11.10.2023 | 04:55
Kursgewinne & positive Überraschung – First Phosphate, K+S, Nel ASA Aktie
Die Lithium-Ionen-Technologie bei Batterien in Fahrzeugen ist derzeit Standard, doch bei der Kombination von Lithium mit anderen Stoffen ist noch viel Bewegung im Markt. So setzen mehr und mehr Autobauer auf LFP (Lithium-Eisenphosphat Batterien), da diese nicht so schnell zu Kurzschlüssen und Spontanentzündungen neigen. Doch während bei der E-Mobilität im regelmäßigen Takt neue Verkaufsrekorde gemeldet werden können, ist die Luft im Wasserstoffmarkt sehr dünn geworden. Die Euphorie ist gewichen und defizitäre Unternehmen werden im aktuellen Marktumfeld gnadenlos abgestraft. Davon profitieren jedoch wieder schuldenfreie Unternehmen mit hinreichend Cashflow.
Lesezeit: ca.
4 Minuten.
Autor:
Stefan Bode
ISIN:
CA33611D1033 , DE000KSAG888 , NO0010081235
First Phosphate überrascht positiv
In den letzten Wochen konnte das Unternehmen First Phosphate (WKN: A3DQCH | ISIN: CA33611D1033 | Ticker-Symbol: KD0) mit mehreren guten Neuigkeiten die Anleger überzeugen. Bereits im Juni 2023 stellte das Unternehmen eine 900 kg schwere, phosphathaltige Gesteinsprobe (Apatitkonzentrat) dem belgischen Partnerunternehmen Prayon Technologies zur Verfügung. Diese sollten das Konzentrat testen, ob nach Veredelung und Reinigung desselben, eine Phosphorsäure in Batteriequalität hergestellt werden kann. Aus diesem Testlauf konnte Prayon Technologies Anfang September 2023 den Kanadiern bereits die ersten Testergebnisse zuschicken und bestätigen, dass aus dem Apatitkonzentrat eine Phosphorsäure in Handelsqualität herstellbar ist. Der finale Abschlussbericht von Prayon Technologies wird im Laufe dieses Quartals erwartet.
Für First Phosphat heißt jedoch die Bestätigung durch Prayon Technologies, dass die Pilotanlage zur Konzentrierung des Ausgangsmaterials auf einen 40,6%igen P2O5-Phosphatanteil funktioniert, sowie ein marktfähiges Produkt geschaffen worden ist. Daraufhin wurde Mitte September bereits mit American Battery Factory eine Absichtserklärung zur Lieferung von jährlich bis zu 40.000 t Ausgangsmaterial zur Herstellung von Lithiumeisenphosphat (LFP)-Kathodenmaterial abgeschlossen. Für Kanada und die USA würde diese Menge an Ausgangsmaterial die Rohstoffabhängigkeit vom Ausland im Bereich von LFP-Batterien deutlich reduzieren.
Da die Vereinigten Staaten von Amerika immer stärker versuchen, ihre Rohstoffabhängigkeit von China und anderen Staaten zu verringern, konnte First Phosphat Ende September für die nächste Überraschung sorgen. Die Export-Import Bank of the United States (EXIM) erklärte per Interessenbekundung gegenüber First Phosphat, dass dem Unternehmen eine Finanzierung in Höhe von bis zu 170 Mio. USD zur Verfügung gestellt werden könnte. Dafür sind aber noch Due-Diligence-Prüfungen seitens der Bank erforderlich. Dies zeigt aber das starke Interesse der USA, über die Exportkreditagentur der USA schnelle Lösungen für die US-Wirtschaft zu finden.
K+S fertig konsolidiert?
Nachdem die Aktie der K+S AG (WKN: KSAG88 | ISIN: DE000KSAG888 | Ticker-Symbol: SDF) in der vergangenen Woche auf unter 15,90 EUR je Anteilsschein abverkauft worden ist, konnte der Wert sich in den vergangenen Tagen wieder auf kürzlich bis zu 17 EUR emporarbeiten. Nachdem die Analysten ihre Erwartungen an Umsatz und Gewinn für das laufende Jahr korrigieren mussten, zeigen die letzten Tage eine mögliche Trendwende beim Aktienkurs an. Derzeit rechnet der Durchschnitt der Analysten mit Umsätzen im laufenden Jahr von ca. 3,86 Mrd. EUR und einem EBITDA von 700 Mio. EUR. Davon dürfte dem Unternehmen ein Nettogewinn von 195 Mio. EUR zufließen, was ca. 1,22 EUR je Aktie entspricht.
