21.09.2022 | 05:45
Innovation am PV-Markt – Ballard Power Systems, Quantron AG, Shell, TubeSolar AG
Der Wandel von fossilen Energieträgern zu Erneuerbaren Energien hat aufgrund des Ukrainekonfliktes Beschleunigung aufgenommen. Bis 2030 soll der Anteil der Erneuerbaren Energien am deutschen Bruttostromverbrauch auf bis zu 65% anwachsen. Die regenerativen Energiequellen sind daher weiter auf dem Vormarsch und werden von der Bundes- und den Landesregierungen gefördert. Das bringt viele Innovationen hervor, verbunden mit dem Potential, neue Märkte zu erschließen.
Lesezeit: ca.
3 Minuten.
Autor:
Sven Ferber
ISIN:
BALLARD PWR SYS | CA0585861085 , Shell PLC | GB00BP6MXD84 , TubeSolar AG | DE000A2PXQD4
TubeSolar AG kurz vor der Massenproduktion?
Das deutsche Unternehmen TubeSolar AG ist in der bayrischen Universitätsstadt Augsburg ansässig. Kernprodukt des innovativen Unternehmens sind selbstproduzierte Photovoltaikröhren. Der schwerpunktmäßige Einsatz dieser PV-Röhren ist auf den landwirtschaftlich genutzten Flächen. In diesem zukunftsträchtigen Bereich der Agri-Photovoltaik sollen die landwirtschaftlichen Flächen aber nicht mit PV-Anlagen zugestellt und für die Ernährung der Menschen wichtiges Ackerland umgewidmet werden, sondern die Flächen für die Landwirtschaft und die solare Stromerzeugung in eine Doppelnutzung überführt werden. Aktuell ist die erste Pilotanlage im weltweit größten zusammenhängenden Hopfenanbaugebiet in der Hallertau auf einem Hektar projektiert. Dort soll die Praxistauglichkeit nachgewiesen werden. Im Anschluss könnte diese auf rund 16.000 Hektar dieser Anbauregion ausgeweitet werden.
Bekanntlich haben gerade dem Hopfen die Trockenphasen der letzten Sommer zugesetzt und damit die Erträge vermindert. Die PV-Röhren in diesem Sinne sogar eine Schutzfunktion übernehmen. Als durchlässiges Dach schützen sie den Hopfen vor zu viel Sonneneinstrahlung sowie den Boden vor Austrocknung. Zeitgleich erzeugen sie Energie, etwa für den Betrieb von Bewässerungsanlagen. Da Hopfen eine hohe Schattentoleranz hat, würde diese Kombination das Wetterrisiko und damit das Ertragsrisiko des Hopfenbauers senken und eine zusätzliche Einnahmequelle durch die erzeugte Elektrizität bieten. Durch die auf über 7m Höhe aufgestellten Röhrenmodule werden die Pflanzen zudem vor immer wieder auftretenden Starkregen und Hagel besser geschützt. Die bayrische Staatsregierung unterstützt und fördert das Projekt und hofft das nach der Pilotphase ein schnelles Ausrollen des Konzeptes in der ganzen Region erfolgt. Bereits im November 2022 sollen nach Fertigstellung der hochautomatisierten Fertigungslinie die ersten verkaufsfähigen Röhren produziert und verkauft sein.
Ballard Power Systems und Quantron AG
Mit dem Einstieg der kanadischen Ballard Power Systems bei der Quantron AG überraschte der Brennstoffzellen-Spezialist die Branche. Die Partnerschaft mit dem deutschen Startup wird damit vertieft und Ballard Power soll etliche Brennstoffzellen Module an die Quantron AG liefern. In den kommenden beiden Jahren 2023 und 2024 sollen die Kanadier insgesamt 140 FCmove-Brennstoffzellen-Module mit einer Gesamtleistung von 17 Megawatt ausliefern. Diese will Quantron u.a. für den neuen LKW-Antrieb nutzen und stellt diese auf der IAA-Transportation in Hannover aus, die vom 20.09. bis 25.09.2022 stattfindet.
Die Sattelzugmaschinen für den schweren Fernverkehr sollen dabei, je nach Konfiguration, eine Reichweite von bis zu 1.500 km besitzen. Doch bei der Kapitalerhöhung von Quantron über 50 Mio. EUR ist auch der Anlagenbauer Neuman & Esser eingestiegen. Dieser Kompressoren-Hersteller stellt verschiedene Lösungen für die Verdichtungen von Wasserstoff her und will mit dem Einstieg bei Quantron den Aufbau einer offenen Wasserstoff-Infrastruktur-Allianz fördern und unterstützen.
Shell – Erneuerbare Energien mit Öl finanziert
Wie angekündigt wird zum Jahreswechsel 2022 auf 2023 der amtierende CEO Ben van Beurden die Spitzenposition beim Shell Konzern verlassen. Seit 2014 ist der Niederländer der Top-Manager des Öl- und Erdgaskonzerns und musste das Unternehmen in schwierigen Zeiten umbauen und neu aufstellen. Dazu gehörte auch die historisch einzige Dividendenkürzung seit 1945 zu beschließen, als 2020 der Ölpreis kurzzeitig unter die 0 USD Marke je Barrel fiel und damit der Gewinn des Konzerns massiv einbrach. Auch die Umbenennung von Royal Dutch Shell auf nur noch Shell im Jahre 2020 sowie die Verlagerung des Steuersitzes vom südholländischen Den Haag ins englische London fiel unter seine Amtszeit.
Doch auch der Wandel vom ausschließlich-fossilen Energieträgerproduzenten hin zu Erneuerbaren Energien fiel unter seine Entscheidungshoheit. Dieser Wandel wurde bereits vor dem bekannten Shell-Urteil durch van Beurden eingeleitet, aber dadurch noch einmal beschleunigt. Daher ist der Vorschlag seinerseits, mit dem „Shell-Eigengewächs“ Wael Sawan aus der Sparte der Erneuerbaren Energien und Gas, als potentieller neuer CEO von Shell auch eine Signalwirkung. Dies bestätigt den weiteren Umbau des Konzerns hin zu Erneuerbaren Energien, welcher aus dem Cashflow der Öl- und Gasgewinne finanziert wird. Bis 2050 will das Unternehmen die Klimaneutralität erreicht und bis 2030 bereits die Treibhausgasproduktion deutlich reduziert haben.
Die Innovation von TubeSolar könnte den Konflikt der Erneuerbaren Energien und der bisherigen Versiegelung von Ackerflächen lösen und eine Win-Win-Situation für Nahrungsmittelproduktion, nachhaltige Energieerzeugung und für Landwirte bringen. Auch die schreitweise Umwandlung des Öl- und Gaskonzerns Shell hin zu einem nachhaltigeren Unternehmen ist ein guter Weg die Erneuerbaren Energien weiter auszubauen, wohlwissend, dass die fossilen Energieträger noch jahrzehntelang gebraucht werden. Wenn sich aber auch die Antriebstechnik, so wie sie Ballard Power und die Quantron AG diese auf dem Weg bringen, marktwirtschaftlich im Wettbewerb durchsetzen sollte, wäre das ein gutes Zeichen für einen schaffbaren und finanzierbaren Wandel zu mehr Nachhaltigkeit in der Wirtschaft.