28.11.2025 | 05:45
Entlassungen, Übernahmen und Wachstumsfokus - Almonty Industries, Puma, Wacker Chemie
Die deutschen Industrieunternehmen verlieren im internationalen Vergleich immer stärker an Wettbewerbsfähigkeit und das hat gravierende Folgen. Die Auftragsbücher leeren sich und Folgeaufträge bleiben aus. Hohe Strompreise und überbordende Bürokratie lassen den Unternehmen keine andere Wahl und eine Kombination aus Verlagerung, Personalabbau und Fabrikschließung trifft immer mehr Branchen. Währenddessen nutzen langfristig orientierte Anleger und Investoren die Chance und greifen bei den ersten Unternehmen wieder zu oder fokussieren sich auf Sektoren mit starker Nachfrage und Wachstumspotenzial.
Lesezeit: ca.
3 Minuten.
Autor:
Alfred Laugeberger
ISIN:
DE000WCH8881 , CA0203981034 , DE0006969603
Wacker Chemie streicht massiv Arbeitsplätze
Die Aktie von Wacker Chemie (WKN: WCH888 | ISIN: DE000WCH8881 | Ticker-Symbol: WCH) konnte sich in den letzten sieben Monaten wieder stabilisieren, nachdem der Wert seit Juni 2022 von 187,10 EUR zwischenzeitlich auf 56,40 EUR zurückgefallen ist. Doch mittlerweile ist das negative Marktumfeld im Kursgeschehen eingepreist und das Sparprogramm des Spezialchemie-Konzerns wird nun klarer und in den nächsten Quartalen umgesetzt.
Um der verringerten Auftragslage aber auch dem wirtschaftlichen Umfeld in Deutschland gerecht zu werden, will das Unternehmen laut letzter Mitteilung bis 2027 mehr als 1.500 der weltweit insgesamt 16.600 Arbeitsplätze abbauen. Der größte Teil des Arbeitsplatzabbaus soll in Deutschland stattfinden, wo das Unternehmen ca. 10.700 Mitarbeiter beschäftigt. So will das Unternehmen ca. die Hälfte der geplanten Einsparungen von 300 Mio. EUR im Jahr erreichen, denn allein in den ersten neun Monaten belief sich der Nettoverlust auf ca. 105 Mio. EUR. Die Kosten müssen daher laut Wacker Chemie Chef Christian Hartel auf ein wettbewerbsfähiges Niveau gesenkt werden. Da die Kosten in Deutschland durch hohe Energiepreise und bürokratische Hemmnisse am höchsten sind, müssen hier auch die stärksten Anpassungen vorgenommen werden.
Almonty Industries mit Wolfram an die Spitze
Der Handelskonflikt zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika (USA) und China hat sich seit dem Abkommen zwischen den beiden Präsidenten Trump und Xi wieder etwas entspannt, aber die grundlegenden Vorbehalte gegeneinander bleiben bestehen. Auch wenn die Eskalationsspirale wieder auf den Stand von April 2025 zurückgedreht worden ist, so bleiben davor eingeführte Maßnahmen weiterhin bestehen. Das betrifft auch bestimmte Exportbeschränkungen für Seltene Erden oder Basisrohstoffe wie Wolfram. Davon enorm profitieren konnte das kanadische Wolframunternehmen Almonty Industries (WKN: A1JSSD | ISIN: CA0203981034 | Ticker ALI).
Da China den limitierten Rohstoffmarkt für Wolfram mit über 80 % globalen Weiterverarbeitungsanteil kontrolliert, sind Unternehmen außerhalb des Einflusses von China in den Fokus der westlichen Unternehmen und Staaten gerückt. Das machte sich auch am Aktienkurs von Almonty bemerkbar, der in den letzten 26 Monaten, trotz regelmäßiger Kursrücksetzer durch Gewinnmitnahmen, um über 1.350 % ansteigen konnte. Das liegt zum einen daran, dass Wolfram als Legierungs- und Veredelungselement für Stahl unverzichtbar ist. Panzerstähle für die Verteidigungsindustrie wären nicht herstellbar, genauso wenig wie gehärtetere Stahlbohrer und Stahlhandwerkzeuge. Zum anderen und wohl zum wichtigsten Teil wird Almonty Industries bis zum Jahresende die südkoreanischen Sangdong-Mine wieder in Betrieb nehmen.
Mit Hochfahren der Wolfram-Mine plant das Unternehmen bereits für das Produktionsjahr 2026 eine Produktionsmenge von 640.000 Tonnen an Wolframerz, die gewonnen und aufbereitet werden sollen. Mit dem daraus fließenden Cashflow soll dann die zweite Ausbaustufe finanziert und die Verarbeitungskapazitäten auf 1,2 Millionen Tonnen pro Jahr nahezu verdoppelt werden. Teile der Wolframproduktion haben sich bereits zivile wie auch militärische Wolframverarbeiter gesichert. Um zudem die Nachfrage von Investoren aus den USA aber auch von dem US-Kriegsministerium gerecht zu werden, verlagert Almonty Industries seinen Firmensitz von Kanada in die USA. Auch übernahm das Unternehmen kürzlich das im US-Bundesstaat Montana befindliche Gentung Browns Lake Tungsten-Projekt für 9,75 Mio. USD. Diese ehemalige Wolframmine will der Almonty CEO Lewis Black wenn möglich, noch bis Ende 2026 in den Betrieb nehmen. Daher könnten die letzten Kursrücksetzer bei der Aktie eine interessante Kaufgelegenheit für neue Investoren darstellen.
China greift nach PUMA
Wie am gestrigen Tag bekannt geworden ist, soll das chinesische Unternehmen Anta Sports nach dem deutschen Sportartikelhersteller Puma (WKN: 696960 | ISIN: DE0006969603 | Ticker-Symbol: PUM) seine Fühler ausgestreckt haben. Laut der Nachrichtenagentur Bloomberg will der chinesische Sportartikelkonzern ein Angebot für den deutschen MDAX Konzern abgeben, um sich den Zugriff auf das nächste Markenunternehmen zu sichern. Die Marken Fila und auch der Outdoor-Spezialist Jack Wolfskin gehören bereits zum Unternehmen.
Aber an dem Unternehmen Puma sollen auch der japanische Sportartikelhersteller Asics und der Anta-Wettbewerber Lin Ning Interesse haben. Doch diese Gerüchte und Spekulationen sind nicht neu, wenngleich die Aktie kurzfristig um mehr als 17 % am gestrigen Handelstag zulegen konnte. Die französische Milliardärsfamilie Pinault erwäge jedenfalls den Verkauf ihres rund 30%igen Anteils aber zu den aktuell niedrigsten Kursen seit 2015 dürften das noch nicht ganz im Interesse der Familie sein, zumal die Aktie vor nicht einmal vier Jahren zu 115 EUR gehandelt worden ist.
Fazit
Wacker Chemie stellt sich den wirtschaftlichen Herausforderungen an den teuren deutschen Standorten und wird die Belegschaft hierzulande bis 2027 um mehr als 10 % reduzieren. Im Aufbau von Personal befindet sich derzeit das Wolframunternehmen Almonty in Südkorea und zukünftig auch den USA, um zum größten Wolframproduzenten außerhalb Chinas aufzusteigen. Nach der Traditionsmarke Puma will der chinesische Sportartikelhersteller Anta greifen und könnte damit ein Bietergefecht zwischen mehreren Interessenten auslösen.