02.08.2021 | 05:45
Milliardenmarkt Recycling – Daimler AG, Mineworx Technologies, Volkswagen AG
Nachhaltigkeit in der Industrie wird immer wichtiger. Nicht nur aufgrund gesetzlicher Vorschriften, auch wegen immer knapperen und damit teureren Rohstoffen. Zusätzlich wurden durch die Lockdown-Maßnahmen die Versorgungsketten massiv gestört und die geopolitischen Spannungen decken Abhängigkeitsverhältnisse schonungslos auf. Da Nachhaltigkeit bei Investitionsentscheidungen großer Kapitalsammelstellen immer wichtiger werden, können Unternehmen, welche die sogenannten ESG-Richtlinien implementieren und umsetzen auf stetige Nachfrage nach deren Aktien- oder Anleiheemissionen setzen.
Lesezeit: ca.
3 Minuten.
Autor:
Stefan Bode
ISIN:
DAIMLER AG NA O.N. | DE0007100000 , VOLKSWAGEN AG VZO O.N. | DE0007664039 , MINEWORX TECHNOLOGIES LTD | CA6034652041
Milliardenmarkt mit Platin und Palladium
Wie in der Automobilindustrie bereits üblich, will das kanadische Unternehmen Mineworx Technologies (WKN: A3CMKV ISIN: CA6034652041 Ticker: YRS0) die Kreislaufwirtschaft in Nordamerika weiter ausbauen. Mit der Spezialisierung auf elektronischen Schrott und der komplizierten Rückgewinnung von Platin und Palladium aus Katalysatoren, sollen die bisherigen manuellen Verfahren deutlich verbessert werden. Dafür testet Mineworx Technologies derzeit eine Pilotanlage bis Ende August 2021. Im Anschluss verfrachtet das Unternehmen die Anlage an den Standort von dem „Schrottunternehmen“ Davis Recycling nach Tennessee, um die Prozessoptimierung beim Katalysatoren-Recycling in der Praxis durchzuführen.
Das neue Recyclingverfahren von Mineworx Technologies wird die Rückgewinnungsquote von Platin und Palladium aus Katalysatoren und Dieselpartikelfilter von derzeit 30% auf über 90% drastisch erhöhen. Der Ansatz dabei ist nicht das bisher sehr aufwendige und teure Einschmelzen der Materialien, sondern die Ausgangsstoffe werden geschreddert und kleingemahlen. Mittels chemischen Verfahrens können dann Platin und Palladium gelöst und im Anschluss viel einfacher extrahiert werden. Damit eröffnen sich die Kanadier einen Markt von weit über 100 Mio. Katalysatoren und da Palladium von Allzeithoch zu Allzeithoch läuft und deutlich teurer als Gold ist, dürfte das Unternehmen mit hohen Gewinnmargen operieren.
ESG mit Volkswagen
Um die ESG-Richtlinien im Konzern dauerhaft zu etablieren, haben die Wolfsburger bereits Ende 2020 Bonuszahlungen für das Top-Management an das Erreichen dieser ESG-Ziele geknüpft. Mit über 125 Fabriken weltweit, dürfte der Konzern mit seinen Erzeugnissen für ca. 1% der weltweiten Kohldioxidemissionen verantwortlich sein. Daher will der Volkswagen-Konzern (WKN: 766403 ISIN: DE0007664039 Ticker: VOW3) bis 2050 klimaneutral sein und den CO2-Ausstoß innerhalb der Lieferkette stetig weiter optimieren.
Doch dabei darf Volkswagen gerade in China nicht ins Hintertreffen geraten, denn hier floppte der Verkaufsstart des neuen Elektro-Kompakt-SUV ID.4. Auf dem weltgrößten Einzelmarkt für Elektrofahrzeuge wird Volkswagen nicht als Luxuswagen wahrgenommen, was der Wettbewerber Tesla für sich aber geschafft hat. Dennoch hält der Konzern an den geplanten Verkaufszahlen von 80.000 bis 100.000 Elektroautos in China fest und will damit ca. 4% des erwarteten Absatzmarktes für vollelektrische Fahrzeuge in diesem Jahr für sich vereinnahmen. Langfristig will VW aber wie bei den Verbrennern auf einen Marktanteil von 13 bis 14% kommen, aber dafür muss das Marketing deutlich verbessert werden.
Die Aufspaltung bei Daimler
Der geplanten Abspaltung der LKW- und Bussparte Daimler Trucks Holding AG aus dem Automobilkonzern Daimler AG (WKN: 710000 ISIN: DE0007100000 Ticker: DAI) heraus, hat das Management durchgewunken. Der Vorstand und der Aufsichtsrat der Daimler AG haben damit der historischen Neuausrichtung des Unternehmens grünes Licht gegeben. Mit der Abspaltung erhalten die Daimler AG Aktionäre 65% an der neu gegründeten Daimler Truck Holding AG, die dann ebenfalls an der Börse als eigenständiges Unternehmen notiert sein wird. Je zwei Daimler Aktien erhalten die Aktionäre eine neue Daimler Truck Holding AG Aktie ins Depot gebucht. Am 01. Oktober 2021 sollen dann die Aktionäre auf der außerordentlichen Hauptversammlung der Aufspaltung zustimmen und gleichzeitig die Umbenennung der Daimler AG in die Mercedes-Benz Group AG zum 01. Februar 2022 beschließen.
Der Aufsichtsratsvorsitzende der Daimler AG, Bernd Pischetsrieder, drückte sich wie folgt aus: „Der heutige Tag ist ein Meilenstein in der fast 140-jährigen Geschichte dieses einzigartigen Unternehmens. In der Daimler-Historie war der Mut, das Unternehmen immer wieder grundlegend neu zu erfinden, der Schlüssel zum Erfolg. Mit der Abspaltung können sich die beiden eigenständigen börsennotierten Gesellschaften auf ihre unterschiedlichen Kundengruppen konzentrieren und dadurch noch leistungsfähiger und erfolgreicher werden“. Der Vorstandsvorsitzende Ola Källenius ergänzte: „Das Pkw- und Van-Geschäft wird sich künftig noch stärker auf das Premium- und Luxus-Segment konzentrieren und seine Wachstums- und Profitabilitätschancen konsequent nutzen. Mercedes-Benz strebt als wertvollste Luxus-Automobilmarke weltweit die Führung bei elektrischen Antrieben und Fahrzeugsoftware an“.
Fazit
Während das Einhalten von ESG-Richtlinien immer wichtiger für Anleger und Investoren wird, bedeutet das für die Unternehmen auch höhere Kosten. Dabei gehen die Unternehmen unterschiedliche Wege, etwa indem Daimler die CO2-intensiveren Bereiche von Lkw und Bussen in eine neue Gesellschaft ausgliedert und sich damit nur noch um die Optimierung der PKW-Sparte kümmert und hier nach wie vor das Margenstarke Premium- und Luxus-Segment bedient. Volkswagen will Weltmarktführer in der E-Mobilität werden und Mineworx Technologies kümmert sich derweil um die Rohstoffgewinnung von Platin und Palladium aus den ausrangierten Rußpartikel-Filtern und Katalysatoren.