10.04.2025 | 05:45
Wachstumsimpulse trotz Zollkrise – Deutz, Heidelberger Druckmaschinen, naoo
Der neugewählte Bundestag kann sich auf eine neue Bundesregierung einstellen. Wie am gestrigen Nachmittag bekanntgeworden ist, steht der Koalitionsvertrag zwischen CDU und SPD und die Wahl des Kanzlers soll am 5. Mai 2025 erfolgen. Je nach Parteizugehörigkeit feiern bzw. kritisieren die verschiedenen Experten diese Vereinbarung aber zumindest beendet dieses Papier und die angesetzte Kanzlerwahl die Führungslosigkeit der größten Volkswirtschaft in Europa. Währenddessen beruhigten sich nach den heftigen Abverkäufen der letzten beiden Wochen die Finanzmärkte und einige Unternehmen nutzten die Krise zum Einkauf neuer Wachstumsimpulse.
Lesezeit: ca.
4 Minuten.
Autor:
Alfred Laugeberger
ISIN:
DE0006305006 , DE0007314007 , CH1323306329
naoo AG kauft zu
Eine Social-Media-Plattform der nächsten Generation betreibt das Schweizer Unternehmen naoo AG (WKN: A40NNU | ISIN: CH1323306329 | Ticker-Symbol: NAO). Durch eine innovative Kombination von Gamification, Künstlicher Intelligenz (KI) und der Einbindung des lokalen Handels wurde das Nutzererlebnis in der Social-Media-Landschaft geschickt auf ein neues Niveau gehoben. Das die naoo AG hier einen richtigen Riecher hatte, lässt sich an den steigenden Nutzerzahlen ablesen. Im vierten Quartal 2024 stiegen die Downloads der App im Vergleich zum dritten Quartal um 65 % an und über 90.000 Anwender in der Schweiz nutzen bereits die Dienste des Unternehmens bereits.
Um das starke organische Wachstum noch zu erhöhen, kaufte die naoo AG zum 17. März 2025 die Kingfluencers AG aus strategischen Gründen dazu. Die Kingfluencers AG ist die größte Influencer-Agentur der Schweiz und betreut dort ca. 3.000 Influencer. Als einer der etabliertesten Anbieter im deutschsprachigen Raum vertrauen bekannte Marken wie Migros, L’Oréals, Samsung, UBS oder auch der Nestlé-Konzern der Kingfluencers AG. Die naoo AG kaufte 87 % der Aktien der Kingfluencers AG und bezahlte dies nicht in Cash, sondern nutzte die eigene Währung und zahlte mit 81.092 naoo AG Aktien. Das entspricht ca. 2 % der ausstehenden Aktien, sodass der Kaufpreis zum Kaufzeitpunkt ca. 1,30 Mio. EUR betragen dürfte.
Der CFO & COO von der naoo AG, Herr Karl Fleetwood, sieht durch das anorganische Wachstum mehrere Vorteile, wie dieser in einem letzten Managementinterview bekannt gab. Der Zukauf bestärkt die Glaubwürdigkeit und Leistungsfähigkeit des Unternehmens im Bereich des Influencer Marketing, der Content Creation, des Social Media Management und des Performance Marketing. Die digitale Wertschöpfungskette wird verstärkt und die Erlösquellen frühzeitig diversifiziert, noch bevor die Wachstumsziele des Unternehmens auch nur annähernd erreicht sind.
Der Fokus für die kommenden Quartale liegt auf mehreren Schwerpunkten. Die Plattform soll durch höhere Nutzerzahlen und mehr Funktionen der App ausgebaut werden. Gleichzeitig soll das Agenturgeschäft gestärkt und die Zusammenarbeit mit den Geschäftskunden weiter vertieft werden. Hierfür war die Übernahme von Kingfluencers wichtig, denn damit wurde zusätzliches Know-how und Reichweite an Bord geholt, was den dritten Schwerpunkt, die Stärkung des Ökosystems beförderte. Das Ökosystem soll zudem durch den KI-gestützten Ausbau der Plattform im Bereich Personalisierung und Content-Empfehlungen weiter verbessert werden.
