30.08.2021 | 05:45
Angst vor weiteren Engpässen bei Bauteilen – Daimler, Almonty Industries, Paragon
Die Angst vor Versorgungsengpässen bei Rohstoffen, wichtigen Vorprodukten und Bauteilen nimmt weiter Fahrt auf und zeigt sich in immer mehr Bereichen der Wirtschaft. Lockdown-Maßnahmen der Regierungen verstärken die Behebung des Mangels. Die einst hocheffiziente und vernetzte globale Wirtschaft stellt fest, das 'just-in-time' nicht mehr flächendeckend funktioniert. Deutlich wird dies u.a. durch diverse Betriebsschließungen in der Automobilindustrie. Auf Kosten der Steuerzahler wird Kurzarbeit verhängt und mit dem eigentlichen Problem sogar noch mehr Gewinn erzielt, zumindest bei dem ein oder anderen börsennotierten Konzern.
Lesezeit: ca.
3 Minuten.
Autor:
Dr. Tim Faustmann
ISIN:
DAIMLER AG NA O.N. | DE0007100000 , ALMONTY INDUSTRIES INC. | CA0203981034 , PARAGON KGAA INH O.N. | DE0005558696
Wolframproduzent mit Potential - Almonty Industries
Das in Toronto ansässige Unternehmen Almonty Industries (WKN: A1JSSD ISIN: CA0203981034 Ticker: ALI) befasst sich hauptsächlich mit dem Abbau, der Verarbeitung und dem Versand von Wolframkonzentrat aus seinen zwei Wolframminen in Portugal und Spanien. Darüber hinaus fährt das Unternehmen einen stringenten Wachstumskurs und baut derzeit die größte Wolframmine außerhalb Chinas auf. Diese in Südkorea befindliche Sangdong-Mine soll zukünftig 7-10% der weltweiten Wolframproduktion abdecken. Da weltweite Wolframproduktion aktuell überwiegend aus China stammt, ist absehbar, dass Almonty in wenigen Jahren für etwa 30% der nicht-chinesischen Wolframproduktion stehen wird.
Mit einer potentiellen Minenlaufzeit von 90 Jahren wächst die Sangdong-Mine zu einer strategisch wichtigen Rohstoffquelle für die westlichen Industrienationen heran. Die österreichische Plansee-Gruppe, die Wolfram zur Werkstoffveredlung und -härtung benötigt, hat sich bereits langfristige Lieferverträge mit Almonty gesichert. Damit gelangt ein Teil des zukünftig produzierten Wolfram nicht einmal mehr auf den Weltmarkt. Produktionsstart der Sangdong Mine soll bereits Mitte 2022 sein und nach bisherigen Mitteilungen des Unternehmens werden bisher alle Zeitpläne eingehalten. Da der Wolframpreis in den letzten 12 Monaten bereits um über 50% auf 308 USD je Tonne gestiegen ist, steigt auch die Gewinnmarge von Almonty deutlich an.
Paragon wächst wieder
Das Delbrücker Unternehmen Paragon (WKN: 555869 ISIN: DE0005558696 Ticker: PGN) meldete in der ersten Jahreshälfte einen Umsatzanstieg um 50 Mio. EUR auf 79 Mio. EUR. Dennoch blieb unterm Strich noch ein Verlust von 4,8 Mio. EUR, wenn auch deutlich niedriger als im Vorjahreshalbjahr mit einem Minus von noch 29,9 Mio. EUR. Der Vorstand bestätigte indes die Prognose für dieses Jahr. Das Unternehmen will bis Jahresende einen Umsatz von 145 Mio. EUR erzielen, davon 12 Mio. EUR freier Cashflow. Laut Gründer und CEO Dieter Frers ist vorteilhaft, dass sich das Unternehmen vorausschauend mit wichtigen Ausgangsmaterialien bevorratet hat. Damit gibt es derzeit keine Beschaffungsprobleme und Aufträge können fristgerecht abgeliefert werden.
Das Unternehmen kommt auch beim „Problemkind“ des Unternehmens Voltabox voran. Die Gespräche mit dem potentiellen Schweizer Käufer gehen nun in die finale Phase. Das Unternehmen hofft Gespräche in Kürze positiv abschließen zu können, denn eigentlich sollte das Tochterunternehmen bereits im Dezember 2020 verkauft werden. Voltabox macht seit Jahren Verluste und ist für Paragon ein Bremsklotz für die weitere Entwicklung des Aktienkurses. Sollte der Verkauf vermeldet werden, dürfte die Aktie von Paragon wieder anspringen. Die seit März 2020 anhaltende Seitwärtsphase zwischen 8 EUR und 14 EUR dürfte dann endlich wieder gen Norden verlassen werden.
Wieder Kurzarbeit bei Daimler
Der Automobilkonzern Daimler (WKN: 710000 ISIN: DE0007100000 Ticker: DAI) konnte den Deutschen Aktienindex DAX in den letzten 17 Monaten deutlich in der Kursentwicklung übertreffen. Während der DAX „nur“ um gut 77% stieg, legten die Aktien des Stuttgarter Autobauers um sage und schreibe 214% zu. Doch nicht nur in den VW-Werken Hannover und Zwickau stehen die Bänder still, sondern auch beim schwäbischen Autobauer wird Kurzarbeit wieder deutlich ausgeweitet. Die Lieferprobleme von Chips & Halbleitern zwingen die Mercedes-Werke in Bremen, Rastatt und im ungarischen Kecskemét in den Stillstand, während in Sindelfingen die Produktion noch teilweise am Laufen gehalten werden kann.
Im Bremer Werk sind mehr als 12.000 Arbeiter beschäftigt, in Rastatt ca. 6.500, in Kecskemét 4.700 und in Sindelfingen 25.000. Damit sind knapp 50.000 Mitarbeiter von Mercedes zum wiederholten Mal in den vergangenen Monaten von Produktionsstopps betroffen. Um die Absatzverluste etwas aufzufangen, produziert Daimler mit den gelieferten Chips vorwiegend Autos der S-Klasse und des elektrischen Gegenstücks EQS, weil das die beiden Modelle mit den höchsten Margen für den Konzern sind. Doch der Absatzmangel macht sich zunehmend auch beim Aktienkurs bemerkbar. Das Momentum lässt spürbar nach und die Aktie stagniert derzeit noch oberhalb der 70 EUR Marke.
Fazit
Während die Automobilindustrie mit dem Chipmangel zu kämpfen hat und mittlerweile in aller Regelmäßigkeit das Kurzarbeitergeld in Anspruch nimmt, kämpfen sich Unternehmen wie Paragon nach Fehlentscheidungen aus der Vergangenheit wieder nach vorne. Strategisch positioniert mit langfristig starker Wachstumsphantasie hat sich Almonty Industries mit dem Auf- und Ausbau der Sangdong Mine in Südkorea.