27.10.2021 | 05:45
Schulden, Schulden überall – Aspermont, Software AG, Teamviewer
Der Euro wurde vor seiner Einführung hoch gelobt und als Friedensprojekt für Kontinentaleuropa gefeiert. Er sollte so stabil wie die Deutsche Mark sein und um das der skeptischen deutschen Bevölkerung auf dem Papier zu garantieren, sollten Schulden der Länder laut Maastricht-Regeln nur maximal 60% des jeweiligen Brutto-Inland-Produktes (BIP) betragen. Zig Rettungspakete, viele Billionen Euro und eine Generation später, schwindet das Vertrauen. Das befeuert die Flucht in Sachwerte und verknappt die bereits ausgetrockneten Lieferketten. Doch Profiteure gibt es überall zu finden.
Lesezeit: ca.
3 Minuten.
Autor:
Stefan Bode
ISIN:
SOFTWARE AG NA O.N. | DE000A2GS401 , ASPERMONT LTD | AU000000ASP3 , TEAMVIEWER AG INH O.N. | DE000A2YN900
Aspermont – Die graue Eminenz ganz neu
Das Medienunternehmen Aspermont (WKN: A0NGFS ISIN: AU000000ASP3 Ticker: 00W) ist ein Urgestein in der globalen Rohstoffbranche, das von der Flucht in Sachwerte stark profitiert. Bestens vernetzt und bekannt mit Generationen von Entscheidern der Rohstoffindustrie, berichtet das australische Unternehmen seit über 185 Jahren im Mining Journal über Entwicklungen im Bergbausektor. Mit der radikalen Fortentwicklung des Geschäftsmodelles bedient Aspermont seit knapp 1 1/2 Jahren seine weltweit sitzenden Kunden mit der „neuen“ digitalen Onlinewelt. Sämtliche Dienstleistungen des Unternehmens werden als XaaS – Anything as a Service zur Verfügung gestellt und sind mittlerweile zum Wachstumstreiber avanciert. Doch erkannt hat das der Kapitalmarkt noch nicht einmal im Ansatz, obwohl die aktive Userrate seit fünf Jahren um jährlich 23% wächst.
Mit Zugang zu 7,5 Mio. registrierten Entscheidern in der eigenen Datenbank zu wichtigen Personen aus Landwirtschaft, Energie und Bergbau steht die Monetarisierung einer kaufkräftigen Klientel erst am Anfang. Doch das Abo-Modell à la Netflix ist bereits jetzt hoch profitabel. Mit jedem neuen Kunden steigt die Profitabilität und die Bruttomarge ist zuletzt bereits von 58% auf 65% gestiegen. Damit kann selbst eines der wertvollsten Unternehmen der Erde wie Apple nicht mehr mithalten. Und die Skalierung bei Aspermont steht erst am Anfang. Auch die Expansion in weitere Wachstumsmärkte wie China, Indien und Südamerika sollen vorgetrieben werden.
Software AG – Ausblick eingetrübt
Nachdem die endgültigen Quartalszahlen der Software AG (WKN: A2GS40 ISIN: DE000A2GS401 Ticker: SOW) bekannt gegeben worden sind, konnten die Investoren etwas aufatmen. Es kam nicht so schlimm, wie einige erwartet hatten. Der Kurssturz bei TeamViewer hätte es vermuten lassen. Da die Auftragseingänge der Digitalsparte hinter Plan lagen, musste das Unternehmen in der vergangenen Woche die Prognose senken. Die vorsichtig gewordenen Analysten stimmt das aber wiederum etwas positiver. Die Aktie konnte sich in den vergangenen Tagen erholen und um 37 EUR wieder stabilisieren.
Das Unternehmen hält an der von Konzernchef Sanjay Brahmawar ausgegebenen Strategie „Helix“ fest. Finanzchef Matthias Heiden betonte, dass eine Transformation, die auf fünf Jahre angesetzt worden ist, nicht in einem Quartal umgesetzt werden kann. Er räumte aber auch ein, dass nicht alle Ziele wie geplant erreicht werden. Positiv ist das im dritten Quartal 40% mehr Neukunden gewonnen werden konnten als im Vorjahr, auch wenn das Auftragsvolumen am Anfang bei Neukunden geringer ist, als bei den langjährigen Bestandkunden. Wenn Neukunden allerdings als Bestandkunden gehalten werden können, dann dürften die ambitionierten Langfristerwartungen der Konzernführer dennoch erreicht werden können.
TeamViewer – Köpfe müssen rollen
Beim einstigen Lockdown-Gewinner TeamViewer (WKN: A2YN90 ISIN: DE000A2YN900 Ticker: TMV) ist längst Katerstimmung eingetreten. Die erhofften Wachstumzahlen und geplanten Verlängerungsquoten der Bestandskundschaft konnten nicht im Ansatz gehalten werden und mussten vom Vorstand kassiert werden. Dass die Kennzahlen und der Ausblick so schlecht werden könnten, überraschte selbst das Gros der Analysten. Die brüskierten Börsenspezialisten lassen ihre Enttäuschung nun freien Lauf und jeder senkt statt im Vorfeld wie so häufig erst im Nachgang die Daumen, wenn der Markt das Misslingen längst eingepreist hat. Übertreiben die Marktteilnehmer im Bullenmarkt mit utopischen Prognosen, so übertreiben sie im Bärenmarkt auf der pessimistischen Seite.
Doch für Anleger, die Opportunitäten suchen, könnte genau darin aktuell die Chance liegen. Nachdem Finanzvorstand Stefan Gaiser als ausgewählter 'Schuldiger' seinen Vertrag nicht mehr verlängert bekommt und ausgetauscht werden soll, finden die Aktien im Bereich von 12,80 EUR wieder ein gesteigertes Kaufinteresse und versuchen eine Bodenbildung hinzulegen. Ob dies gelingen kann, werden die nächsten Quartalszahlen zeigen, denn das verlorengegangene Vertrauen wird das Unternehmen nur mit harten Fakten und Kennzahlen zurückgewinnen können. Solange wird die Mehrheit der Analysten Daumen gesenkt lassen und lieber pessimistischer kalkulieren, wie die deutlichen Abstufungen der letzten Wochen zeigen.
Fazit
Während die sich die Staaten der Erde immer höher verschulden, die Teuerungsrate so langsam der Inflationierungsrate der Zentralbanken folgt, ergeben sich am noch freiesten Markt der Welt – den internationalen Börsen – viele Gelegenheiten, Geld vor der Entwertung zu schützen.