12.08.2025 | 05:50
Pharma und Biotech News bei Eli Lilly, NetraMark, BioNTech und Curevac
Der neue US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy setzt nach und nach mehr Akzente in der US-amerikanischen Gesundheitspolitik. Zuletzt verbot der Gesundheitsminister den Einsatz der Quecksilberverbindung Thiomersal in Impfstoffen, die bisher von Impfstoffherstellern häufig als Konservierungsmittel verwendet worden ist. Dieses Mittel wurde in den letzten Jahrzehnten verwendet, um eine Kontaminierung der Impfstoffe mit Bakterien und Pilzen zu verhindern. Gleichzeitig steht dieses Konservierungsmittel in Verbindung mit der global steigenden Anzahl an Menschen mit Autismus. Ebenfalls strich das Gesundheitsministerium 500 Mio. USD Gelder für Forschung an mRNA-Impfstoffen, die nun anderweitig verwendet werden sollen. Bessere Neuigkeiten gibt es dagegen bei diesen Unternehmen:
Lesezeit: ca.
3 Minuten.
Autor:
Stefan Bode
ISIN:
US5324571083 , CA64119M1059 , US09075V1026 , NL0015436031
Eli Lilly Abgabedruck lässt nach
Der Pharmakonzern Eli Lilly (WKN: 858560 | ISIN: US5324571083 | Ticker-Symbol: LLY) musste in der vergangenen Woche einen deutlichen Rückschlag einstecken. Die Marktteilnehmer fassten die Studienergebnisse zur Abnehmpille Orforglipron negativ auf und schickten die Aktie auf Talfahrt. Insgesamt 14 % verlor die Aktie am vergangenen Donnerstag, ehe die im Anschluss veröffentlichten Quartalszahlen die Gemüter der Aktionäre besänftigten.
Die Ergebnisse der Phase-III-Studie zu Orforglipron konnte die Markterwartungen nicht erfüllen und lag am unteren Ende der durchschnittlichen Einschätzungen der Analysten. Die Pille ist nicht so wirksam wie die Abnehmspritze Wegovy von Marktwettbewerber Novo Nordisk, dennoch verloren die Studienteilnehmer ca. 12,4 % ihres Körpergewichtes nach 72 Wochen, was medizinisch betrachtet nach wie vor beachtlich ist.
Linderung vom Abverkauf brachten dann die Quartalszahlen des Unternehmens und die angehobene Prognose für das laufende Geschäftsjahr. Der US-Pharmariese rechnet mit einem höheren Umsatz und auch einem höheren Gewinn. Der Umsatz je soll von bisher 58 bis 61 Mrd. USD auf 60 bis 62 Mrd. USD und der bereinigte Gewinn je Aktie von 20,78 bis 22,28 USD auf 21,75 bis 23,00 USD ansteigen. Das zweite Quartal lief laut Geschäftsführung besser als erwartet und auch die Auftragsbestände liegen höher als erwartet. Das Management erwartet daher ein Beibehalten der positiven Entwicklung und sieht das Unternehmen für das zweite Halbjahr gut positioniert.
NetraMark – mit neuem Auftrag
Stark entwickelt hat sich in den letzten Monaten die Aktie von NetraMark (WKN: A3D5X9 | ISIN: CA64119M1059 | Ticker-Symbol: PF0). Seit September letzten Jahres konnte die Aktie bis dato um knapp 700 % ansteigen und notiert derzeit bei 1,30 CAD (0,78 EUR). Das auf KI-Anwendung und dem maschinellen Lernen in der Pharmaindustrie spezialisierte Unternehmen trifft mit seinen Produkten auf einen stark wachsenden Markt. Die KI-gestützte Software des Unternehmens haben das Programmier- und Entwicklerteam zu einer Plattform entwickelt, die unter dem Namen NetraAI vermarktet wird.
