30.12.2021 | 05:45
Highflyer Schiffe und Crash der Grafikkarten & Kryptos? Nvidia, Ernst Russ, CoinSmart Financial
Die Profiteure der 2020 und 2021 Krise waren ganz klar im Logistiksegment, der Halbleiterindustrie und den Kryptowährungen zu finden. Mit teils hoher Volatilität konnten hier mehrere 100% je Aktie oder Coin gemacht werden. Das weckt natürlich die Gier der Anleger. Doch sind alle hohen Bewertungen gerechtfertigt und ist noch genügend Potential für weiteres Wachstum, um die teils hohen Bewertungen zu rechtfertigen?
Lesezeit: ca.
4 Minuten.
Autor:
Stefan Bode
ISIN:
NVIDIA CORP. DL-_001 | US67066G1040 , Coinsmart Financial Inc. | CA19260N1042 , ERNST RUSS AG NA O.N. | DE000A161077
CoinSmart Financial erhält Zulassung
Die Krypto-Plattform CoinSmart Financial (WKN: A3C9X1 ISIN: CA19260N1042 Ticker: IIR) ist im Vergleich zu den großen Plattformen wie Coinbase, Bitpanda oder Bitcoin Group noch mit einer Marktkapitalisierung von 48,4 Mio. EUR bei einem Aktienkurs von 0,57 EUR moderat bewertet. Kurstreibend in den letzten Tagen war aber klar die Zulassung des Tochterunternehmens – Simply Digital Technologies – als Marktplatz durch die Kanadische-Sicherheits-Regulatorik (CSR). Damit ist Coinsmart erst das zweite Unternehmen in Kanada, das den vollständig regulierten Handel mit Kryptowährungen mit seiner Plattform anbieten darf.
Der CEO von CoinSmart Justin Hartzman kommentierte die Zulassung wie folgt: "Dies ist ein enormer Schritt für CoinSmart und das kanadische Ökosystem für Kryptowährungen als Ganzes. Eine klare und vernünftige Regulierung ist für das weitere Wachstum unserer Branche von größter Bedeutung. Wir sind stolz darauf, … ein Marktführer zu sein. Dies ist ein weiterer Schritt in Richtung Wachstum und der Umsetzung unserer gesetzten Ziele."
Vorteil von CoinSmart ist im Vergleich zum kanadischen Wettbewerb die deutlich niedrigere Bewertung, über 158.600 Kunden (Stand Ende Oktober 2021) und trotz des starken Wachstums, ein positives Jahresergebnis ausweisen zu können. Die Aktie sollte im Blick behalten werden.
Lieferketten-Profiteur – Ernst Russ
Im Nebenwertesegment war einer der Highflyer des Jahres die Aktie von Ernst Russ (WKN: A16107 ISIN: DE000A161077 Ticker: HXCK). Die Aktie der Hamburger Reederei konnte um 400% zulegen und sich damit auf Jahressicht vervierfachen. Das boomende Geschäft verschaffte den Hamburgern den Umsatz aus dem maritimen Containergeschäft und der Frachtschifffahrt. Profitieren konnte die Reederei auf Grund der weltweiten politischen Lockdowns. Dadurch konnten Schiffladungen nur sehr verzögert beladen und später oftmals nur mit Zeitverzug wieder gelöscht werden. Damit waren die optimierten Lieferrouten aus dem Takt geraten und plötzlich steckten weltweit viele Schiffe und Container fest. Das Überangebot an Schiffen und Container von vor 15 Jahren, welches viele Reedereien und Schifffonds in die Insolvenz trieb, dreht sich in den letzten 20 Monaten in ein gravierenden Angebotsmangel um. Das ließ die Charterraten signifikant ansteigen, und zwar um den Faktor 5 bis 7, je nach aktuellem Tagespreis.