Heidelberger Druckmaschinen und SAP
Das Tochterunternehmen der Heidelberger Druckmaschinen AG (WKN: 731400 | ISIN: DE0007314007 | Ticker-Symbol: HDD) Amperfield, hat einen Großauftrag im Flottenbereich gewonnen. Das Unternehmen wird zukünftig für den SAP Konzern die Betriebsführung der Ladeinfrastruktur in ganz Deutschland übernehmen. Die Umsetzung erfolgt noch im laufenden zweiten Quartal mit der Migration von 1.720 bestehenden SAP-Ladepunkten. Diese von verschiedenen Anbietern aufgebaute Lade-Hardware wird in das Cloud-Backend von Amperfield integriert und soll um weiteren 2.000 Ladepunkte zusätzlich erweitert werden.
SAP hat sich für die maßgeschneiderten E-Mobilitätsdienstleistungen von Amperfield entschieden, um für die rund 6.500 Mitarbeiter mit Elektro- und Hybridfahrzeugen ein effektives Lademanagement- und Verwaltungssystem anbieten zu können. Auch das integrierte Abrechnungssystem überzeugte SAP und vereinfacht interne Prozesse. Für Amperfield ist das nun der nächste wichtige Auftrag um Geschäftskundenbereich, nachdem im vergangenen Jahr einen Auftrag von DB Bahnbau erhalten hatte.
Das der SAP Konzern bis 2030 seine gesamt Fahrzeugflotte von 19.000 Fahrzeugen elektrifizieren will, kann das Heidelberger Druckmaschinen Tochterunternehmen mit weiterem Wachstum von Deutschlands größtem IT-Dienstleister rechnen.
Deutz: Zölle werden an Kunden weitergeben
Die 1864 gegründete Deutz AG (WKN: 630500 | ISIN: DE0006305006 | Ticker-Symbol: DEZ) und deren Vorstandschef Sebastian Schulte rechnet mit einem Anziehen der Inflation in den USA. In einem Interview sagte er, das die Käufer von Baumaschinen und Mähdrescher in den USA die neuen Zölle zu spüren bekommen. „Das wird dazu führen, dass alles an die Kunden weitergereicht wird. … Das kreiert letztlich Inflation.“ Bei 20 % Einfuhrzoll auf Deutz-Motoren würden Traktoren und Bulldozer in den USA um ca. 8 % teuer, da der Motor für etwa 30 % der Wertschöpfungskette steht.
In die USA verkauft der Motorenbauer jährlich etwa 30.000 Motoren und das steht für knapp ein Viertel des Konzernumsatzes. Daher hofft der Vorstandschef auch auf einen Deal im Laufe des Jahres und nicht das der angezettelte Handelskrieg weiter eskaliert wird. Durch die aktuelle Unsicherheit erwartete er aber nur eine leichte Markterholung und mit Verzögerungseffekten bei den Bestellungen. Da betrifft aber auch den Wettbewerb denn auch die Konkurrenz aus Japan und Großbritannien sind von den angehobenen Zöllen betroffen.
Gleichzeitig nutzt der Motorenproduzent die Marktunsicherheit und erweitert sein Know-how durch Übernahme des niederländischen Unternehmens Urban Mobility Systems (UMS). Die Firma gilt als Spezialist im Bereich von Batterie-elektrischer Antriebe für Off-Highway-Anwendungen. Hier liefern die Niederländer einbaufertige Elektrifizierungskits. Von der Erfahrung will Deutz profitieren und das Wissen von UMS auch zur Teilelektrifizierung von größeren Maschinen nutzen und diese mit eigenen Verbrennungsmotoren koppeln.
Zusammenfassung
Durch die Übernahme bei der naoo AG, aber auch der Deutz AG, erschließen sich beiden Unternehmen neues Wachstumspotenzial für die Zukunft. Durch den SAP-Auftrag hat das Heidelberger Druckmaschinen Tochterunternehmen Amperfield einen wichtigen Meilenstein erreicht, verstärkt im Geschäftskundenbereich zu wachsen.
