23.09.2021 | 05:45
Jetzt aber – Nel ASA, Nordex, Enapter AG
Während die Europäische Union (EU) die Klimaneutralität EU-weit bis 2050 umsetzen möchte, will die Bundesregierung dieses Ziel bereits bis 2045 und damit fünf Jahre früher erreichen. Um das zu erreichen soll u.a. der Spritpreis zum Jahreswechsel 2022 nochmal steigen, und zwar drastisch. Ca. 70 Cent je Liter sollen bei der nächsten Steueranhebung auf den Spritpreis draufgeschlagen werden! Für Familien mit zwei Autos bedeutet das eine jährliche Mehrbelastung von ca. 1.800 EUR laut dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung. Wasserstoff und E-Mobilität sollen die Lösung sein. Aber das funktioniert nicht von heute auf morgen und einen Wechsel können sich gewiss noch weniger Menschen leisten als bisher.
Lesezeit: ca.
3 Minuten.
Autor:
Stefan Bode
ISIN:
NEL ASA NK-_20 | NO0010081235 , NORDEX SE O.N. | DE000A0D6554 , ENAPTER AG INH O.N. | DE000A255G02
10.000 Elektrolyseure im Monat
Grüner Wasserstoff soll einer der Speichermedien für Strom aus Erneuerbaren Energien werden. Dabei soll der überschüssige Strom aus Erneuerbaren Energien über Elektrolyse in Wasserstoff gespeichert werden, der dann flüssig jederzeit abrufbar ist. Eines der Unternehmen auf dem deutschen Markt, das die dafür nötigen Wasserstoff-Elektrolyseure in Massenproduktion herstellen will, ist die Enapter AG (WKN: A255G0 ISIN: DE000A255G02 Ticker: H2O). Diese baut für über 100 Mio. EUR in der nordrhein-westfälischen Klimakommune Saerbeck ihren Produktionsstandort auf. Dazu gehört eine Fabrik zur Produktion von modularen und hocheffizienten Wasserstoffgeneratoren aber auch ein Forschungscampus zur Weiterentwicklung der Wasserstofftechnologie.
Das Unternehmen hat den Hauptschwerpunkt auf die Anion-Exchange-Membrane (AEM) Elektrolyse gelegt und bis Ende 2022 soll der Produktionsstart erfolgen. Erste Auslieferungen der automatisierten Massenproduktion werden dann im ersten Quartal 2023 erfolgen. Es soll sukzessive hochskaliert werden, um über 10.000 Elektrolyseure im Monat fertigen zu können. In Saerbeck bei Münster entstehen rund 300 Arbeitsplätze und mit der Massenproduktion sinken die Kosten für die Elektrolyseure erheblich. Dadurch wird grüner Wasserstoff erst wettbewerbsfähig. Mit der geplanten Zusammenschaltung von 420 Elektrolyse-Einheiten Ende 2022 wird das Unternehmen auch erstmalig den Megawatt-Maßstab erreichen. Um das zu bewältigen, erhält Enapter Unterstützung u.a. vom Bundesland NRW mit ca. 9,36 Mio. EUR.
Trendwendechance bei Nel ASA?
Das norwegische Wasserstoffunternehmens Nel ASA (WKN: A0B733 ISIN: NO0010081235 Ticker: D7G) ist in den letzten neun Monaten stark unter Druck gewesen. Ganze 65% Kursverlust musste die einst gehypte Aktie bereits hinnehmen. Derzeit notiert die Aktie bei nur noch 1,30 EUR, aber damit sehr nah an der 200er Wochen-Durchschnittlinie, die aktuell bei ca. 1,10 als Unterstützung liegt. Auch der Relative Stärken Index (RSI) bestätigt die Tiefs dieser Woche nicht mehr und bildet damit eine weitere Divergenz aus. Das signalisiert wiederum das Abwärtsmomentum. Das verliert an Kraft, da in den vergangenen drei Tagen starke Hände bei der Aktie wieder zugriffen.
All dies könnte für eine Trendwende sprechen, obwohl es aktuell noch ein sehr frühes Stadium dafür wäre. Mit einem engen Stopp könnten mutige Anleger versuchen, diese Trendwende zu handeln, denn aktuell ist die Aktie so günstig wie zuletzt im April 2020. Doch was nochfür die Trendwende fehlt sind positive News vom Unternehmen selbst. Es benötigt deutlich mehr Aufträge, um überhaupt erst einmal das Potential zu haben, in die schwarzen Zahlen zu gelangen. Doch diese Aufträge kommen derzeit noch nicht rein, obwohl die Politik Wählern sehr viel versprochen hat.
Nordex schwankt
Der Norddeutsche Windanlagenbauer Nordex und dessen Aktie ist genauso schwankungsstark, wie der Wind, der die Windkrafträder antreibt. Stürmte die Aktie von März 2020 bis April 2021 um über 425% gen Norden, flaute der Sturm im Anschluss abrupt ab und die Aktie verlor bis heute mit 46% knapp die Hälfte der Marktkapitalisierung. Mit einem aktuellen Aktienkurs von 14,86 EUR nähert sich die Aktie der 200er Wochendurchschnittslinie, die dem Kurs bei derzeit 12 EUR eine deutliche Unterstützung liefern dürfte.
Um aber wieder Momentum aufzubauen, muss das Unternehmen Gewinn erzielen. Bisher war das 2020 noch nicht der Fall und das Unternehmen verbuchte einen Verlust von 130 Mio. EUR bei einem stattlichen Umsatz von 4,65 Mrd. EUR. Zum 15.11.2021 lässt sich Nordex dann das nächste Mal in die Bücher schauen und veröffentlicht die Geschäftszahlen für das dann bereits abgeschlossene dritte Quartal. Durch das auslaufende Altprojekt und neue profitablere Vorhaben dürfte das Unternehmen aber nun langsam wieder interessanter werden.
Fazit
Die beschlossene Klimaneutralität in der EU und in Deutschland wird zu einem kompletten Umbau der Wirtschaft führen. Millionen von Menschen werden ihre Arbeit verlieren, aber es werden in neuen Sektoren auch wieder neue Arbeitsplätze geschaffen. Mit den Erneuerbaren Energien kann jeder Anleger auf einen Wachstumssektor setzen, der nach den Rücksetzern der vergangenen Monate wieder langsam interessant wird.