17.02.2025 | 05:45
Shortsqueeze und Trendwende – Aurubis, Power Nickel, Siltronic
Die Rally an den Aktienmärkten und Indizes ist ungebremst. Beim Blick auf den Deutschen Aktienindex (DAX) könnte ein seit Januar 2025 laufender Shortsqueeze eine mögliche Erklärung für den starken Anstieg sein. Waren viele Marktteilnehmer Ende 2024 noch skeptisch über die deutsche Wirtschaft und entsprechend bärisch eingestellt, so konnte der DAX seit Jahresanfang um über 13,5 % auf zuletzt 22.500 Punkte zulegen. Marktteilnehmer mit Shortquoten mussten sich durch die Kursanstiege ihre verkauften Positionen teuer zurückkaufen und befeuern die Kursrally entsprechend. Zudem sind deutsche Werte im Vergleich zu den USA signifikant unterbewertet und dürften ebenfalls für Kapitalzuflüsse sorgen.
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4 Minuten.
Autor:
Stefan Bode
ISIN:
DE0006766504 , CA7393014062 , DE000WAF3001
Aurubis profitiert vom Kupferboom
Der in Europa führende Verarbeiter für Kupfer ist die in Hamburg ansässige Aurubis (WKN: 676650 | ISIN: DE0006766504 | Ticker-Symbol: NDA). Kupfer als Rohstoff der Energiewende und der Elektromobilität ist international stark nachgefragt und entsprechend ist der Kupferpreis zuletzt wieder deutlich angestiegen. Das machte sich auch bei den Kennzahlen von Aurubis bemerkbar. Im ersten Geschäftsjahresquartal 2024/25 stieg der operative Gewinn vor Steuern um 17 % auf 130 Mio. EUR an. Daher hält der Hamburger Konzern an seinem optimistischen Ausblick fest und will im laufenden Geschäftsjahr ein operatives Ergebnis im Korridor von 300 bis 400 Mio. EUR erzielen.
Aktuell notiert der Kupferpreis oberhalb der letzten Quartale und bei weiter anziehenden Kupfernotierungen würde das Jahresergebnis sogar oberhalb der 400 Mio. EUR Marke auslaufen und die Marktteilnehmer positiv überraschen. Konzernchef Toralf Haag sieht das Unternehmen gut aufgestellt und im Schlüsselmarkt der Energie- und Mobilitätswende entsprechend positioniert. Ob aber die Messlatte des letzten Jahres mit 413 Mio. EUR übersprungen werden kann, liegt maßgeblich an der weiteren Entwicklung des Kupferpreises. Zuletzt wurde für die Aktie 85 EUR bezahlt und ein Mehrjahreshoch wäre bereits oberhalb der 87,85 EUR erreicht.
Power Nickel Shortsqueeze + Privatplatzierung
Die Umstrukturierung und Mehrwertgenerierung bei dem kanadischen Unternehmen Power Nickel (WKN: A40V4N | ISIN: CA7393014062 | Ticker-Symbol: IVV0) geht weiter voran. Der Explorer von Nickel und Kupfer machte im vergangenen Jahr 2024 bereits Schlagzeilen, denn von dem Unternehmen gab es seinerzeit - durch Leerverkäufe - mehr Aktien am kanadischen Markt, als tatsächlich emittiert waren. Diese von CEO Terry Lynch stark kritisierten Machenschaften einiger Marktteilnehmer wurden selbigen aber ab April 2024 zum Verhängnis, denn durch hochgradige Funde von Nickel- und Kupfer auf dem NISK-Projekt setzte ein gnadenloser Shortsqueeze ein. Die Aktie stieg von 0,20 CAD auf 0,90 CAD bis Juni 2024 an.
