04.10.2021 | 05:45
Neue Anwendungsfelder – Bayer, Nel ASA, Sativa Wellness
Nach dem Hype ist vor dem Hype. So oder ähnlich könnte man die Börse zusammenfassen, denn jedes Jahr gibt es ein „Boom-Thema“, welches medial ausgeschlachtet wird und dadurch reihenweise Anleger in einen Markt spült. Doch irgendwann kippt die Stimmung und der große Abverkauf beginnt. 90-95% Wertverlust sind dabei keine Seltenheit, sofern die einstigen Börsenstars überhaupt überleben. Wer aber diese Konsolidierungsphase überlebt und nachhaltig wirtschaftet, der kann sich günstig in Unternehmen einkaufen wie einst bei Amazon, Apple oder Google.
Lesezeit: ca.
3 Minuten.
Autor:
Stefan Bode
ISIN:
BAYER AG NA O.N. | DE000BAY0017 , NEL ASA NK-_20 | NO0010081235 , SATIVA WELLNESS GROUP INC | CA80403E1043
55% Bruttomarge bei Sativa Wellness
Die Cannabis-Branche war von 2017 bis 2019 die Hype-Branche schlechthin. Ein Milliarden-Wachstumsmarkt, den hunderte Firmen erobern wollten. Fast jeder Anleger wollte mit dabei sein. Viele Cannabis-Unternehmen davon gibt es heute nicht mehr, aber wer diese Marktphase überlebt und die Kosten in den Griff bekommen hat, der hat tatsächlich die Chance, von diesem Wachstumsmarkt überproportional zu profitieren. Bei den überlebenden Unternehmen gibt es seit diesem Jahr wieder Hoffnung, denn es fließt wieder Geld in den Sektor. Gerade zum Jahreswechsel 2020/21 haben etliche Unternehmen zumindest charttechnisch einen Boden gebildet und die Tiefs im Chart werden von Indikatoren nicht mehr bestätigt.
Dies ist auch bei der Sativa Wellness Aktie (WKN: A2QD69 ISIN: CA80403E1043 Ticker: 484) der Fall, die derzeit mit nur noch 0,053 EUR gehandelt wird und damit eine Marktkapitalisierung von 17,4 Mio. EUR aufweist. Das Unternehmen will einer der führenden Produzenten und Vertreiber von Cannabidiol (CBD) in Europa werden. CBD zeichnet sich dadurch aus, dass es nicht berauschend wirkt und sich bei vielen Menschen sehr gute Heilerfolge einstellen. In dem stark reglementierten Gesundheitssegment hat sich Sativa Wellness bereits einen Namen aufgebaut und besitzt mit PhytoVista Laboratories eines der drei besten CBD- und Hanftestlaboratorien in Europa. Im Vergleich zu vielen Wettbewerbern ist Sativa Wellness profitabel und hat den Durchbruch in diesem Jahr geschafft. Der Bruttogewinn stieg im zweiten Quartal 2021 auf 3,3 Mio. CAD bei einem Umsatz von 6 Mio. CAD. Damit ergibt sich eine sehr gute Bruttomarge von 55%. Das dürften in Zukunft noch mehr Marktteilnehmer entdecken und sich bei dem Unternehmen einkaufen.
Wasserstoff-Hype verflogen?
Während im Cannabis-Segment der tiefe Fall bereits abgeschlossen ist, wurde zum Jahresanfang 2021 im Wasserstoff-Hypesektor der Jahre 2019 und 2020 der Hebel umgelegt. Bereits 62% Kursverlust seit Jahresanfang,. allein beim Branchen-Star Nel ASA (WKN: A0B733 ISIN: NO0010081235 Ticker: D7G) und damit die Vernichtung von 1,2 Mrd. Marktkapitalisierung. Doch wird dieses Segment genauso abgestraft wie der Cannabis-Bereich oder ist es eine ganz normale Korrektur nach den starken Anstiegen der letzten Jahre? Die Auftragsbücher bei Nel ASA werden jedenfalls wieder voller und zuletzt konnte ein Großauftrag aus Schottland für einen 5-Megawatt-Elektrolyseur ins Auftragsbuch übernommen werden. Auch aus Frankreich kam ein Auftrag für die Norweger ins Orderbuch. In Frankreich soll eine komplette Wasserstoff-Station errichtet werden und in Schweden Nel Asa für das Transportunternehmen Mater Frans ebenfalls eine Wasserstoffstation errichten.
Das ist auch diversen Bankanalysten aufgefallen und die Mehrheit der Experten empfehlen die Aktie zum Kauf. Im Mittel rechnen die Analysten mit einem Anstieg der Aktie auf 24,25 NOK (2,43 EUR), was einem Anstieg vom derzeitigen Niveau aus von 86,4% entsprechen würde. Doch dafür sollte die Aktie nun langsam einen Boden ausbilden, denn charttechnisch ist sie stark angeschlagen. Sollte die 13,00 NOK Marke nicht halten, droht ein Ausverkauf auf bis zu 9,75 NOK und damit ein Rückfall in die Einstelligkeit, in welcher die Aktie zuletzt im März 2020 weilte.
Bayer mit positiven Meldungen
Der durch die Monsanto-Übernahme arg abgestrafte Chemiekonzern Bayer (WKN: BAY001 ISIN: DE000BAY0017 Ticker: BAYN) befindet sich bereits im sechsten Jahr der seit 2015 anhaltenden Abwärtsbewegung. Insgesamt 67% Kursverlust stehen seitdem zu Buche und immer noch ist das Kapitel Monsanto nicht abgeschlossen. Doch nun wurden wieder positive Ausblicke geliefert. Bayer kooperiert mit dem globalen Health-Tech-Unternehmen Huma. Mit Hilfe von künstlicher Intelligenz (KI) sollen Präzisionsbehandlungen für Lungenkrebs vorangetrieben werden. Dabei soll die Diagnose bestimmter Lungenkrebs-Arten mithilfe von CT-Scans noch genauer ausgewertet werden können, so dass die Lungenspezialisten schneller feststellen, welche Krebsform vorliegt und eine geeignete Behandlung eingeleitet werden kann.
Mit Hilfe von maschinellem Lernen erhoffen sich Huma und Bayer, dass die Auswertung der Lungen-CTs später direkt von der KI erkannt werden und damit die Ärzte entlastet werden. Dafür muss die KI aber trainiert und getestet werden.
Auch wenn der Glyphosat-Streit weiterhin schwer auf den Aktien von Bayer lastet, so mehren sich zuletzt die positiven Signale und Entwicklungen des Konzerns. Das sehen auch die meisten Analysten so und sind bullisch für die Aktie von Bayer eingestellt. Zehn von 13 Analysten empfehlen die Aktie zum Kauf und die anderen drei Analysten haben eine Halteempfehlung ausgesprochen. Mit einem mittleren Kursziel von 66,58 EUR beträgt das Potential fast 40% vom aktuellen Niveau.
Fazit
Jeder Markt, ob Cannabis, Wasserstoff oder Chemie, hat seine eigene Zyklik. Wer dies beachtet und nicht zu gierig wird, der schafft rechtzeitig den Absprung aus einem überhitzten Markt und nimmt Gewinne vom Tisch. Und wenn sich der Hype durch einen gnadenlosen Abverkauf gelegt hat, greift der Anti-Zykliker zu, achtet aber darauf, dass die Unternehmen auch nachhaltig Gewinn erzielen, denn schlussendlich zählt an der Börse nur wirklich das.