Für Unternehmen wie Ernst Russ ist das die Chance ordentlich zu profitieren und das nutzten die Hamburger auch entsprechend aus. Auslaufende Charterraten können nun zu den deutlich angestiegenen Marktkonditionen, weiterverchartert werden. Daher erwartet das Unternehmen einen Umsatz von 140 bis 145 Mio. EUR in 2022 und einen EBITDA-Gewinn zwischen 67 bis 72 Mio. EUR Das wäre eine Verdopplung der bisherigen Analystenannahmen, die im Schnitt nur mit 36 Mio. EUR gerechnet hatten. Das bereinigte EBIT wird zwischen 41 Mio. EUR und 46 Mio. EUR erwartet. Bei einer Marktkapitalisierung von derzeit 216 Mio. EUR wird die Hamburger Reederei nur mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von fünf bewertet. Zieht man zudem von dem unternehmenseigenen Schiffen die laufenden Kredite ab, hätten diese einen aktuellen marktkonformen Zerschlagungswert von über 300 Mio. EUR.
Nvidia Aktie – Ein Langzeitinvestment?
Im Halbleitersegment konnte die Nvidia Aktie (WKN: 918422 ISIN: US67066G1040 Ticker: NVD) auf Jahressicht um 136% zulegen. Als Profiteure des Halbleitermangels konnte das Unternehmen seine Umsätze durch anziehende Verkaufspreise signifikant steigern. Der Gesamtumsatz in Q.4/2020 betrugt über alle Sparten ca. 3,1 Mrd. USD. In Q.4/2021 soll dieser Umsatz bereits bei 5 Mrd. liegen. Das wäre ein Anstieg von über 60% binnen Jahresfrist. Den stärksten Zuwachs soll dabei das Datenzentren Geschäft von 986 Mio. USD auf 1.903 Mio. USD beisteuern, während das Gaming Geschäftsfeld um eine Milliarde USD von 1,49 Mrd. USD auf 2,49 Mrd. USD wachsen soll. Treiber war aber ganz klar nicht die verkaufte Stückzahl an z.B. Grafikkarten AiB. Diese waren in Q.3/2020 noch mit einem Absatz von 11,5 Mio. Stk angegeben und in Q.3/2021 bei 12,72 Mio. Stk. angelangt, also einen Anstieg von 10,6%.
Wenn sich aber die GPU-Daten von John Peddie Research (JPR) angeschaut werden, kann sehr deutlich gesehen werden, dass dieselben Chips in Q.3/2020 noch für 487 USD aber in Q.3/2021 schon 1.077 USD im Schnitt verkauft worden sind. Welchen Anteil aber davon die Standardchip im Vergleich zu Gamingchips oder für das Mining für Kryptos bei Nvidia betragen hat, das kann aus den veröffentlichten Daten nicht herausgelesen werden. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass die höchsten Zuwächse aus dem Bereich der Krypto-Miner zustande gekommen ist. Durch den Kryptoboom in 2021 wurde es nämlich wieder deutlich attraktiver in das Mininggeschäft einzusteigen, so dass weltweit die Nachfrage nach Grafikkarten aus diesem Segment zu einer Überhitzung der Preise geführt hat. Da aber die Kurse der Kryptowährungen seit November 2021 wieder nachlassen, dürfte die Nachfrage aus diesem Segment auch nachlassen und damit die stark gestiegenen Preise sich wieder ein Stückweit normalisieren und die Margen für Nvidia senken. Da in 2022 Intel in den GPU-Markt einsteigen will, könnte die Margen auch durch den weiteren Wettbewerb unter Druck geraten. Daher sollten Investitionen bei Nvidia nun enger abgesichert werden auch wenn der aktuelle Lockdown von Xian, die Chipproduktion von Samsung massiv beeinträchtigen wird und damit die Angebotslage sich nochmal verschärfen dürfte.
Fazit
Während der Halbleitersektor preislich sehr heiß gelaufen ist und mit dem Einstieg von Intel in das wichtige GPU-Segment von Nvidia, einen Preiskampf um Marktanteile einleiten dürfte, sieht Entspannung in der internationalen Schifffahrtslogistik anders aus. Es ist davon auszugehen, dass auch in 2022 z.B. an chinesischen Häfen bei Corona-Fällen weiterhin mit restriktiven Maßnahmen und Teil-Shutdowns zu rechnen ist, wie auch das aktuelle Beispiel von Xian zeigt und damit die Lieferkettenlogistik weiter erschwert. Das verschärft gleichzeitig in Inflations- und Teuerungsthematik und dürfte damit auch die Flucht in Sachwerte und Kryptoassets weiter anheizen.