28.08.2025 | 05:45
Wachstumsschmerz, Durchbruch und Entlassungen – Carl Zeiss Meditec, MiMedia Holdings, Nio
Die deutsche Automobilindustrie ist seit drei Jahren in einer tiefen Krise. Überkapazitäten belasten die Konzerne und die Verkaufszahlen im wichtigsten Absatzmarkt China brachen um bis zu 50 % im Vergleich zum Vorjahr ein. Damit müssen die Führungskräfte der Konzerne immer härter auf den Rotstift drücken, Projekte komplett einstampfen, wie Porsche mit der Batteriezellfertigung bei Cellforce, oder deutliche Kürzungen vornehmen, wie Volkswagen bei PowerCo in Salzgitter. Innerhalb eines Jahres summierte sich der Stellenabbau im Automobilbereich auf 7 % der gesamten Belegschaft bzw. 51.500 Beschäftigte. Das Wachstum findet derzeit in anderen Branchen und Ländern statt, wie z. B.:
Lesezeit: ca.
4 Minuten.
Autor:
Alfred Laugeberger
ISIN:
DE0005313704 , CA60250B1067 , US62914V1061
MiMedia Holdings mit Durchbruch bei OEM
Während die deutschen Automobilkonzerne mit Milliardeninvestitionen in die E-Mobilität auf ein falsches Pferd gesetzt und teilweise ihre Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt haben, wachsen Unternehmen in anderen Teilen der Welt sehr stark. Mit darunter ist der Clouddienstleister MiMedia Holdings (WKN: A3DGJJ | ISIN: CA60250B1067 | Ticker-Symbol: KH3). Im cloudbasierten Plattformgeschäft bietet das Unternehmen als Nischenplayer die einfache Speicherung und Verwaltung von digitalen Inhalten wie Fotos, Videos, Musik und Dokumenten an. Dabei nutzt das Plattformunternehmen seine geräteübergreifende App für den Datenaustausch und die Datensicherung. Angeboten werden die Dienstleistungen nicht nur für Privathaushalte und Familien, sondern als White Label Lösung auch für Unternehmen.
Um mit seiner App und dem dazugehörigen Angebot die Endkonsumenten zu erreichen, setzt MiMedia Holdings daher auf B2B und den kooperativen Ansatz. Da die Partnerunternehmen am Umsatz mit den Endkunden mitverdienen, öffnen diese auch ihren direkten Zugang zu deren Kunden. Damit die App nicht aufwendig beworben werden muss und die Kunden sie dennoch herunterladen und nutzen können, ist das Plattformunternehmen an die OEM von Mobilfunkgeräten auf Androidbasis herangetreten. Durch die Vereinbarung mit den OEM ist die App bereits auf jeder gelieferten Neuware vorinstalliert. Wie Studien zeigen, erhöht vorinstallierte Software die Wahrscheinlichkeit der Kundengewinnung deutlich, denn diese Applikationen genießen einen Vertrauensvorsprung und so kann der Vertrauensaufbau mit verringertem Marketingbudget erfolgen.
Die Geschäftsführung des Walmart Konzerns konnte bereits von der geräteübergreifenden App überzeugt werde. Eine Kooperationsvereinbarung wurde bereits im 1. Quartal 2025 mit dem Walmart Tochterunternehmen in Mexiko, Bait, geschlossen. Bait ist ein stark wachsender Telekommunikationsdienst, der vor allem in Mexiko aktiv ist. Die mexikanische Walmart-Kette nutzt MiMedia Holdings als White Label und verkauft die entsprechenden Mobilfunkgeräte und -verträge. Während die über 18,3 Mio. Kunden von Bait die Software via Update erhalten haben, haben Neukunden die App von MiMedia Holdings bereits durch die Android-Telefonhersteller auf ihren Smartphones. Erst letzte Woche verkündete MiMedia Holdings CEO Chris Giordano die Lieferung mehrerer 10.000 Endgeräte des Coolpad-Smartphones.