Mithilfe von KI-gestützten Datenanalyse können über die Plattform hochkomplexe Daten aus klinischen und wissenschaftlichen Studien analysiert und daraus Datenmuster erkannt werden. Selbst bei Datensätzen aus Kleinststudien findet NetraAI Zusammenhänge, erkennt Muster und zieht selbstständig Ableitungen daraus. Für die Medikamentenforschung ist das ein enormer Vorteil, denn oftmals wirken bestimmt Wirkstoffe nur bei kleinen Patientengruppen, die aber aufgrund enormer Datenmengen durch menschliche Forscheraugen nicht unbedingt erkannt werden können.
Diese neue Entwicklung der Datenanalyse ist daher enorm hilfreich und beschleunigt die Medikamentenerforschung deutlich und erhöht dadurch sogar die Erfolgswahrscheinlichkeit einer klinischen Studie. Das spart nicht nur Kosten in der Forschung und der Entwicklung, sondern verkürzt gleichzeitig die Zulassungszeit für die Neuentwicklung von neuen Wirkstoffen und Therapien.
Immer mehr Marktteilnehmer setzen daher NetraAI ein. Zuletzt konnte Asklepion Pharmaceuticals als Kunde für NetraMark gewonnen werden. Das Unternehmen will in seiner Studie zur Wirksamkeit von L-Citrullin (CIT-003-01) ein besseres Ergebnis erzielen und den Nutzen für die Patienten zusammen mit NetraAI erhöhen.
NetraMark ist bisher auf einem guten Weg, sich auf einem jährlich mehrere hundert Milliarden USD Markt zu etablieren und daher könnte NetraAI ein echter „Gamechanger“ für die Pharma- und Biotechbranche werden. Mit einem Börsenwert von 61 Mio. EUR sowie einem Aktienkurs von 0,78 EUR ist die Aktie noch moderat bewertet und erst wenigen Investoren haben diesen Wert überhaupt in der Beobachtung.
BioNTech legt Streit mit CureVac und GlaxoSmithKline bei
Das Biotechunternehmen BioNTech (WKN: A2PSR2 | ISIN: US09075V1026 | Ticker-Symbol: 22UA) hatte zuletzt bekannt gegeben, den Wettbewerber CureVac (WKN: A2P71U | ISIN: NL0015436031 | Ticker-Symbol: 5CV) zu übernehmen. Die Mainzer wollen die Tübinger für 1,25 Mrd. USD übernehmen. Zur damaligen Marktkapitalisierung von 916 Mio. USD entsprach das Übernahmeangebot einem Aufpreis von 36 % zum Börsenkurs von 3,54 EUR je Anteilsschein.
Nun konnten beiden Unternehmen auch die Beilegung eines Patentstreites verkünden. Dabei ging es um Impfstoff-Patente gegen Corona, die nun durch Millionenzahlungen von BioNTech an CureVac und dessen britischen Partner GlaxoSmithKline (GSK) beigelegt werden sollen. Da bis zum Jahresende auch die Übernahme von CureVac durch BioNTech abgeschlossen werden sein soll, landet die Vergleichszahlung teilweise doch wieder bei BioNTech nur halt in einem neuen Unternehmensteil. Insgesamt umfasst die Zahlung eine Höhe von 740 Mio. USD, wovon die Hälfte an CureVac und der andere Teil an GSK gezahlt wird.
Fazit
Mit der Software von NetraMark sollte es in den kommenden Jahren zu einem Effizienzsprung bei den Biotech- und Pharmaunternehmen und deren Forschungsabteilungen kommen. Entsprechend sollte dies zu einem stetig steigenden Cashflow bei NetraMark führen, was der Aktie langfristig ein enormes Wachstumspotenzial liefert. Eine Trendwende dürfte derzeit die Aktie von Eli Lilly vollziehen, deren Geschäftsführung trotz Rückschläge in der Forschung, die Gesamtjahresprognose angehoben hat. Stabilisieren konnte sich nach deutlichen Rücksetzern bis Juli 2025 die Aktie von BioNTech. Ob dies bereits die Trendwende nach vier Jahren Abverkauf bedeutet, sollten Marktteilnehmer genauestens beobachten.