23.01.2024 | 05:35
Hilft nur eine Radikalkur? Bayer, First Hydrogen, Orsted, RWE Aktie
Der Bayer-Konzern kommt seit der Monsanto-Übernahme nicht zur Ruhe. Belastend für den Konzern sind nicht nur die vielen anhängigen Klagen in den USA bzgl. Glyphosat, sondern auch der auslaufende Patentschutz mehrerer Blockbuster sowie die hohe Verschuldung. Von Wachstum kann daher nicht die Rede sein und ein Gewinneinbruch wird von vielen Analysten für 2024 einkalkuliert. Besser positioniert und mit deutlich stärkeren Wachstumsaussichten können die folgenden Aktien aufwarten.
Lesezeit: ca.
4 Minuten.
Autor:
Stefan Bode
ISIN:
DE000BAY0017 , CA32057N1042 , DK0060094928 , DE0007037129
First Hydrogen wächst weiter
Das in Vancouver und London ansässige Unternehmen First Hydrogen (WKN: A3C40W ISIN: CA32057N1042 Ticker-Symbol: FIT) hat sich auf die Konstruktion und Herstellung von emissionsfreien Transportfahrzeugen fokussiert. Die Wasserstoff-Brennstoffzellenfahrzeuge des Unternehmens haben in Großbritannien bereits die Straßenzulassung und werden schon von diversen Logistik- und Transportunternehmen im laufenden Betrieb getestet. Aus diesen Testerfahrungen in der Praxis werden mögliche Schwachstellen analysiert. Im Anschluss werden diese optimiert, um dann später die geplante Massenproduktion starten zu können.
Die Resonanz ist durchweg positiv, denn die hohe Reichweite von 630 km und obendrein die schnelle Betankung der wasserstoffbetriebenen Fahrzeuge überzeugt die Unternehmen aus dem Transport- und Logistikgewerbe. Doch nicht nur der europäische Markt ist interessant, sondern auch der nordamerikanische Absatzmarkt. Dort erwartet die Firma Sacre Davey Engineering in ihrer Marktstudie einen jährlichen Bedarf von ca. 6 Mio. wasserstoffbetriebenen Fahrzeugen. Bis 2035 wird die Nachfrage aufgrund der „Null-Emissions-Anforderungen“ auf ca. 8 Mio. Transportmittel pro Jahr anwachsen. Da bis 2035 in Kanada alle neu verkauften PKWs, Geländewagen und leichte LKWs emissionsfrei sein müssen, könnte der Bedarf nach wasserstoffbetriebenen Fahrzeugen nach 2035 weiter stark ansteigen.
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RWE & Bullisher Analyst
Am gestrigen Montag ging es für die Aktie des Energiekonzerns RWE (WKN: 703712 | ISIN: DE0007037129 | Ticker-Symbol: RWE) wieder weiter abwärts und so verbilligten sich die Anteilsscheine auf 36,66 EUR. Für den Berenberg-Analysten Andrew Fisher sind die Kursrücksetzer aber eher Kaufkurse. In seiner Studie von vergangener Woche beschreibt er die Wachstumsstrategie von RWE als „umfassend, vollständig finanziert und glaubwürdig“.
Innerhalb des Energiesektors ist die RWE-Aktie daher ein Top-Pick und wird zum „Kauf“ empfohlen. Das Kursziel wurde zudem leicht von 58,50 EUR auf 59 EUR angehoben. Interessant bei dessen Bericht war die Zusammensetzung des ermittelten Kursziels. 26 EUR wird den bestehenden Anlagen und 26 EUR dem erwarteten Wachstum bis 2030 zugerechnet. Die verbleibenden 7 EUR Differenz beruhen auf das Wachstum nach 2030.
