08.11.2021 | 05:45
Energie, aber welche? – Siemens Gamesa, Enapter AG, Uniper
Bis 2040 soll der Energiebedarf der Welt laut IEA (Internationale Energieagentur) um 25% zulegen. Gleichzeitig wollen einige wenige Staaten die Stromproduktion radikal umstellen, ohne auch nur im Ansatz den Widerspruch von wachsendem Strombedarf bei gleichzeitigem Abschalten bestimmter Energiebereiche zu berücksichtigen. Mit solch einer Politik wird nicht nur die Wirtschaft, sondern auch die Bevölkerung vor dem Kopf gestoßen, muss sie doch wegen wachsender ausländischer Energieabhängigkeit und steigenden Preisen die Zeche bezahlen. Energieintensive Betriebe werden daher Investitionen an bisherigen Standorten zurückfahren, einstellen und die Produktion mittelfristig ins Ausland verlagern, wenn nicht zeitnah bezahlbare Lösungen für die Energiewende hergezaubert werden.
Lesezeit: ca.
3 Minuten.
Autor:
Stefan Bode
ISIN:
SIEMENS GAMESA R.E.EO-_17 | ES0143416115 , UNIPER SE NA O.N. | DE000UNSE018 , ENAPTER AG INH O.N. | DE000A255G02
Wasserstoffenergie aus Deutschland
Wasserstoff wurde lange zu Gunsten von Wind- und Photovoltaikenergie nicht beachtet und fristete bis vor wenigen Jahren ein Schattendasein. Doch mit der Diskussion um den Ausstieg vom Ausstieg aus der Atomenergie, auch weil Atomenergie die höchste Energieflussdichte aller bisherigen eingesetzten Energiegewinnungsformen besitzt, wird zunehmend auch Wasserstoff wieder interessanter. Gerade der Wasserstoff-Elektrolyseur Enapter AG (WKN: A255G0 ISIN: DE000A255G02 Ticker: H2O) rückt immer mehr in die Öffentlichkeit. Im nordrhein-westfälischen Saerbeck baut das Unternehmen eine Fabrik zur Produktion von hocheffizienten Wasserstoffgeneratoren. Bis Ende 2022 soll die Massenproduktion der Anion-Exchange-Membrane Elektrolyse (AEM) gestartet werden können. Von geplanten anfänglich 280MW im Jahr an Elektrolyseuren soll diese sukzessive gesteigert werden.
Dafür hat das Unternehmen zum 29.10.2021 eine Kapitalerhöhung über 30 Mio. EUR platzieren können. Der Angebotspreis lag bei 23 EUR. 1.304.347 neue Aktien wurden an nationale und internationale institutionelle Investoren ausgegeben. Darunter fanden sich auch ESG-Investoren aus Norwegen, Frankreich, UK und den USA, sodass die Aktie offenbar auch bereits in Übersee Beachtung findet. Ende Oktober konnte auch der erste Auftrag für ein Wasserstoffkraftwerk der Megawattklasse in die Auftragsbücher übernommen werden. Zu einem einstelligen Millionenbetrag kauft das Steinbeis-Innovationszentrum siz energie+ aus Braunschweig das Wasserstoffkraftwerk, das zum Juni 2023 ausgeliefert werden soll. Die aufzubauende Wasserstoffproduktion soll 450 kg Wasserstoff am Tag produzieren. Mit diesem wichtigen Auftrag weist Enapter Nachfrage in der wichtigen Megawattklasse nach und das lange bevor das Werk überhaupt fertig aufgebaut ist.
Uniper im Schwung
Bei dem Energiekonzern Uniper (WKN: UNSE01 ISIN: DE000UNSE018 Ticker: UN01) läuft es durch die stark angestiegenen Energiepreise richtig rund. Um 52% konnte der bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) in den ersten neun Monaten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ansteigen. Wurde bis 30.09.2020 noch ein EBIT von 405 Mio. EUR ausgewiesen, stieg dies von Jahresanfang bis 30.09.2021 um 209 Mio. EUR auf 615 Mio. EUR an. Durch starke globale Nachfrage nach Erdgas und damit verbundenen über 100%- Preisanstieg, konnten erheblich höhere Marge aus den Bereichen Versorgung, Transport und der Speicherung von Erdgas erzielt werden.
In der Erzeugungs- und Kraftwerkssparte in den Kernländern Deutschland, Großbritannien, Schweden und Niederlande stieg der Gewinn um 28% und nur bei der russischen Stromerzeugung wurde ein gleiches Niveau wie im Vorjahr erreicht. Die Mehreinnahmen nutzte das Unternehmen u.a. zur Reduktion von Schulden und erhöhte gleichzeitig den Jahresausblick für das bereinigte Ergebnis in den Bereich von 1,05 bis 1,3 Mrd. EUR von zuvor 850 Mio. bis 1,05 Mrd. EUR. Der Nettogewinn wurde um 200 Mio. EUR in den Zielbereich von 850 Mio. bis 1,05 Mrd. EUR gehoben.
Wie weiter bei Siemens Gamesa?
Die vielbeschworene Energiewende mit Windkraftanlagen findet zumindest nicht bei allen Windanlagenbauern statt. Siemens Gamesa rechnet jedenfalls aufgrund von Lieferketten- und Logistikproblemen auch im neuen Geschäftsjahr 2021/22 per Ende September mit einem Umsatzrückgang. Die Größenordnung wird mit 2% bis 7% angegeben. Konzernchef Andreas Nauen hofft auf einen Höhepunkt der Rohstoff- und Frachtkosten im neu angefangenen Geschäftsjahr, aber wie lange die Störungen der Lieferketten andauern werden, das kann aktuell noch nicht eingeschätzt werden. Gerade im letzten Quartal des abgelaufen Geschäftsjahres 20/21 kam es zu durch Engpässe bei Komponenten, Projektverschiebungen und Logistikprobleme als auch gestiegene Transport-, Rohstoff- und Energiekosten zu ergebnisbelastenden Mehrausgaben.
Unterm Strich schloss Siemens Gamesa das abgelaufene Quartal mit einem deutlichen Minus von 177 Mio. EUR und damit das Gesamtjahr mit einem Fehlbetrag von 627 Mio. EUR ab. Das ist zwar besser als im Vorjahr, das mit einem Minus von 918 Mio. EUR auskam, aber vom gesteigerten Umsatz um 7,5% auf 10,2 Mrd. EUR bleibt keinerlei Gewinnmarge übrig. Wie das Unternehmen dies trotz voller Auftragsbücher in Zukunft ändern möchte und das, obwohl die Kostenbelastung weiter zugelegt hat, bleibt das Unternehmen nach wie vor schuldig. Daher verwundert es auch nicht das die anpeilte operative Marge von 8 bis 10% bis 2024/25 um zwei Jahre nach hinten verlegt worden ist.
Fazit
Die stark gestiegenen Energiepreisee sind ein Zeichen für das Scheitern der Energiepolitik der letzten 20 Jahre. Sie führte von einer deutlich höheren Energieunabhängigkeit und günstigen Strompreisen hin zu einer hohen Energieabhängigkeit vom Ausland und den nun weltweit höchsten Strompreisen. Wer an den Energiepreisanstiegen verdienen möchte, der kommt an den vorgestellten Energieunternehmen kaum vorbei. Durch Beteiligung am Produktivkapital der Unternehmen kann somit bei Preisanstiegen und von Dividenden profitiert werden.