21.11.2022 | 05:45
Insiderhandel löst Kurssturz aus – Kleos Space, Palantir, Sartorius Aktie
Während die DAX-Konzerne im dritten Quartal so unerwartet viel verdienten wie nie zuvor, schnüren die knallharten Verträge mit der Zulieferindustrie den Unternehmen in der zweiten Reihe die Luft zum Atmen ab. Immer mehr Unternehmen kommen durch Erdgas- und Strompreise an den Rand der Insolvenz oder sind bereits darüber hinaus. Das wird in den kommenden Quartalen mit voller Wucht auf die DAX-Konzerne gerade in der Automobilindustrie zurückfallen, wenn die Aufträge durch verschärfenden Teilemangel nicht mehr abgearbeitet werden können. Doch wie sieht es bei den Unternehmen im Ausland aus?
Lesezeit: ca.
4 Minuten.
Autor:
Stefan Bode
ISIN:
KLEOS SPACE CDI/1/1 | AU0000015588 , PALANTIR TECHNOLOGIES INC | US69608A1088 , SARTORIUS AG VZO O.N. | DE0007165631
Kleos Space – immer interessanter + Iris²
Durch die diesjährigen Startverzögerungen von Space X in 2022 für das dritte Satellitensytem von Kleos Space und demzufolge auch die verspätete Inbetriebnahme der Satelliten nach Erreichen der vorgesehenen Erdumlaufbahn, konnten die Australier die Planzahlen für 2022 nicht mehr aufrechterhalten und mussten diese auf 2023 verschieben. Das fanden die Aktionäre nicht so gut und verkauften im angespannten Marktumfeld die Aktie auf 0,149 EUR ab, auch wenn das Verschulden nicht auf Seiten des Unternehmens selbst lag. Kleos Space arbeitet derweil weiter an den beeinflussbaren Faktoren und hat bereits das vierte Satellitensystem fertig gestellt und zu Space X gebracht. Dort sollen die neuen vier Satelliten bei einem der nächsten Starts der Raumfähre Anfang 2023 in den Orbit gebracht werden.
Auf das Unternehmen aufmerksam geworden ist bereits das US-Verteidigungsministerium. Nachdem Elon Musk und sein Starlink Satelliten Netzwerk ihren Einfluss auf die Ukraine durch höhere Entgeltpreise geltend gemacht haben, suchen Behörden in Europa und Nordamerika nach Alternativen, da sie die Preiserhöhung durch Starlink als Schuss vor den Bug betrachteten. Daher sollen bereits Gespräche u.a. auch mit Kleos Space geführt worden seion, um weitere Dienstleister für die Verfügungstellung von Satellitendaten nutzen zu können. Doch sollten US-Behörden millionenschwere Aufträge an ausländische Firmen erteilen, wäre mit einem Umbau in der Geschäftsführung zu rechnen. Dieser wird meist nötig, denn oftmals bestehen US-Behörden vor der Auftragserteilung darauf, dass mind. ein US-Amerikaner an der Spitze des zu beauftragenden Unternehmens steht. Sollte daher Unternehmen wie Kleos Space Stellenumbesetzungen an der Führungsspitze zugunsten eines US-Amerikaners vornehmen, wäre dies ein potentielles Signal für einen bevorstehenden Auftrag einer US-Behörde. Auch das kürzlich verabschiedete EU-Satellitensystem Iris² (Infrastructure for Resilience, Interconnection and Security by Satellites) und das geplante 2,4 Mrd. EUR Investitionsvolumen könnte für Kleos Space interessant werden und zeigt das Wettrüsten in der Erdumlaufbahn an.
