31.03.2021 | 05:45
Lithium für deutsche Fabriken – Varta, Standard Lithium, Rock Tech Lithium, Lanxess
Die industriellen Anwendungen für Lithium sind vielseitig und für unterschiedlichste Wirtschaftsbereiche entscheidend. Der aktuell größte Bedarf an Lithium besteht in der Batterieindustrie. Elektrofahrzeuge sind auf dem Vormarsch und damit auch die Nachfrage nach Lithium. Das für die Batterieproduktion benötigte Lithiumhydroxid wird derweil meistens noch in China produziert. Damit sind aber viele Unternehmen abhängig von der Versorgung aus China. Wie schnell Wirtschaftskriege vom Zaun gebrochen werden können oder sich auch ein Containerschiff im Suez-Kanal verkeilen kann, konnte in den letzten Wochen live beobachtet werden. Das ist auch entsprechend kritisch für deutsche Autobauer. Allen voran der VW Konzern, der sich klar auf die e-Mobilität eingeschossen hat und sechs „Gigafabriken“ plant, muss seine Lithiumversorgung langfristig sicherstellen.
Lesezeit: ca.
3 Minuten.
Autor:
Stefan Bode
ISIN:
DE000A0TGJ55 , CA8536061010 , CA77273P2017
Lithiumversorger für Deutschland
Rock Tech Lithium Inc. (WKN: A1XF0V ISIN: CA77273P2017 Ticker: RJIB) wird vom sehr gut vernetzten Dirk Harbecke als Vorstand geleitet. Der erfahrene Manager und Investor rückte das Unternehmen zum Jahreswechsel 2020/21 in den Fokus der Anleger.
Am 22.12.2020 sorgte Rock Tech Lithium für Aufmerksamkeit, als institutionelle Investoren bei einer Eigenkapitalerhöhung Schlange standen, um Anteile des Unternehmens zu ergattern. Noch vor Dirk Harbecke, dessen Unternehmensanteile auf ca. 15,68% verwässert worden sind, stieg Christian Angermayer mit ein und sicherte sich den Zugriff auf ca. 17,4% der Stimmrechte. Auch die Lithiumpreise stiegen seit Dezember 2020 bis März 2021 um über 50 – 60 Prozent, je nach Lithiumprodukt. Doch was Europa und den europäischen Autobauern fehlt, sind eigene Lithiumkonverter.
Diese stehen aktuell größtenteils in China und zwei sollen dieses Jahr noch in Australien in Produktion gehen. Ein Konzern wie z.B. Volkswagen kann sich aber für die Produktionsstandorte nicht ausschließlich auf die Zulieferung von Produkten aus Fernost verlassen, zumal der aktuelle ChipMangel oder aber auch die Verkeilung der Ever Given im Suez-Kanal die Verletzlichkeit des Unternehmens mehr als deutlich aufgezeigt hat. Daher wird Rock Tech Lithium den ersten Lithium-Hydroxid-Konverter in Europa aufbauen. Die Planungsphase läuft und wird von der Wave International durchgeführt. Prädestinierter Standort für Rock Tech Lithium wäre in der Nähe der beiden Chemieparks Bitterfeld-Wolfen und Piesteritz. Diese könnten dann auch die nötigen Reagenzien für den Umwandlungsprozess des Lithiums-Sulfates liefern. Nach dem Kursrückgang des Aktienkurses auf 3,18 Euro zum heutigen 31.03.2021, können Anleger erste Positionen aufbauen. Diese sollten aber mindestens bei 2,28 Euro abgesichert werden.
Standard Lithium – 892 Prozent in 12 Monaten
Die Aktie des in Arkansas tätigen Lithiumexplorers Standard Lithium (WKN: A2DJQP ISIN: CA8536061010 Ticker: S5L) war in den letzten zwölf Monaten einer der Stars im Universum der Lithium Aktien. Vom März-Tief 2020 ging es bis zum heutigen Mittwoch, den 31.03.2021, um über 892 Prozent aufwärts. Das Allzeithoch markierte die Aktie dabei am 21. Januar 2021 mit 3,06 Euro und notiert derzeit bei 2,62 Euro. In der PFS – vorläufigen Wirtschaftlichkeitsbewertung – prognostiziert die Studie für das Smackover-Projekt eine jährliche Abbaumenge von 20.900 Tonnen Lithiumkarbonat und eine Lebensdauer von über 25 Jahren. Um den Abbau des mehrstufigen Prozesses zügig voranzutreiben, ist Standard Lithium eine Partnerschaft mit Lanxess (WKN: 547040 ISIN: DE0005470405 Ticker: LXS) eingegangen.
Diese ist für beide Unternehmen eine Synergie, denn Lanxess ist bereits in der Gegend vom Smackover-Projekt aktiv und extrahiert dort Brom aus der Sole. Und genau diese Sole enthält auch Lithium. Um dieses nun zu extrahieren, stellt Standard Lithium dem Spezialchemie-Konzern seine Technologie zur Verfügung. Damit umgeht Standard Lithium wie auch Lanxess einen langwierigen Trocknungsprozess der Sole und extrahiert aus der Sole direkt Lithiumchlorid. Da dies in hoher Konzentration ausgefällt werden kann, eignet sich das Lithiumchlorid zur Weiterverarbeitung in ein batterietaugliches Material. Die Verhandlungen mit Lanxess über die genauen Ablaufprozesse und Beteiligungsquoten laufen noch, jedoch wird Lanxess bei Zusammenarbeit mit ca. 70% der Anteile die Führung übernehmen und Standard Lithium die restlichen 30% halten. Solange die genauen Rahmenbedingungen jedoch noch nicht geklärt sind, sollte die Aktie vorerst auf der Beobachtungsliste verbleiben.
Varta – Ist die Luft raus?
Mit der Veröffentlichung der vorläufigen Geschäftszahlen 2020 im Februar 2021 setzte die Aktie von Varta (WKN: A0TGJ5 ISIN: DE000A0TGJ55 Ticker: VAR1) in eine Konsolidierung über. Der Konzernumsatz wuchs um 140% auf ca. 870 Millionen Euro und das organische Wachstum betrug 47% gegenüber 2019. Das EBITDA legte auf 239 Millionen Euro zu und die EBITDA Marge verbesserte sich auf 27,5%. Doch die Marktteilnehmer rechnen in 2021 anscheinend mit einem nicht so starken Wachstum und daher nahmen einige Marktteilnehmer bei Kursen über 140 Euro Gewinn mit. Aktuell notiert die Aktie bei 126,80 Euro und damit knapp 30% unter dem Allzeithoch vom 28.01.2021.
Auch die Sorge des wachsenden Wettbewerbs treibt einige Marktteilnehmer um. Die 3D-Drucktechnologie könnte in wenigen Jahren auch einer Firma wie Varta Konkurrenz machen, wenn wieder aufladbare Feststoffbatterien massentauglich gedruckt werden können. Auch wenn diese Technologie noch am Anfang steht, schreiten die technologischen Fortschritte immer schneller voran und könnten in wenigen Jahren zu deutlichen Umsatzeinbußen bei Varta führen. Vielleicht liefert aber auch der heutige Jahresabschluss einen frischen Ausblick, in welche Richtung sich Varta in diesem und nächsten Jahr stärker hin entwickeln möchte. Sollte die Aktie im Laufe des morgigen Tages jedenfalls die 129,20 Euro überspringen, hat die Varta Aktie die nächsten beiden Anlaufbereiche von 140,30 Euro und 154,90 Euro im Visier.