15.05.2025 | 05:45
Stimmungsveränderung an der Börse? Bayer, NetraMark, OMV
Am heutigen Donnerstag sollen die Friedensverhandlung zwischen Russland und der Ukraine in der Türkei wieder aufgenommen werden. Hierbei wollen die beiden Präsidenten Putin und Selensky direkt in Istanbul miteinander sprechen. Was bei den Verhandlungen herauskommen könnte, ist ungewiss, jedoch gäbe es Gewinner und Verlierer am Aktienmarkt, sollte der Krieg beendet oder weiter fortgesetzt werden. Westliche Unternehmen mit einst gute Beziehungen nach Russland dürften bei einem dauerhaften Frieden wieder in den Fokus der Anleger rücken. Der Hype um Rüstungsaktien sollte dann abflachen oder sogar in eine deutliche Korrektur übergehen.
Lesezeit: ca.
4 Minuten.
Autor:
Alfred Laugeberger
ISIN:
DE000BAY0017 , CA64119M1059 , AT0000743059
OMV als Profiteur
Das größte Industrieunternehmen Österreichs ist die OMV AG (WKN: 874341 | ISIN: AT0000743059 | Ticker-Symbol: OMV). Mit starker Vernetzung nach Osteuropa war die Aktie bei Investoren nach dem Beginn der russischen Offensive in der Ukraine bei Investoren auf der Abschussliste. Die Aktie verlor im Zuge dessen einen deutlichen Teil ihrer Börsenbewertung und wurde im Tief von Dezember 2024 nur noch zu 36,08 EUR gehandelt. Doch die Lage hat sich seitdem an der Börse wieder verbessert. Die von US-Präsident Trump geforderten Friedensverhandlungen zwischen den beiden Kriegsparteien, könnte mit dem heutigen Treffen in Istanbul wieder die Chance auf einen Friedensvertrag entstehen.
Doch das war nicht der einzige Treiber für den Kursanstieg der letzten sechs Monate. Auf diesem Kursniveau dürfte für den ein oder anderen Investor auch die hohe Dividende inklusive Sonderausschüttung von 4,75 EUR je Anteilsschein sehr verlockend gewesen sein. Selbst nach der 30 % Aufwärtsbewegung auf zuletzt 47,14 EUR entspricht die im Juni kommende Ausschüttung einer Dividendenrendite von 10 % p. a. Im Vergleich zu den Wettbewerbern ist dies sehr attraktiv und so ist die Aktie auf dem aktuellen Niveau noch attraktiv bewertet.
NetraMark mit KI Plattform
Das KI-Unternehmen NetraMark (WKN: A3D5X9 | ISIN: CA64119M1059 | Ticker-Symbol: PF0) konnte sich in den letzten Monaten als Vorreiter bei der Anwendung von KI und dem maschinellen Lernen in der Pharmaindustrie etablieren. Seit 2016 hat sich das Programmier- und Entwicklerteam bereits auf herstellerspezifische Algorithmen für den Pharmamarkt spezialisiert. Aus dem Entwicklungsprozess der letzten Jahre wurde daraus die Plattform NetraAI entwickelt. Diese ermöglicht es, komplexe Daten aus klinischen und wissenschaftlichen Studien zu analysieren und darin Datenmuster zu erkennen.
Auch aus kleinen Datenbeständen kann NetraAI Zusammenhänge erkennen und daraus Regelmäßigkeiten ableiten. Besonders in der Medikamentenforschung mit nur wenigen Patienten in der Erforschungsphase ist diese Datenanalyse besonders hilfreich. Das beschleunigt nicht nur die Medikamentenerforschung, sondern erhöht auch die Erfolgswahrscheinlichkeiten, neue wirksamere Therapien zu entwickeln. Zusätzlich erspart diese Neuentwicklung durch eine drastisch erhöhte Effizienz zukünftig die Kosten in der Erforschung und Entwicklung neuer Medikamente, in die jedes Jahr weltweit Hunderte Milliarden USD investiert werden.