Die dann einsetzenden Gewinnmitnahmen beruhigten die Lage kurzfristig, aber namhafte Investoren wie Robert Friedland von Ivanhoe Mines und Rob McEwen von McEwen Mining nutzten den Kursrückgang zum Einstieg. Die Rallye setzte sich im Anschluss fort und erreichte Anfang Februar 2025 mit 1,97 CAD ihren bisherigen Höhepunkt. In der letzten Woche überraschte Terry Lynch dann die Investoren mit einer Privatplatzierung, die mit deutlichem Aufschlag zum derzeitigen Aktienkurs bekannt gegeben worden ist. Zu einem Platzierungskurs von 2,83 CAD sollen bis zu 14,135 Mio. neue Aktien ausgegeben werden, um bestenfalls 40 Mio. CAD für das Sommer + Winterbohrprogramm einzuwerben.
Bei den kommenden Bohrprogrammen werden die Zielzonen Nisk und Leon weiter erkundet, deren Nettobarwert (NBW) vom Analysehause ROTH bereits jetzt mit 1,15 Mrd. CAD geschätzt wird. Wenn die beiden diesjährigen Bohrprogramme ähnlich erfolgreich sind wie 2024, dann hält deren Analyst Mike Niehuser eine Erweiterung des NBW um 50 % auf 1,6 Mrd. CAD für wahrscheinlich. Um den vollen Fokus auf die beiden Zielzonen zu legen, hat Power Nickel zudem einen SpinOut seiner chilenischen Vermögenswerte vorgenommen und an die Chilean Metals ausgegliedert. An dieser Firma hält Power Nickel weiterhin 50 % der Anteile und weitere 50 % sind an die Aktionäre mit Stichtag 31.01.2025 ausgeliefert worden. Für 20 Power Nickel Aktien gab es zusätzlich eine Aktie von Chilean Metals ins Depot gebucht.
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Siltronic Absatzkrise und Trendwende?
Der Münchner Halbleiterzulieferer Siltronic (WKN: WAF300 | ISIN: DE000WAF3001 | Ticker-Symbol: WAF) steckt mitten in einer Absatzkrise und musste seine Mittelfristziele streichen. Die Hoffnung auf eine zügige Erholung des Halbleitermarktes in 2025 hat sich zerschlagen und der Spezialist für Siliziumscheiben musste dies in der vergangenen Woche einräumen. Die Kunden sitzen weiterhin auf hohen Lagerbeständen und dies führte bereits im Vorjahr zu einem Absatzrückgang von sieben Prozent. Daher halten sich nach wie vor die Bestellungen in Grenzen und auch das erste Halbjahr 2025 wird schwächer ausfallen als bisher erwartet.
Das führt nun zur Verschiebung der einst für 2028 avisierten Ziele. Bis dahin wollte das Unternehmen einen Umsatz von 2,2 Mrd. EUR bei einer EBITDA-Marge von über 30 % erwirtschaften. Durch den Nachfragerückgang ist die Produktion nicht ausgelastet und ob sich die 2 Mrd. Euro Investition in die Wafer-Fabrik in Singapur nach Zeitplan rechnet, ist fraglich. Entsprechend muss das Unternehmen einen Sparkurs einleiten und kürzt die Ausschüttung an die Aktionäre von 1,20 EUR auf 0,20 EUR je Aktie zusammen. Doch trotz der vermeintlich schlechten Nachrichten wurde die Aktie in den letzten Handelstagen akkumuliert. Vom Tiefpunkt der Aktie Anfang Februar 2025 bei 36,44 EUR ging es wieder um 25 % aufwärts auf zuletzt 45,82 EUR. Hier könnte ggf. die alte Börsenweisheit greifen: wenn negative Nachrichten gekauft werden, ist die Trendwende/der Boden in greifbarer Nähe.
Fazit
Während Aurubis vom aktuellen Kupferboom profitiert, konnte Power Nickel nach den signifikanten Nickel- und Kupferfunden auf dem NISK-Projekt einen deutlichen Shortsqueeze hinlegen. Währenddessen legte die Aktie von Siltronic nach der Dividendenkürzung eine regelkonforme Trendwende hin.