Seit Anfang August 2025 kooperiert MiMedia Holdings zudem auch mit ADG China. Das chinesische Unternehmen ist eine der Schnittstellen zwischen den führenden Smartphone-OEMs aus China wie Xiaomi, Oppo, Lenovo, … und innovativen Unternehmen wie MiMedia Holdings. Der General Manager von ADG China, Herr Chris DeAngelis, sagte zur Kooperationsvereinbarung: „Wir freuen uns darauf, mit MiMedia zusammenzuarbeiten und ihre Cloud-Plattform der nächsten Generation für die mobilen OEMs zu bringen, die wir in China gut kennen. Wir glauben, dass das Timing gut ist, und OEMs suchen nach einer Lösung wie der von Mimedia, um attraktive neue wiederkehrende Einnahmequellen zu erfassen, die Abwanderung zu verringern und sich auf dem Markt zu differenzieren, während das wichtige Wertversprechen der Cloud auf ihre großen Verbraucherbasen ausgedehnt wird.“
Für die Kanadier könnte diese Kooperation der strategische Durchbruch für die nächsten Jahre gewesen sein.
Carl Zeiss Meditec - Zölle schlagen durch
Die US-Zollpolitik gegen Unternehmen der Europäischen Union (EU) schlagen auch beim Unternehmen Carl Zeiss Meditec (WKN: 531370 | ISIN: DE0005313704 | Ticker-Symbol: AFX) in der Bilanz durch. Wie der Finanzvorstand des Jenenser Medizintechnik-Konzerns Herr Justus Felix Wehmer mitteilte, könnte die Belastung durch die US-Zölle in etwa zehn Mio. EUR betragen. „Wir können so schnell die Preise für unsere Produkte nicht anpassen und Aufträge müssen erfüllt werden.“
Maximilian Foerst, als neuer Carl Zeiss Meditec-Vorstand, geht aber davon aus, dass die US-Zölle von 15 % letztendlich bei neuen Verträgen an die US-Kunden weitergegeben werden und daher die aktuellen Belastungen nur kurzfristiger Natur sind. Trotz der Belastungen konnte das Unternehmen in den drei Quartalen von Oktober bis Juni einen Umsatz von 1,6 Mrd. EUR und damit ein Wachstum von 7,6 % zum Vorjahr erzielen. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) fiel dagegen von 162 Mio. EUR auf 153 Mio. EUR zurück.
Für das Analysehaus mwb research ist die aktuelle Entwicklung nicht überraschend und passt zu der Einschätzung der Analysten. Sie empfehlen die Aktien bei dem aktuellen Kursniveau von 43,10 EUR als „Kauf“ mit einem Kursziel von 57,00 EUR.
Nio – des einen Leid, ist des anderen Freud
Was das Leid der deutschen Automobilkonzerne ist, ist die Freude der chinesischen Wettbewerber. Einer der Herausforderer auf dem chinesischen Absatzmarkt ist der dortige Hersteller Nio (WKN: A2N4PB | ISIN: US62914V1061 | Ticker-Symbol: N3IA). Der E-Fahrzeughersteller schreibt nach wie vor milliardenhohe Verluste und war bei vielen Anlegern längst abgeschrieben. Doch in den letzten beiden Monaten kam wieder Schwung in die Aktie. Der Wert verdoppelte sich und stieg von 2,85 EUR von Ende Juni 2025 auf 5,81 EUR im gestrigen Abendhandel.
Hintergrund für den deutlichen Anstieg dürfte der angekündigte neue SUV des Unternehmens sein. Das Modell ES8 ist ein Maxi-SUV, der sich in China großer Beliebtheit erfreut. Mit drei Passagierreihen werden solche Modelle in China gerne gekauft. Auch der Verkaufspreis beginnt mit umgerechnet 50.000 EUR unter dem Einstiegspreis des Tesla Modells. Das setzte zudem die Shortseller des Unternehmens unter Druck, die ca. 8,5 % der ausstehenden Aktien leer verkauft hatten. Ob dieser Anstieg, bei der starken Wettbewerbssituation in China, aber nachhaltig ist, liegt sowohl an den kommenden Verkaufszahlen sowie daran, wann das Unternehmen endlich in die Gewinnzone kommt.
Fazit
Dem Unternehmen MiMedia Holdings könnte mit der neuen Kooperation der mittelfristige Durchbruch für sein Geschäftsmodell gelungen sein und Kursrücksetzer bieten sich hier für einen Einstieg an. Abwarten sollten Investoren bei der Aktie von Nio, da das Unternehmen bisher noch kein einziges Quartal in der Unternehmensgeschichte im positiven Bereich abgeschlossen hat. Interessant dürfte auch die Aktie von Carl Zeiss Meditec sein, die durch die US-Zollpolitik kurzzeitig unter Druck geraten ist, aber weiterhin profitabel wächst.