13% Wochen-Kursverlust bei Palantir
Die Aktien von Palantir Technologies fielen in der vergangenen Woche um fast 13%. Dieser Kurssturz setzte ein, als das Investmentunternehmen William Blair sagte, dass es nach der kurzfristigen Rallye der Tech-Aktien aber nach dem Konkursantrag eines Startups, in das es investiert hatte, "zunehmend negativ" geworden sei. Der Analyst Kamil Mielczarek, bewertet die Aktie von Palantir Technologies mit "Underperform" und gibt zudem ein Kursziel von 5 USD aus. Er merkte dabei an, dass der Konkursantrag von dem Startup Fast Radius auch für Palantir, neben dem Rückgang des Vermögenswertes, durchaus negativ sein könnte.
"Im Mai 2021 schloss Fast Radius in Verbindung mit Palantir einen Softwarevertrag über 45 Mio. USD und sechs Jahre ab und investierte 20 Mio. USD für 2 Mio. Aktien von Fast Radius", schrieb Mielczarek in einer Stellungsnahme an die Kunden. "Infolgedessen besteht die Möglichkeit, dass der geschätzte jährliche Umsatzbeitrag von Fast Radius in Höhe von 9 Mio. USD wegfällt, wenn das Unternehmen die Zahlungen an Palantir einstellt."
Mielczarek fügte hinzu, dass es das "Potenzial" für weitere Verluste gibt, wenn die anderen strategischen Investitionen des Unternehmens ins Stocken geraten. Der Analyst stellte außerdem fest, dass die durchschnittliche strategische Investition von Palantir ungefähr "82 % unter dem Kaufpreis liegt." Palantir erwirtschaftete im dritten Quartal nur noch 28,1 Mio. USD an Einnahmen aus strategischen Investitionen. Das ist ein Rückgang von 11,1 Mio. USD gegenüber 39,2 Mio. USD im Vorquartal. Mielczarek erklärte weiterhin, dass "die Abwanderung solcher strategischer Einnahmen die Gewinnmargen von Palantir beeinträchtigen könnten".
Großvolumige Insiderverkäufe bei Sartorius AG
Bei der Sartorius AG kam es in der vergangenen Woche zur AdHoc-Mitteilung zu Verkäufen von Insidern des Unternehmens. Dabei wurde veröffentlicht, dass der Vorstand Dr. Joachim Kreuzburg Aktien der Sartorius AG im Wert von 2.756.800 EUR und ein weiteres Mal für 5.243.200 EUR verkaufte. Insgesamt wurden damit 200.000 Aktien zu einem Kurs von 400 EUR im Wert von 8 Mio. EUR durch ihn veräußert. Damit veräußerte er die Aktie mitten in die Erholungsphase des Kurses hinein, der seit Mitte Oktober von 311 EUR auf kurzeitig 428,80 EUR angestiegen war. Nach Veröffentlichung der Insiderverkäufe ging es wieder abwärts und der Kurs notiert zur Börseneröffnung bei nur noch 377,30 EUR.
Die Verkäufe des Vorstandes kamen dabei nur wenige Tage nachdem der Laborausrüster ein Schuldscheindarlehen über 650 Mio. EUR erfolgreich am Markt platziert hatte. Angestrebt waren nur 300 Mio. EUR aber aufgrund der hohen Nachfrage konnte mehr als das Doppelte vom angestrebten Mindestvolumen aufgenommen werden. Die Laufzeiten der Schuldscheine umfassen 3, 5, 7, 10 und 13 Jahre. Sie dienen zur Refinanzierung der Ende September 2022 abgeschlossenen Akquisition des britischen Biopharma-Unternehmens Albumedix.
Während der Vorstand von Sartorius sich nach jahrelanger Arbeit und starkem Anstieg des Aktienkurses in den letzten 15 Jahren das nötige „Kleingeld“ für den Lebensabend ausbezahlen lässt, sind die Sturmwolken bei Palantir noch nicht verzogen. Im Gegensatz dazu lichten sich bereits das Unwetter bei Kleos Space und das Unternehmen ist nicht nur für die Analysten von First Berlin Equity Research ein Geheimtipp.