Da durch die KI die Verarbeitung der Daten viel schneller und effizienter durchgeführt werden kann, wird in der Pharmabranche zukünftig mehr Kapital freigesetzt werden. Dies bietet den Biotech- und Pharmaunternehmen die Chance, die frei werdenden Mittel zur Ausweitung der Forschungskapazitäten zu nutzen und neue Wege in der Medikamentenentwicklung zu gehen. Ein weiterer Vorteil von NetraAI ist, dass durch die effizientere Auswertung der Daten viel schneller die durchzuführenden klinischen Studien angepasst werden können und dies die Erfolgswahrscheinlichkeit einer späteren Zulassung deutlich erhöhen dürfte.
Mit dem global agierenden Worldwide Clinical Trials (WCT) kooperiert NetraMark bereits. Durch diese strategische Partnerschaft können die weltweiten Kunden von WCT die NetraAI-Software als innovative Serviceleistung nutzen. Die Anwendung der Prozessautomatisierung wie auch das Auswerten und das schnelle Korrelieren der wissenschaftlichen Daten durch die Plattformtechnologie nimmt daher bereits zu und das dürfte sich bei den Umsätzen von NetraMark in den kommenden Quartalen bemerkbar machen.
Bayer dreht auf
Einen Kursschub legte in den vergangenen Tagen die Aktien des Pharma- und Chemiekonzern Bayer AG (WKN: BAY001 | ISIN: DE000BAY0017 | Ticker-Symbol: BAYN) hin, der trotz aller Forschungsarbeiten noch einen neuen Wachstumstreiber für die Zukunft sucht. In der Pharmasparte des Unternehmens laufen nach und nach mehrere Blockbuster Medikamente aus und dafür braucht es dringenden Ersatz. Positiven Entwicklung bei seinem potenziellen Blockbuster-Kandidaten bringt das Mittel Kerendia, das bei Nierenerkrankungen in Verbindung mit Typ-2-Diabetes zu Anwendung kommt. Hier besteht die Möglichkeit der Zulassungserweiterung durch die US-amerikanische Gesundheitsbehörde FDA, darauf deuten zumindest Mitteilungen der FDA hin.
Doch der Kurssprung der letzten Tage hatte eine andere Ursache. Das Unternehmen legte diese Woche seine Kennzahlen für das abgelaufene erste Quartal 2025 vor. Hier überraschte Bayer mit einem bemerkenswert positiven Ergebnis in der Pharmasparte die Analysten. Dennoch trübte der ungünstige Wechselkurs die Jahresprognose ein und der Vorstandsvorsitzende Bill Anderson sah sich gezwungen, die ambitionierte Jahresprognose leicht zurückzunehmen. Das Unternehmen plant nun einen Gesamtjahresumsatz von 45 bis 47 Mrd. EUR und beim EBITDA soll zwischen 9,3 – 9,8 Mrd. EUR erzielt werden.
Der Umsatz im ersten Quartal bliebt mit 13,7 Mrd. EUR zum Vorjahr vergleichsweise stabil, aber das bereinigte EBITDA fiel um etwas über 7 % auf knapp 4,1 Mrd. EUR zurück. Der Nettogewinn fiel dagegen auf 1,3 Mrd. EUR und lag damit ca. 30 % tiefer als im letzten Jahr. Da die Analysten aber mit einem höheren Rückgang gerechnet hatten, wurde dies von Ihnen positiv gewertet.
Fazit
Das zyklische Geschäft des Biotech- und Pharmasektors ist besonders in der Erforschung und Entwicklung von neuen Wirkstoffen und Medikamenten von Rückschlägen geprägt. Um solche möglichen Rückschläge viel früher zu erkennen oder frühzeitig das Studiendesign und die Patientenauswahl anzupassen, hat NetraMark mit der NetraAI Software den Grundstein für einen Effizienzsprung gelegt.