Da der Markt im Moment davon ausgeht, dass der Kalipreis auf dem aktuellen niedrigen Niveau verbleiben wird, sehen die wenigsten Analysten größeres Potenzial bei der Aktie. Auch beim Ausblick für 2024 sind die Analysten weniger optimistisch und gehen aufgrund des niedrigen Kalipreises von leicht rückläufigen Umsätzen aus. Für langfristig orientierte Anleger bietet aber das aktuelle Niveau eine interessante Einstiegsmöglichkeit, denn Kali + Salz verfügt über eine starke Bilanz. Die einst hohen Schulden sind durch Verkäufe von Unternehmensteilen fast vollständig bis auf die üblichen Rückbauverpflichtungen des Bergbaus, zurückgezahlt worden. Gerade Value-Anleger dürften auf ihre Kosten kommen, denn das Kursbuchwertverhältnis (KBV) liegt bei gerade einmal 0,4. Zudem ist die Marktstellung wie auch die mittel- bis langfristigen Aussichten auf Grund des wachsenden Nahrungsmittelbedarfs der Weltbevölkerung und der einhergehenden steigenden Düngemittelnachfrage zu berücksichtigende Kaufargumente. Zuweilen könnte das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 15 nicht jedem Investor gefallen, dennoch ist das Unternehmen solide aufgestellt und profitiert bei anziehenden Kalipreisen unmittelbar.
Nel ASA vor der Trendwende?
Lange kannte die Aktie von Nel ASA (WKN: A0B733 | ISIN: NO0010081235 | Ticker-Symbol: D7G) trotz mahnender Stimmen kein Halten am Wasserstoff Himmel der Aktionäre. Doch die hohe Bewertung bzw. besser Übertreibung bis Anfang 2021 fand ein jähes Ende und die Aktie verlor in den vergangenen knapp 3 Jahren ca. 80 % der Marktkapitalisierung. Erst in den vergangenen beiden Tagen konnten die Marktteilnehmer nach dem Sturz auf 0,632 EUR ja Anteilsschein eine bisher kleine positive Bewegung am Aktienkurs von Nel ASA sehen, nachdem der Kurs seit Ende Juli um knapp 45 % regelrecht abgestürzt ist.
Doch bei steigenden Zinsen und einem nach wie vor defizitären Wasserstoff-Unternehmen haben sich auch etliche professionelle Leerverkäufer auf die Aktie von Nel ASA eingeschossen. Derzeit sind es bereits acht Marktteilnehmer, die bei dem Hydrogen-Titel meldepflichtige Shortpositionen besitzen. Insgesamt sind es laut letztem Stand ca. 5,77 % der ausstehenden Aktien, die leer verkauft worden sind. Ohne neue Großaufträge dürfte daher der Aktienkurs dennoch wenig Chancen auf eine nennenswerte Erholung vorweisen. Sollte diese aber in den kommenden Wochen kommen, würde das die Shortseller zur Eindeckung ihrer Positionen zwingen und einen möglichen Shortsquezze auslösen, aber bis dahin drängt sich ein Engagement bei Nel ASA im Moment nicht auf.
Fazit
Während die Aktie von Nel ASA noch weit von einer Trendwende entfernt ist, sieht die Lage bei Kali + Salz bereits besser aus. Das Unternehmen arbeitet profitabel, besitzt ein niedriges KBV und es fehlt nur noch ein Anstieg des Kalipreises, um mehr Kursphantasie freizusetzen. Diese Phantasie scheint im Moment aber die Aktie von First Phosphat bei mehr und mehr Marktteilnehmer freizusetzen. Nach den guten Meldungen der letzten Wochen dürfte hier auch noch deutlich mehr Kurspotenzial zu finden sein.