Derweil ging in der vergangenen Woche eine Demonstrationsanlage für Agri-PV auf einer Rekultivierungsfläche des Garzweiler Tagebaus in Betrieb. Nach ca. 5 Monaten Bauzeit wurden auf einer Fläche von 7 ha PV-Anlagen mit einer Kapazität von 3,2 MW Peak der Netzanschluss vorgenommen. Das Interessante dabei ist der Aufbau mit erhöhtem Ständerwerk. Ziel ist die doppelte Nutzung der Fläche, denn im Frühjahr sollen niedrig wachsende Pflanzen wir Luzerne, Ackerbohnen, Futtergras und Himbeeren angebaut werden. Dieser Test soll über 5 Jahre erfolgen und ausgewertet werden.
Einen deutlich größeren Einfluss auf den Aktienkurs dürfte das Interesse der RWE am dänischen Offshore-Weltmarktführer Ørsted (WKN: A0NBLH | ISIN: DK0060094928 | Ticker-Symbol: D2G) haben. Sollten beide Konzerne sich zusammenschließen, würde ein europäischer Champion in der alternativen Energieerzeugung mit ca. 56 Mrd. EUR Umsatz entstehen. Mit einer Beteiligung von 50,1 % hält jedoch der dänische Staat die Mehrheit der Aktien des Unternehmens und hat derzeit kein Interesse, diesen Anteil zum aktuellen Preisniveau abzugeben.
Bayer - massiver Stellenabbau
Mit massiven Stellenstreichungen will der Vorstandschef von Bayer (WKN: BAY001 | ISIN: DE000BAY0017 | Ticker-Symbol: BAYN) Bill Anderson, den Niedergang des Konzerns und der Aktie stoppen. Seit der Übernahme von Monsanto für ca. 63 Mrd. USD zzgl. Kosten für Rechtsstreitigkeiten von mehr als 11 Mrd. USD ist die Aktie, von einst 100 EUR vor der Übernahme, auf mittlerweile 32,62 EUR abgestürzt. Die Marktkapitalisierung ist mit knapp 32 Mrd. EUR nur noch halb so hoch, wie der Kauf von Monsanto gekostet hat. Auch der Schuldenstand von ca. 39 Mrd. EUR ist erdrückend und deutlich über der aktuellen Börsenbewertung.
Um den Bayer-Konzern mit all den Belastungen wieder zukunftsfähig zu machen, hat der Vorstandschef eine deutliche Verschlankung der verschiedenen Leitungsebenen angekündigt. Bisher stehen zwischen Kunden und dem CEO 12 verschiedene Entscheidungsebenen und das ist für Bill Anderson zu viel. Die neue Organisationsstruktur soll bis Dezember 2025 abgeschlossen sein, aber um den betrieblichen Frieden zu wahren, soll es bis Ende 2026 keine betriebsbedingten Kündigungen geben. Mit weltweit 101.000 Beschäftigten und davon ca. 22.200 Mitarbeiter in Deutschland, steht dem Bayer-Konzern ein erheblicher Stellenabbau bevor. Details, wie viele Arbeitnehmer von der Verwaltungsverschlankung betroffen sind, wurden bisher noch nicht genannt.
Fazit
Trotz Ankündigung deutlicher Stellenstreichungen bei der Bayer AG überzeugt das Abfindungsprogramm der Mitarbeiter nicht, denn die Finanzmärkte hatten eine Aufspaltung des Unternehmens erwartet. Daher ist ein Einstieg bei der Bayer Aktie derzeit noch nicht anzuraten. Interessanter sehen dagegen RWE und First Hydrogen aus. First Hydrogen setzt mit wasserstoffbetriebenen Transportfahrzeugen klar auf den Trend der emissionsfreien Fahrzeuge mit schneller Betankungsfunktion. Dagegen verdient RWE als Energiekonzern mit erneuerbaren Energien wie auch mit den klassischen Kohle- und Gaskraftwerken konstant Geld und wird seinen Aktionären weiterhin eine Dividende ausschütten können, was bei Bayer zunehmend fragwürdiger wird.