16.12.2021 | 05:45
Flucht ins Sachkapital und Spritzen aus Gold – Rio Tinto, Diamcor Mining, Pfizer Aktie
Während die FED durch die massive Inflation der letzten 40 Jahre bereits das Wörtchen „vorrübergehend“ aus dem Gesprachsgebrauch des Zentralbanker-Wortschatzes gestrichen hat, bleibt die EZB unter Lagarde in der Welt der vorrübergehenden Teuerung. Dennoch rechnen Beobachter wie Jari Stehn von Goldman Sachs, dass auch im Euroraum die Inflationsprognose für 2022 von 1,7% mindestens auf 2,7% angehoben werden dürfte. Doch Zinserhöhungen schließt Lagarde für 2022 aus, während die FED mit hoher Wahrscheinlichkeit bereits 2022 reagieren dürfte. Doch was machen die Anleger bei steigender Inflation? Sie flüchten in Sachwerte und fungible Anlagen.
Lesezeit: ca.
4 Minuten.
Autor:
Stefan Bode
ISIN:
PFIZER INC. DL-_05 | US7170811035 , Diamcor Mining Inc. | CA2525312070 , RIO TINTO PLC LS-_10 | GB0007188757
Diamanten von Diamcor
Die Flucht in fungible Sachwerte hat in den letzten Wochen wieder an Fahrt aufgenommen und eine sehr hohe Wertkonzentration auf kleinstem Raum bietet für viele Anleger der Diamant. Gerne von Ehemännern an ihre Frauen und/oder Geliebte verschenkt, besang einst auch Marilyn Monroe: Dass Diamanten einer Frau ihre besten Freunde sind, auch wenn der männliche Freund bereits wieder von dannen gezogen ist. Wer keine Diamanten verschenken will, aber am Diamantengeschäft teilhaben möchte, der kann dies über einen der wenigen Diamantenproduzenten an der Börse via Diamcor Mining (WKN: A0LFF0 ISIN: CA2525312070 Ticker: DC3A) tun. Das kanadische Unternehmen erwirbt und betreibt Diamantenminen und macht damit sehr gute Umsätze. Derzeit widmet sich Diamcor dem Ausbau und der Weiterentwicklung des Krone-Endora Projektes, welches sich neben der riesigen Venetia Mine von De Beers in Südafrika befinden.
De Beers ist zur Erinnerung der größte Diamantenproduzenten und -händler der Welt. Allein im laufenden vierten Quartal 2021 konnte Diamcor über 5.276 Karat an Diamanten fördern und verkaufen bzw. sollen in Q1 2022 versteigert werden. Die Einnahmen nutzt das Unternehmen derzeit, um die Notfallstromversorgung der Mine sicher zu stellen. In Südafrika kommt es mittlerweile regelmäßig zu Stromabschaltungen und diese sollen durch ein eigenes Netz umgegangen werden. Dies basiert auf ergänzenden PV-Anlagen und das senkt auch den CO2-Abdruck des Unternehmens. Dem bekannten Unternehmen Tiffany ist das jedenfalls ganz recht. Es ist einer der Vertragskäufer von Diamanten aus dem Hause Diamcor.
Pfizer – Spritzen aus Gold
Der Pharmakonzern Pfizer (WKN: 852009 ISIN: US7170811035 Ticker-Symbol: PFE) ist einer der Gewinner der Corona-Pandemie. Als Partner und Vermarkter vom BioNTech-Gentherapeutikum Comirnaty verdient das Unternehmen an jeder verkauften Spritze zwischen 13,50 EUR bzw. 17,50 EUR, je nach Abnahmevolumina des jeweiligen Staates. Was als Einmalwirkstoff mit dauerhaftem Schutz begann, ist längst in eine regelmäßige Wiederholbarkeit überführt worden. Der sonst alljährliche klassische Grippeimpfstoff ist nahezu aussortiert und zu einer, je nach Land, verpflichtenden Dreifach- „Impfung“ in Deutschland bis Vierfach- „Impfung“ in Israel umgewandelt worden. Dabei haben die Vertragshändler von Pfizer ganze Arbeit geleistet und einen Haftungsausschluss in vielen Staaten der Welt durchsetzen können.
