03.06.2025 | 05:45
Unterbewertete Healthcare Titel – BioNxt Solutions, Evotec, Novo Nordisk
Wie der Einkaufsmanager-Index in der Euro-Zone zeigt, erholt sich die Stimmung in der Industrie von Südeuropa langsam. Schlusslicht bleibt dabei die Zuversicht der Geschäftsführer der größten deutschen Unternehmen. Am gestrigen Montag veröffentlichte S&P Global die endgültigen Daten für Mai 2025. Die Talfahrt in Deutschland beschleunigte sich leicht, während sich die Gesamtindustrie im Euro-Raum der Wachstumsschwelle annähert. Mit 49,4 Punkten steigt der durch Umfragen ermittelte Indikator auf den höchsten Wert seit August 2022 und so rückt der Wachstumsschwellenwert von 50 Punkten in greifbare Nähe.
Lesezeit: ca.
3 Minuten.
Autor:
Alfred Laugeberger
ISIN:
CA0909741062 , DE0005664809 , DK0062498333
Der seit November 2016 anhaltende Dauerlauf der Aktie des dänischen Biopharma-Unternehmens Novo Nordisk (WKN: A3EU6F | ISIN: DK0062498333 | Ticker-Symbol: NOV) wurde im Juni 2024 nach fast achtjähriger Anstiegsphase beendet. Die sehr gute Performance des Unternehmens schlug sich zunehmend in der Erwartungshaltung der Marktteilnehmer nieder, welche letztendlich nicht mehr befriedigt werden konnte. Vom Allzeithoch bei 138,48 EUR fiel die Aktie bis Mitte April 2025 um über 63 % innerhalb von neun Monaten ab. Am 17.04.2025 wurde das vorläufige Tief mit 50,47 EUR je Anteilsschein markiert.
Doch den deutlichen Sell-Off der Aktie nutzten die Investoren und so kauften sie mit einem hohen Handelsvolumen in den letzten Wochen die Papiere der Dänen auf. Diese Investoren lagen bisher mit ihrem antizyklischen Zukauf richtig und profitierten vom Anstieg der letzten Wochen auf 63,15 EUR im gestrigen Börsenhandel. Die Börsianer ändern scheinbar nach dem Abverkauf und dem Einpreisen der enttäuschenden CagriSema-Daten aus Dezember 2024 nun ihre Fokussierung und setzen mehr Hoffnung auf Amycretin als möglichen Blockbuster-Kandidaten. Dem in Phase-I-Studie befindlichen Wirkstoffkandidaten wird der direkte Sprung in die letzte klinische Studienphase-III zugetraut.
BioNxt Solutions vor Patenterteilung
Im abgelaufenen Monat Mai konnte das Biotech-Unternehmen BioNxt Solutions (WKN: A3D1K3 | ISIN: CA0909741062 | Ticker-Symbol: BXT) mitteilen, dass es einen formellen Bescheid der Prüfungsabteilung des Europäischen Patentamts (EPA) erhalten hat. Darin teilte die Behörde mit, dass sie der Beantragung von BioNxt auf Patenterteilung auf ein Kernpatent des Unternehmens ohne wesentliche Änderungen stattgeben und somit erteilen will. Das an der Westküste von Kanada in Vancouver ansässige Unternehmen hatte bei der EPA eine umfassende Anmeldung der sublingualen Verabreichung von Krebsmedikamenten zur Behandlung von neurodegenerativen Autoimmunerkrankungen als Patent eingereicht.
Durch die nun zu erwartende Patenterteilung einer ganzen Patentfamilie ist der Grundstein für die Weiterentwicklung und Vermarktung innerhalb Europas gelegt. Vor allem beim derzeitigen Hauptprodukt BNT23001 , das als sublinguale Schmelzformulierung von Cladribin bei der Behandlung von Multiple Sklerose (MS) zum Einsatz kommen soll, erwartet das Unternehmen seinen zukünftigen Hauptabsatzmarkt. Sobald die Patenterteilung erfolgt ist, soll die Bioäquivalenzstudie am Menschen in Europa vorbereitet werden.
Durch die Spezialisierung des Biowissenschaftsunternehmens auf die Entwicklung von neuen und innovativen Verabreichungsformen von Medikamenten dürfte die firmeneigene Plattform von BioNxt Solutions bei zukünftigen Anwendungen von Medikamenten noch auf sich aufmerksam machen. So kümmert sich das Forschungsteam u. a. um die wachsende Anzahl an Patienten mit Schluckbeschwerden (Dysphagie). Die Entwicklung von sublingualen Verabreichungsformen erleichtert bei den betroffenen Patientengruppen die bisher problematische Medikamentenaufnahme deutlich. Tabletten müssen zukünftig nicht mehr geschluckt werden; sondern der entsprechende Wirkstoff wird über die Mundschleimhaut aufgenommen. Mit einer Marktkapitalisierung von derzeit gerade einmal 40 Mio. EUR bietet die Aktie bei einem Kurswert von 0,35 EUR noch weiteres langfristiges Aufwärtspotenzial.
Bankhaus optimistisch bei Evotec
Hohe Wellen mit starker Volatilität schlägt weiterhin die Aktie von Evotec. Die kanadische Bank RBC hatte im abgelaufenen Monat Mai das Kursziel für das aus Hamburg stammende Biotech-Unternehmen Evotec (WKN: 566480 | ISIN: DE0005664809 | Ticker-Symbol: EVT) erhöht. Im Vergleich zu den Wettbewerbern soll laut dem Analysten Charles Weston der Wirkstoffforscher aus der Hansestadt die hohe Margenlücke schließen können. Daraus resultiert ein großes Wertpotenzial in den nächsten drei Jahren. Das Kursziel wurde daher von 11,60 EUR auf 11,90 EUR angehoben und die Einstufung auf „Outperform“ belassen.
Derzeit halten sich die Investoren aber wegen des schwierigen Pharma-Umfeldes bei Käufen zurück und verbleiben aufgrund geopolitischer Herausforderungen noch in einem abwartenden Status. Bei einem aktuellen Kurs von 6,80 EUR ergibt das jedoch nach RBC-Studie ein interessantes Kurspotenzial von über 45 %. Langfristig orientierte Anleger könnten daher die derzeitige Schwächephase zum Einkaufen nutzen, wohlwissend dass Leerverkäufer laut letztem Bericht des Bundesanzeigers zum 30.05.2025 mit 5,18 % der Aktien short sind und auf weiter fallende Kurse setzen.
Fazit
Die hohe Volatilität der Biotech- und Pharmabranche nutzen Investoren und Anleger am besten mit klar definiertem Kauf- und Verkaufsorder. Dadurch können oftmals günstige Einstiegskurse durch ein Abstauberlimit gefunden, aber auch bei Kursausschlägen gen Norden frühzeitig Gewinne mitgenommen werden.