Anfang an zu 100% auf nachhaltige Energiegewinnung und Energieverbrauch in allen Bereichen der Wertschöpfungskette. Durch das Werk in Pisa, Italien, sollen erste Geräte bereits ab Jahresende produziert werden, aber dabei handelt es sich eher um eine Kleinserie von ca. 400 Stück im Monat. Von politischer Seite wird die Enapter AG ebenfalls mit Mitteln als dem Landeshaushalt von Rheinland-Pfalz unterstützt. 9,36 Mio. EUR flossen dem Unternehmen zu, um die geplante Massenproduktion mit dem nötigen Maschinenpark schneller zu erreichen.
Neue Allianz bei Nikola
Nikola (WKN: A2P4A9 ISIN: US6541101050 Ticker: 8NI) und TC Energy (WKN: A2PJ41 ISIN: CA87807B1076 Ticker: TRS) haben eine Partnerschaft bekannt gegeben und wollen die Wasserstoff-Technologie in den USA und Kanada vorantreiben. Das Energieinfrastrukturunternehmen TC Energy verfügt bereits über ein Netz an Stromerzeugungs- und Speicheranlagen und Erdgas- und Erdölpipelines. Mit 7.500 Mitarbeitern ist TC Energy bereits ein schlagkräftiges Unternehmen und mit der Fokussierung auf den Bau und das Betreiben von kritischer Wasserstoffinfrastruktur, macht eine strategische Kooperation für beide Unternehmen Sinn. Die Käufer von Nikolas emissionsfreien und wasserstoffbetriebenen Schwerlastfahrzeugen wollen ihre Fahrzeuge nach dem Kauf auch verkehrsgünstig und zeitsparend betanken können.
Nikola kann mit der Kooperation mehr LKWs verkaufen, während TC Energy durch die Zusammenarbeit seine aufzubauende Wasserstoffinfrastruktur mit jedem verkaufen Nikola Fahrzeug besser auslasten kann. Wesentlich wird daher sein, dass die Wasserstoffproduktion günstig vor Ort an den Tankstellen produziert werden kann, damit eine teure Logistik für den Transport von Wasserstoff vermieden werden kann. Jede Waserstofftankstelle soll dabei jeden Tag 150 Tonnen mehr an Wasserstoff produzieren und an stark befahrenen LKW-Korridoren platziert werden. Je mehr LKW-Fahrzeuge dann später verkauft werden und unterwegs sind, desto dichter kann das Netz an Wasserstofftankstellen werden.
BYD bisher sehr stark
Der Elektroauto-Markt in China wächst nach wie vor kräftig weiter, so auch im abgeschlossenen September. 276.000 Fahrzeuge mit reinem Batterie-Antrieb wurden an Endkunden verkauft und damit wurden dreimal so viele Fahrzeug wie zum Vorjahresquartal verkauft, ca. 39% mehr als noch im August 2021. Insgesamt wurden 1,5 Mio. Elektroautos in den ersten drei Quartalen allein in China verkauft. BYD (WKN: A0M4W9 ISIN: CNE100000296 Ticker: BY6) zog mit Quartalsabschluss erstmalig an Tesla vorbei und verkaufte nun bereits mehr Fahrzeuge als die „Neu-Texaner“. 70.022 Elektrofahrzeuge und Plug-In-Hybride verkaufte BYD im August und konnte im abgelaufenen September 79.037 Fahrzeuge absetzen. Zum Vorjahresmonat ein Anstieg von 93,2 %.
Die Erfolgsstory aus China ist ein richtiger Lichtblick zu der aktuell sehr angespannten Lage am chinesischen Aktienmarkt. Die großen Techwerte sind alle durchweg unter die Räder gekommen und mit der Evergrande-Krise wird der Immobilienmarkt von China ordentlich durcheinander gemischt und die Karten neu verteilt. Durch den anziehenden Absatz bei BYD scheint zumindest aktuell ein heller Stern zu leuchten. Doch wie sich die derzeitige Energiekrise auch auf die E-Mobilität in China auswirkt, ist aktuell nicht absehbar. Gut möglich, dass zu dem Abschalten ganzer Wirtschaftsbereiche vom Stromnetz auch ein Ladeverbot von E-Mobilen kommen könnte. Zuzutrauen wäre auch das der Zentralregierung in Peking.
Fazit
Die Klimaneutralität in der EU und Deutschland stößt bereits jetzt an die physikalisch-ökonomischen Grenzen. Wachsender Strombedarf bei abnehmenden Stromangebot wird den bereits schon jetzt teuersten Strom der Welt weiter verteuern. Was tendenziell nachteilig für die E-Mobilität ist, dürfte sich gerade für die sich entwickelnde Wasserstoffindustrie vom Vorteil sein.