Das neue Gold der Pharmaindustrie ist gleichzeitig für dessen Investoren eine Gelddruckmaschine geworden. Doch die Entwicklung der Konzernabteilung schläft nicht und so konnte Pfizer die Daten zum nächsten Corona-Mittel Paxlovid (Ritonavir) veröffentlichen. Die Studiendaten lassen laut Auswertung darauf schließen, dass bei Hochrisikopatienten des Risikos eines Krankenaufenthaltes oder eines tödlichen Verlaufes der Coronaerkrankung sinke. Damit wäre das neue Mittel von Pfizer zur Bekämpfung der Corona-Epidemie geeignet und dürfte von der FDA (Arzneimittelzulassungsbehörde der USA) zugelassen werden. Die Aktie konnte jedenfalls ein neues Allzeithoch (AZH) erreichen auch wenn die Analysten ihren durchschnittlichen Bewertungskurs mit ca. 55,54 USD unverändert beließen. Anleger, die von der Rally bisher sehr gut profiziert haben, sollten darüber nachdenken, ihre Stoppkurse anzuziehen und z.B. auf im letzten Dezember 2021 erreichte 50,40 USD anzupassen.
Rio Tinto bietet Schuldenerlass
Die Eisenerzpreise sind in den vergangenen sechs Monaten um 50% zurückgekommen und die sehr gute Margen bei Rio Tinto (WKN: 852147 ISIN: GB0007188757 Ticker-Symbol: RIO1) haben sich verschlechtert. Doch das Unternehmen verdient dennoch sehr gut, denn die Nachfrage nach Eisen und den Folgeprodukten wie Stahl ist nach wie vor hoch. Daher nutzt das Unternehmen den Cashflow und versucht nun mit Geld einige Herausforderungen des Unternehmens zeitnah zu lösen. Eines der größten Probleme vom Rio Tinto sind die Streitigkeiten rund um die Kupfer- und Goldmine Oyu Tolgoi in der Mongolei. Zusammen mit Turquoise Hill und der mogolischen Regierung betreiben die drei Partner das Unternehmen. Der oberirdische Betrieb läuft bereits, aber bei dem Ausbau des Betriebes unter Tage gibt es doch unübersehebare Probleme.
Das macht sich an der zeitlichen Verzögerung und den Kostenüberschreitungen bemerkbar und der für 2021 geplante unterirdische Produktionsstart ist bereits auf das erste Halbjahr 2023 verschoben worden. Das Investitionsbudget ist schon von 4,6 Mrd. USD auf 7,0 Mrd. USD erweitert worden und genau diese 2,4 Mrd. USD sind nun der Stein des Anstoßes unter den Partnern. Rio Tinto hat z.B. der mit 34% beteiligten mongolischen Regierung ein Darlehen angeboten. Die mongolische Regierung stellt sich quer und stoppte das Projekt. Nun ist Rio Tinto bereit zu verhandeln und will das gewährte Darlehen der Regierung erlassen, vorausgesetzt der Minenausbau kann fortgesetzt werden. Schließlich ist die Mine in wenigen Jahren so ertragreich, dass bis zu einem Prozent des weltweiten Kupfers aus der Oyu Tolgoi Mine kommen könnte.
Durch steigende Inflationsraten und gleichzeitige Niedrigzinsen beginnt wieder die kurzzeitig zur Ruhe gekommene Flucht in Sachwerte und fungible Anlageklassen wie Aktien statt. Dabei wird gekauft, was vermeintlichen Werterhalt und Wertsteigerungspotential hat. Von NFTs, Gemälden über Gold, Diamanten, Ackerland bis hin zu den ganz normalen Aktien, beschäftigen sich immer mehr Menschen mit der Sicherung ihrer Ersparnisse. Aktien dürften dabei zwar die volatilste Anlageklasse sein, sind aber gleichzeitig auch der mit Abstand am schnellsten wieder in Geld umwandelbare Wertgegenstand von den vorgenannten Anlagemöglichkeiten.