02.07.2024 | 05:45
Verbrenner oder E-Mobilität? Altech Advanced Materials, BMW, Rivian Automotive, Volkswagen Aktie
Diese Woche treten am 4. Juli die Strafzölle der EU gegen in China produzierte Elektroautos in Kraft. Das betrifft nicht nur die chinesischen Unternehmen wie BYD, Geely & Co., sondern auch die dortigen deutschen Produzenten, die für den deutschen Markt produzieren. Dennoch erwarten die deutschen Automobilhersteller Gegenmaßnahmen seitens China und neue Handelshemmnisse auf einem der wichtigsten Absatzmärkte für deutsche Automobile. Derweil stellen sich immer mehr Verbraucher in Deutschland und der EU die Frage: Lohnt der Umstieg auf ein Elektroauto überhaupt oder wird der klassische Verbrenner auch die nächsten Jahre weiterhin aus finanziellen wie auch klimatischen Gesichtspunkten die bessere Alternative sein?
Lesezeit: ca.
3 Minuten.
Autor:
Alfred Laugeberger
ISIN:
DE000A2LQUJ6 , US76954A1034 , DE0007664039 , DE0005190003
Altech Advanced Materials – Rücksetzer zum Einstieg nutzen
Nicht von den Strafzöllen betroffen ist das Heidelberger Unternehmen Altech Advanced Materials (WKN: A2LQUJ | ISIN: DE000A2LQUJ6 | Ticker-Symbol: AMA1). Mit Fokus auf den neuen CERENERGY-Batteriestandard basierend auf Natrium-Chlorid, hat dieser Akkumulator gegenüber Lithium-Ionen-Batterien mehrere Vorteile. Durch die hohe Temperaturtoleranz der Ausgangsstoffe benötigt diese neue Batterietechnologie, je nach Jahreszeit, keine zusätzliche Erwärmung oder Kühlung. Ebenso überzeugt der deutlich längere Lebenszyklus gegenüber dem Gegenstück aus Lithium. Ein Hauptpunkt ist aber die Nicht-Brennbarkeit der Batterie sowie das frei sein von kritischen Rohstoffen wie Kobalt.
Die Produktion soll in Sachsen aufgebaut werden, um für die heimische Automobilindustrie eine kalkulierbare Liefersicherheit gewährleisten zu können. Für die Produktionsstätte wird eine Investition von ca. 180 Mio. EUR benötigt, die sich aus einer Kombination von Eigenkapital, Fördermitteln von Bund und Land sowie einem Green Bond mit geplantem Listing in London zusammensetzt. Vorstand Uwe Ahrens will so schnell wie möglich mit dem Werksaufbau starten. Der Finanzierungsmix soll daher bis spätestens zum ersten Quartal 2025 fertig strukturiert und unterschrieben sein.
Bis dann die erste Batterieserie das noch aufzubauende Werk verlässt, werden nach der Finanzierung noch weitere 24 Monate vergehen. Da die EBIT-Marge in der detaillierten Machbarkeitsstudie bei 47 % liegt, amortisiert sich der Produktionsstandort sehr schnell. Mit einem Kursniveau von 4,46 EUR je Aktie wird Altech Advanced Materials an der Börse mit nur 37 Mio. EUR bewertet. Sobald die Finanzierungsstruktur steht, sollte das derzeitige Kursniveau der Vergangenheit angehören. Anleger sollten die Neuigkeiten des Unternehmens daher eng verfolgen, um den Startschuss einer Neubewertung nicht zu verpassen.
BMW mit klarer Strategie
Während Wettbewerber von der BMW AG (WKN: 519000 | ISIN: DE0005190003 | Ticker-Symbol: BMW) sich ausschließlich auf die E-Autos fokussiert haben, hat BMW immer klar kommuniziert, dass Stromer gebaut, aber die Verbrenner nicht abgeschrieben werden. Mit dieser Strategie ist das Unternehmen bisher sehr gut gefahren, denn die geplanten Absatzzahlen für Elektroautos waren vor zwei Jahren als zu optimistisch angenommen worden.
Durch die klare Unternehmensstrategie ist BMW jedoch nah am Kunden und kann mit der Auswahl an allen Antriebsoptionen auf die Wunschvielfalt der Käufer perfekt eingehen. Der Vertriebschef des bayerischen Autobauers, Jochen Goller, sagte zuletzt zu den E-Autos im allgemeinen: „Ich glaube, je mehr Modelle mit längerer Reichweite und einer kürzeren Ladedauer kommen, umso eher werden die Hürden für Käufer entfernt.“
Erfreulich für die Bayern ist zudem die Auszeichnung als innovativster Automobilkonzern der Welt durch das Center of Automotive Management (CAM). Auf Platz zwei und drei kamen bereits zwei chinesische Konzerne mit Geely und SAIC. Auf Platz vier und fünf landeten Toyota und Mercedes, während Vorjahressieger Volkswagen in diesem Jahr auf Platz 6 verwiesen wurde.
Volkswagen mit Rivian Automotive Deal
Der Volkswagen Konzern (WKN: 766403 | ISIN: DE0007664039 | Ticker-Symbol: VOW3) kommt bei der Entwicklung seiner firmeneigenen Software nicht wirklich voran. Das einstige Chefprojekt ist als gescheitert zu betrachten und Volkswagen investiert nun Milliarden in eine strategische Partnerschaft mit Rivian Automotive (WKN: A3C47B | ISIN: US76954A1034 | Ticker-Symbol: 99U). Durch die Zusammenarbeit erhält das US-amerikanische Elektroauto-Start-up die dringend benötigten Finanzmittel, während VW den Zugang zur fortschrittlicheren Software und Fahrzeugarchitektur von Rivian erhält.
Europas größter Autobauer will bis zu 5 Mrd. USD investieren und gemeinsam wollen sie an der Technologie für künftige Fahrzeuggenerationen forschen und diese entwickeln. Für das weiterhin verlusteinfahrende Start-up Rivian Automotive kam die Kooperation genau zur richtigen Zeit. Kurzfristig erreichte die Aktie am vergangenen Donnerstag durch einen Kurssprung sogar ein Kursniveau von 17,70 EUR, ehe Gewinnmitnahmen einsetzten und die aufgerissene Kurslücke wieder verkleinerten. Die UBS erhöhte im Zuge der Kooperation das Kursziel der Rivian Automotive Aktie von 10 USD auf 17 USD.
Fazit
Die Altech Advanced Materials Aktie notiert derzeit noch am Jahrestief. Das Unternehmen verhandelt mit dem Bund und dem Freistaat Sachsen über die Fördermittel und muss derweil auch den Green Bond noch strukturieren. Ebenfalls auf Jahrestief notieren die Aktien von BMW und Volkswagen. Auch hier steckt zu viel Pessimismus im Kursgeschehen, obwohl beide Konzerne global gut aufgestellt sind.