29.07.2021 | 05:45
Champagner der Energiewende – Nel ASA, Plug Power, Enapter AG
Nach Vorstellungen der Bundesregierung soll Deutschland die Reduktion der Treibhausgasemissionen deutlich früher erreichen, als bisher geplant. War die Klimaneutralität EU-weit bis 2050 angesetzt, so will die Bundesregierung dieses Ziel nun bis 2045 und damit fünf Jahre früher erreichen. Eingefleischte Star-Trek-Fans erinnert dies ein bisschen an die Konversation zwischen Captain Kirk und Chefingenieur Scotty. Auf die Frage von Captain Kirk, wie lange die Warp-Kern-Reparatur dauert, antwortete dieser "circa acht Stunden“. Kirk forderte, er habe nur vier Stunden Zeit, woraufhin Scotty entgegnete, er schaffe es auch in zwei Stunden. Was in Science-Fiction lustig klang, bedeutet in diesbezüglichen Realität den kompletten Umbau der deutschen Volkswirtschaft in noch kürzerer Zeit. Bis 2045 müssen sämtliche fossile Primärenergieträger ersetzt werden und durch erneuerbare Energien ausgetauscht sein. Grüner Wasserstoff, der oft noch als "Champagner der Energiewende" betitelt wird, ist zwar bisher noch teuer und rar, wird aber als zentraler und speicherfähiger Energieträger immer begehrter und wichtiger werden.
Lesezeit: ca.
3 Minuten.
Autor:
Stefan Bode
ISIN:
NEL ASA NK-_20 | NO0010081235 , PLUG POWER INC. DL-_01 | US72919P2020 , ENAPTER AG INH O.N. | DE000A255G02
Zuschüsse und Fördermittel
Um den Wasserstoffstandort Deutschland aufzubauen, müssen Bund, Länder und Unternehmen viele Milliarden Euro an Investitionen vornehmen, um das hoch gesteckte Ziel der Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen. Einer der Wettbewerber, der sich auch Marktanteile auf dem deutschen Markt zu sichern vermag, ist der Wasserstoff-Elektrolyseur Enapter AG (WKN: A255G0 ISIN: DE000A255G02 Ticker: H2O). Das Unternehmen baut derzeit in der nordrhein-westfälischen Klimakommune Saerbeck eine Fabrik zur Produktion von modularen und hocheffizienten Wasserstoffgeneratoren. Der Hauptschwerpunkt des Unternehmens liegt auf der Anion-Exchange-Membrane (AEM) Elektrolyse. Bis Ende 2022 wird der Produktionsstandort fertiggestellt sein und anfänglich 280 MW im Jahr an Elektrolyseuren produzieren.
Da die komplette Wertschöpfungskette der Enapter AG zu 100% auf nachhaltige Energiegewinnung zurückzuführen ist, erhält das Unternehmen neben dem NRW.Global Business Award auch Mittel vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) für die Zusammenarbeit mit der FH Münster. Rund 5,7 Mio. EUR fließen hier in die Weiterentwicklung des Elektrolyseur-Modells "AEM Multicore". Dabei handelt es sich um ein in Reihe zusammenschaltbares Modulsystem, welches ca. 450 kg Wasserstoff am Tag produzieren kann. Durch die Weiterentwicklung des AEM Multicore, soll Wasserstoff in der Massenproduktion nicht nur deutlich günstiger werden. Es soll auch die Tagesproduktion Wasserstoff je Einheit erhöht werden. An Unternehmen wie Enapter AG führt aufgrund der politisch gesetzten Ziele kein Weg vorbei. Im Gegenteil, es gibt derzeit zu wenige, um zügig die nötige Infrastruktur aufzubauen.
Blutige Nase bei Nel ASA?
Auch das norwegische Wasserstoffunternehmens Nel ASA (WKN: A0B733 ISIN: NO0010081235 Ticker: D7G) will „Grünen Wasserstoff“ zu marktfähigen Preisen anbieten. Nel ASA ging und geht viele Kooperationen und Partnerschaften ein, um die Kräfte der wasserstoff- und erneuerbaren Industrie zu bündeln. Mit First-Solar will Nel ASA zum Beispiel Komplettpakete anbieten, die Sonnenstrom zur Wasserstoff-Elektrolyse nutzen. Durch die Umwandlung zu Wasserstoff, kann der Strom direkt gasförmig gespeichert werden.
Erst durch die Speicherung wird Sonnenenergie dauerhaft nutzbar, denn Sonne scheint bekanntermaßen je nach Jahreszeit unterschiedlich stark und je nach Breitegrad auch mal gar nicht. Doch so interessant die Wasserstoffaktie von Nel ASA erscheint, die seit sieben Monaten andauernde Korrektur ist es nicht. Seit dem Allzeithoch vom 14. Januar 2021 hat die Aktie stark korrigiert. Über 52% tiefer notiert die Aktie aktuell und wird im Moment zu 1,63 EUR gehandelt. Ist damit bereits das Tief erreicht oder geht die Abwärtsbewegung weiter? Die nächsten Unterstützungszonen befinden sich erst wieder bei 1,48 EUR und 1,24 EUR. Aktionäre, die auf eine Trendwende spekulieren, sollten aufpassen, sich kurzfristig keine blutige Nase zu holen.
Beruhigungsphase bei Plug Power
Nachdem die Aktie von Plug Power (WKN: A1JA81 ISIN: US72919P2020 Ticker: PLUN) von Januar bis Mai 2021 über 75% Kursverlust in der Spitze verbuchen durfte, konnte sich der Aktienkurs seitdem stabilisieren. Auch die Neuigkeiten vom CEO Andy Marsh kommen bei den Investoren gut an. Er hat angekündigt, zusammen mit Renault im Gemeinschaftsunternehmen HYVIA Marktführer im Bereich der Brennstoffzellen-Transporter und Kleinbusse werden zu wollen. Bereits Ende 2021 sollen erste Leicht-LKW-Modelle auf den Markt kommen. Doch damit nicht genug.
Mit David Mindnich hat Plug Power den Vizepräsidenten für Produktion von Tesla abgeworben. David Mindnich war Kopf von Tesla für den Aufbau der Gigafactory in Nevada und bringt jetzt das erworbene KnowHow bei dem Wasserstoffkonzern ein. Er soll die Produktionsstätten von Plug Power optimieren und die Automatisierung in der Großserienfertigung voranbringen. Ziel des Wasserstoffkonzerns ist, innerhalb der nächsten fünf Jahre profitabel zu werden.
Die nächsten Unterstützungszonen befinden sich aktuell sehr markant bei 20,05 EUR 18,40 EUR. Sollten diese Marken fallen, wäre der nächste Auffangbereich erst bei 9,10 EUR zu suchen. Daher sollten Aktionäre von Plug Power zwingend mit einem Stop Loss arbeiten, um die eingegangene Investition abzusichern.
Fazit
Die Klimaneutralität ist in der EU und Deutschland beschlossen und wird den Wirtschaftsstandort innerhalb der EU komplett umkrempeln. Dieser Umbau der Wirtschaft bietet neue Marktchancen und Nischen, deren Marktanteile jetzt vergeben werden. Unternehmen, die sich frühzeitig ihren Anteil sichern, haben die Chance langfristig in diesem Segment den Markt zu dominieren. Während Nel ASA und Plug Power ihren Fokus im internationalen Geschäft suchen, versucht die Enapter AG das Kernunternehmen aus dem Produktionsstandort Deutschland heraus zu entwickeln.