14.08.2024 | 05:45
Kursrutsch gekauft, Anklage verkauft – Eli Lilly, Pfizer, Vidac Pharma Aktie
Immer mehr Menschen auf der Welt sind durch Fehlernährung und mangelnder Bewegung übergewichtig oder gar fettleibig. In der westlichen Welt trifft diese Beschreibung auf mehr als 50 % der Bevölkerung zu, aber auch in vielen Entwicklungsländern ist dieser Trend zu sehen. So ist es kein Wunder, dass in den letzten Jahren die Nachfrage nach Medikamenten zur Behandlung von Adipositas förmlich explodiert ist. In Europa ist der dänische Pharmakonzern Novo Nordisk mittlerweile zum wertvollsten Unternehmen des Kontinents aufgestiegen. Doch nach 37 Jahren und 153.000 % Kursanstieg seit Oktober 1987 dürfte der exponentielle Kursanstieg, wie bei der Sartorius Aktie, enden. Daher lohnt ggf. eine Umschichtung innerhalb des Sektors.
Lesezeit: ca.
3 Minuten.
Autor:
Alfred Laugeberger
ISIN:
US5324571083 , US7170811035 , GB00BM9XQ619
Vidac Pharma mit hohem Kurspotenzial
Als am 20. Oktober 1987 die Novo Nordisk Aktie bei 0,09 USD je Anteilsschein ihren absoluten Tiefpunkt erreichte, konnte wohl niemand die kommende Entwicklung erahnen. Das Unternehmen stieg innerhalb von 37 Jahren zum marktkapitalisierungsstärksten Unternehmen Europas auf. Doch genau das macht den Charme der Pharma- und Biotechbranche aus. Schafft es ein Unternehmen, sich erfolgreich zu positionieren, dann winkt oft über viele Jahre und Jahrzehnte ein stetig wachsender Cashflow. Darauf hin arbeitet auch das biopharmazeutische Onkologieunternehmen Vidac Pharma (WKN: A3DTUQ | ISIN: GB00BM9XQ619 | Ticker-Symbol: T9G). Ende März 2024 erhielt es vom japanischen Patentamt den Zulassungsbescheid seines Arzneimittelkandidaten VDA-1275.
Dieser Wirkstoff wird in der präklinischen Phase gegen Krebszellen eingesetzt und zeigte beachtenswerte Erfolge. Das Hauptmolekül in VDA-1275 konnte in Tierversuchen bei einer Vielzahl von Tumoren bereits seine Wirksamkeit entfalten. Wird VDA-1275 zudem zusammen mit zwei weitverbreiteten Chemotherapeutika eingesetzt, so zeigten sich bereits starke Synergieeffekte mit im Labor nachgezüchteten menschlichen Leberzellen.
Diese Ergebnisse veranlassten die Analysten von Sphene Capital, ihre Einschätzung zum Unternehmen zu aktualisieren. Sie sehen die aktuelle Marktkapitalisierung von ca. 10,8 Mio. EUR bei einem Aktienkurs von 0,21 EUR als eine signifikante Unterbewertung an. Sie rechnen mit einem Forschungsdurchbruch bis 2027 und auch wenn bis dahin noch viele Mittel in die Forschung fließen müssen, wäre eine Marktkapitalisierung von ca. 253 Mio. EUR zu erreichen. Umgerechnet würde das einem Aktienkurs von 4,90 EUR und einer Ver-23-fachung des Aktienkurses entsprechen.
Eli Lilly - Kursrutsch einfach aufgekauft
Mit der Ankündigung, dass der Pharmakonzern Roche in den Markt für Adipositas einsteigen möchte und auch Viking Therapeutics einen Durchbruch bei seinem Abnehmmedikament VK2735 erzielte, rutschten die Kurse nicht nur von Novo Nordisk. Auch bei Eli Lilly (WKN: 858560 | ISIN: US5324571083 | Ticker-Symbol: LLY) führte dies zu einem deutlichen Kursrückgang. Vom 15. Juli bis zum Panikmontag am 05.08.2024 verlor die Aktie in der Spitze mehr als 22 % und notierte im Tief bei 747,55 USD. Doch diese Chance des Kursrutsches nutzten die Investoren zum Nachkaufen der Aktie und konnten sie bis zum gestrigen Tage wieder auf 889,10 USD hochkaufen. Damit ist der Wert nur noch 77 USD vom Allzeithoch bei 966,10 USD entfernt.
Als stark wachsendes Einhorn („high growth unicorn“) bezeichnete die Deutsche Bank Eli Lilly in ihrer Studie vom 12.08.2024. Das Wachstum des Diabetesmedikaments Mounjaro vergrößerte sich gerade auch außerhalb der USA und verbreitert die Einnahmenbasis des Unternehmens. Zudem plant Eli Lilly in den kommenden Wochen die Einzeldosis-Fläschchen seines Gewichtsverlustmedikamentes Zepbound mit 2,5 mg und 5 mg in den USA auf den Markt zu bringen. Das rechtfertigt die Anhebung der Aktienempfehlung von „Halten“ auf „Kaufen“ sowie die Kurszielerhöhung von 725 USD auf 1.025 USD.
Pfizer – Kurzer Ruhm, nachhaltiger Absturz
Durch die Corona-Pandemie und der Zusammenarbeit mit BioNTech und den Aufsichtsbehörden der Welt konnte sich der Pharmakonzern Pfizer (WKN: 852009 | ISIN: US7170811035 | Ticker-Symbol: PFE) mit Verkaufsrekorden des mRNA Medikamentes Comirnaty zu neuen Allzeithochs emporschwingen. Doch mit Erreichen der 61,71 USD-Marke setzten Gewinnmitnahmen ein, denn der als „nebenwirkungsfrei“ vermarktete Wirkstoff war es nicht. Immer mehr Nebenwirkungen und Beschwerden bei Patienten des Corona-Wirkstoffes traten auf und auch die damit in Verbindung gebrachten Herzmuskelentzündungen und Todesfälle häuften sich.
Mittlerweile haben Generalstaatsanwälte aus fünf US-Bundesstaaten die Ermittlungen aufgenommen. Es drohen dem Konzern Milliardenklagen wegen „irreführender Behauptungen“ in der Öffentlichkeit und bei Aufsichtsbehörden. Der Ruhm der Jahre 2020 und 2021 weilte daher nur kurz und der Absturz des Aktienkurses dauert bis heute an.
An dieser Stelle sei kurz auch auf den Glyphosathersteller Monsanto verwiesen. Die Monsanto-Geschäftsführung verkaufte das Unternehmen im Jahr 2018 rechtzeitig an den Bayer-Konzern. Dieser hat seit der Monsanto-Übernahme mehr als 75 % seiner einstigen Marktkapitalisierung verloren und die Prozessrisiken sind nach wie vor noch nicht abschließend geklärt.
Fazit
Die Cashflowmaschine Eli Lilly konnte nach den Kursrücksetzern von weiteren Kaufempfehlungen wie auch wachsenden Umsätzen und Gewinnen profitieren. Nicht nur für die Deutsche Bank ist der Wert daher ein "Kauf". Deutlich mehr Potenzial hat nach den Analysten die Aktie von Vidac Pharma. Hier könnte auf Sicht der nächsten vier Jahre eine Ver-23-fachung des Aktienkurses anstehen. Meiden sollten Anleger die Aktie von Pfizer, denn für diese sind die Anklagen der Generalstaatsanwälte von fünf Bundesstaaten der USA ein Damoklesschwert, welches zu einer weiteren Kurshalbierung der Aktie führen könnte.