22.12.2021 | 05:45
Biotech weiter auf dem Vormarsch - Bayer AG, Morphosys, XPhyto Therapeutics Aktie
Trotz steigender Verbraucherpreise und zunehmender Unsicherheit zur zukünftigen Entwicklung der Wirtschaft, fokussieren sich viele Menschen nur kurzfristig auf die neuesten Nachrichten zur Variante Omikron. Doch welcher Wirtschaftssektor profitiert am meisten von dieser medialen Hysterie und kann durch neue Medikamente und Wirkstoffe noch mehr Umsatz machen? Die Biotech- und Pharmawerte sollten das sein, doch längst nicht alle Aktien aus diesem Segment gehen durch die Decke.
Lesezeit: ca.
3 Minuten.
Autor:
Stefan Bode
ISIN:
BAYER AG NA O.N. | DE000BAY0017 , XPHYTO THERAPEUTICS | CA98421R1055 , MORPHOSYS AG O.N. | DE0006632003
XPhyto Therapeutics – Übernahme abgeschlossen
Das kanadische Unternehmen Xphyto Therapeutics (WKN: A2PPTN ISIN: CA98421R1055 Ticker: 4XT) hat einen Biosensor-Screening-Test zum schnellen Nachweis von Infektionskrankheiten entwickelt. Zusammen mit der deutschen Firma 3a-diagnostics GmbH wurde ein 25-minütiger COVID-19-PCR-Test entwickelt, zugelassen und zum 06.12.21 wurde das 30 km südöstlich von Stuttgart ansässige Unternehmen abschließend für 3,9 Mio. EUR übernommen. Der auf Biosensoren beruhende Test reagiert auf das Vorhandensein bestimmter Enzyme. Der In-vitro-Diagnosetest ist dabei sehr zuverlässig und vor allem mit 25 Minuten sehr schnell in der Auswertung. Zum einen ist die Anwendung des oralen Tests einfach und kostengünstig und zum anderen kann das Vorhandensein vom Coronavirus vergleichsweise schnell nachgewiesen werden. Eine labormedizinische Diagnose entfällt und damit kann eine schnelle Diagnose von Delta oder Omikron ortsunabhängig am Flughafen, Arbeitsplatz oder bei einer Veranstaltung nachgewiesen werden.
Die Pipeline an diagnostischen Produkten und potenziellen Medikamenten ist gut gefüllt. Durch den Kauf der 3a-diagnostics GmbH geht auch das mikrobiell-enzymatische Screening-Tool der Plattformtechnologie für neue Testverfahren auf Xphyto Technologies über. Von enzymbasierten Kaugummitest bis hin zur Erforschung psychoaktiver Stoffe wie Psilocybin und Meskalin zum Einsatz gegen psychische Erkrankungen, bewegt sich das Unternehmen auf potenziell sehr interessanten Märkten. Allein der Diagnostikmarkt von Deutschland ist 2,7 Mrd. EUR schwer. Mit dem bereits zugelassenen Produkt der PCR-Tests sollte das Unternehmen in 2022 bereits sehr guten Cashflow erzielen können, denn mit den wiederbeginnenden Lockdowns und Ausweitung der Tests auf alle Bevölkerungsteile dürfte auch die Nachfrage nach noch effizienteren PCR-Tests deutlich steigen.
Morphosys auf Tauchstation
Die Aktie des biopharmazeutischen Unternehmens Morphosys (WKN: 663200 ISIN: DE0006632003 Ticker: MOR) setzte nach einer kurzen Stabilisierungsphase im August 2021 ihren Abwärtstrend fort. Bereits vor der Constellation Übernahme ging es für die Aktie abwärts, aber die 1,44 Mio. EUR schwere Übernahme beschleunigte den Ausverkauf. Mittlerweile kosten die Anteilsscheine nur noch 33,39 EUR und die Marktkapitalisierung ist auf 1,132 Milliarden EUR zusammengeschrumpft. Damit ist die Aktie wieder auf ein Niveau zurückgefallen, das zuletzt 2013 gesehen werden konnte. Damit rückt nun auch die Kurslücke von September 2012 in greifbare Nähe und diese ist noch offen zwischen 19,50 EUR und 21,44 EUR. Wenn ein Kurs so tief fällt, wirken solche Kurslücken oft sehr magnetisch und sollten Investoren nicht überraschen.
Vielleicht braucht es genau diesen finalen Ausverkauf, um damit ein langjähriges Tief auszubilden. Oftmals dreht ein Wert erst, wenn bei den meisten Investor die Zweifel an der Überlebensfähigkeit des Unternehmens am größten sind. Hoffnung, dass es nicht so tief gehen muss, lieferte aber das Medikament Pelabresib. Dieses Mittel wird derzeit bei dem Knochenmarkkrebs Myelofibrose erforscht und die Studienergebnisse sehen laut Forschungsvorstand Malte Peters vielversprechend aus. Auch gab es zum hoffnungsvollen Medikament Monjuvi positive Daten in Kombination mit dem Medikament Lenalidomid. Hier zeigte sich bei der Behandlung eine Verbesserung der Gesamtüberlebenswahrscheinlichkeit im Vergleich zur Kontrollgruppe und das könnte sich positiv für den Absatz in 2022 auswirken.
Bayer-Blutverdünner ist gefragt
Das mit Abstand umsatzstärkste Produkt der Pharmasparte der Bayer AG (WKN: BAY001 ISIN: DE000BAY0017 Ticker: BAYN) ist der Blutverdünner Xarelto (Rivaroxaban). Der Gerinnungshemmer Xarelto wird oral verabreicht und darf nun auch bei zwei weiteren Indikationen laut Mitteilung der US-Gesundheitsbehörde FDA in den USA verabreicht werden. Zum einen bei der Behandlung von venösen Thromboembolien (vTE) und zum anderen als Prohylaxe von Rezidiven in der Kinderheilkunde bei Patienten unter 18 Jahren. Dies schließt auch die Behandlung zur Thromboseprophylaxe für Kinder mit angeborenen und operierten Herzfehlern ab zwei Jahren ein.
Damit kann der Bayer-Konzern noch mehr Patienten adressieren und das dürfte den Umsatz mit Xarelto, der 2021 mit 4,69 Mrd. EUR angesetzt worden ist, noch einmal steigern. Ggf. kann durch die neuen Anwendungsfelder in 2022 die 5 Mrd. EUR Schallmauer durchbrochen werden, auch wenn bisher noch mit 4,93 Mrd. kalkuliert wird. Doch noch reagiert der Kurs der Aktie wenig auf die Neuigkeiten, denn nach wie vor ist der Rechtstreit um Glyphosat nicht endgültig geklärt.
Fazit
Der Pharmamarkt bringt immer neue Innovationen hervor und bleibt auch gerade mit Corona und den verschiedenen Mutanten wie Delta und Omikron sehr attraktiv für Investoren. Je nach Fokussierung des Investors und Risikotragfähigkeit muss gerade im Pharmasegment mit starken Kursbewegungen gerechnet werden, was zuletzt Morphosys aber auf der negativen Seite unter Beweis gestellt hat.