16.04.2024 | 05:45
Subventionen und Kurssturz – BYD, Royal Helium, Varta Aktie
Um die Positionen deutscher Unternehmen in Asien zu schützen und für fairen Wettbewerb zu werben, reiste Bundeskanzler Olaf Scholz zusammen mit Vertretern aus der Wirtschaft nach China. Dort sagte er bei einer Diskussion am Montag an der Tongji-Universität von Shanghai, dass es kein Dumping, keine Überproduktion und keine Beeinträchtigung von Urheberrechten geben sollte. Gerade der wachsende Import von billigen Elektroautos aus China sieht auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kritisch, da China durch massive staatliche Subventionen die Überproduktion befeuert. Daher hat die EU-Kommission eine offizielle Antisubventionsuntersuchung eingeleitet.
Lesezeit: ca.
3 Minuten.
Autor:
Alfred Laugeberger
ISIN:
CNE100000296 , CA78029U2056 , DE000A0TGJ55
BYD profitiert von Subventionen
Der chinesische Fahrzeugbauer für Elektroautos BYD (WKN: A0M4W9 | ISIN: CNE100000296 | Ticker-Symbol: BY6) profitierte in den letzten Jahren vom stetig wachsenden Absatz seiner Fahrzeuge. Doch auch seine Lithium-Eisen-Phosphat-Batterietechnologie, die in mittlerweile immer mehr Elektroautos verbaut wird, setzt sich weiter durch. In der Forschung und Entwicklung in diesem Segment ist BYD sogar weltweit führend. Die Lithium-Eisen-Phosphat-Batterien zeichnen sich gegenüber Lithiumbatterien durch höhere Stabilität und Sicherheit aus. Durch Optimierung des Batterieaufbaus konnten nicht nur die Kosten um 30 % reduziert, sondern auch die Reichweite um 50 % erhöht werden. Reichte vor vier Jahren die Reichweite der BYD-Elektrofahrzeuge nur ca. 400 km, so ist diese bei voller Akkuladung bereits auf 600 km angestiegen.
Doch auch BYD wird bei den Antisubventionsuntersuchungen erwähnt. So veröffentlichte das IfW Kiel in seiner Analyse „Foulspiel? Zu Höhe und Umfang der Industriesubventionen in China“ eine Zusammenfassung der staatlichen Zahlungsströme hin zu den börsennotierten chinesischen Unternehmen. So erhielt BYD im Kalenderjahr 2020 ca. 220 Mio. EUR; bis 2022 stieg der Geldfluss sogar auf umgerechnet 2,1 Mrd. EUR an. Damit wird BYD in erhöhtem Maße vom Staat unterstützt, denn der nächstgrößere staatlich gestützte Elektrofahrzeugbauer GAC erhielt in 2022 „nur“ 200 Mio. EUR. Auch von den Kaufprämien profitiert BYD in China besonders stark. Im Kalenderjahr 2022 flossen darüber ca. 1,6 Mrd. EUR zu BYD, während Tesla ca. 0,4 Mrd. EUR und GAC ca. 0,3 Mrd. EUR empfangen haben.
Royal Helium Cashflow steigt
Ohne Subventionen, aber mit wachsender Nachfrage ist das kanadische Unternehmen Royal Helium (WKN: A2PQ6N | ISIN: CA78029U2056 | Symbol: RD31) auf dem Helium-Gasmarkt seit 2023 aktiv. Helium wird als ein stark flüchtiges Gas auf der Erde aus heliumhaltigen Erdgasvorkommen extrahiert. Darauf hatte sich in den letzten Jahren Royal Helium konzentriert und neben heliumhaltigen Erdgasvorkommen in den kanadischen Provinzen Alberta und Saskatchewan auch am Standort Steveville eine Veredelungsanlage errichtet. Durch diese Anlage wird das geförderte Erdgas mit einer Konzentration von 0,43 % bis 0,53 % Helium geleitet und auf 99,999 % Reinheit für den Industriebedarf verdichtet.
Die Anlage schafft eine Kapazität von ca. 425.000 Kubikmetern Gasdurchfluss am Tag und wird von den beiden produzierenden Bohrlöchern am Standort gespeist. Dieses Jahr soll noch ein drittes Bohrloch den Standort Steveville speisen. Damit sollen mögliche Produktionsausfälle bei regelmäßigen Wartungsarbeiten an einem der anderen beiden Bohrlöcher minimiert werden. In 2024 plant Royal Helium insgesamt 5 Bohrlöcher zu erschließen. Zudem konnte das Unternehmen im abgelaufenen März kurz vor dem Monatswechsel einen ersten Abnahmevertrag von Kohlendioxid (CO2) in Lebensmittel- und Getränkequalität abschließen. Das erhöht den Cashflow und die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens - und verbessert die Attraktivität der Aktie.
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Varta – Nächster Kurssturz
Im Januar 2021 konnte die Aktie der Varta AG (WKN: A0TGJ5 | ISIN: DE000A0TGJ55 | Ticker-Symbol: VAR1) bei 181,30 EUR ihr vorläufig letztes Allzeithoch ausbilden. Viel Substanz des einstigen Börsenstars aus dem schwäbischen Ellwangen ist nach mehr als drei Jahren nicht übriggeblieben. Der Wert verlor innerhalb von gut drei Jahren mehr als 95 % seiner Marktkapitalisierung. Erst am gestrigen Montag wurde ein neues Allzeittief mit 8,84 EUR erreicht. Eine Aktie kostet gerade einmal noch ca. 50 % seines einstigen Ausgabepreises von 17,50 EUR im Oktober 2017.
Einer der Hintergründe für die nochmalige Halbierung der Marktkapitalisierung innerhalb von zwei Wochen sind die nicht mehr ausreichenden Maßnahmen des eigenen Umstrukturierungskonzepts. Das Unternehmen sieht sich bis Ende 2026 nicht in einen profitablen Wachstumskurs zurückfinden. In verschiedenen Geschäftsbereichen haben sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen weiter verschlechtert und auch der mehrwöchige Stillstand der Produktion nach einem Cyberangriff hat die Finanzsituation verschlechtert. Die Analysten reduzierten daraufhin durchweg ihre Einschätzungen der Varta Aktie. So kassierte Warburg Research infolgedessen das Kursziel von 15,00 EUR, senkte es auf 8,00 EUR und stuft die Aktie weiterhin als „Sell“ ein. Die DZ Bank bestätigte ihre Verkaufsempfehlung, reduzierte aber das Kursziel von 17,00 EUR auf 8,80 EUR.
Fazit
Während Royal Helium in diesem Jahr die Cash Flow positive Phase erreicht, warten die Anleger der Varta AG mit Bangen auf die Veröffentlichung der Geschäftskennzahlen 2023 im Mai 2024. Durch massive Subventionierung von BYD durch den chinesischen Staat konnte sich das Unternehmen einen enormen Wettbewerbsvorteil aufbauen.