29.03.2022 | 05:45
Mobilitätswende in Gefahr – Power Nickel, Varta, Volkswagen
Als vor zwei Jahren weltweit angesehene Ökonomen warnten, dass Lockdowns zu schwerwiegenden Folgen in der Weltwirtschaft führen werden, wurden diese nicht ernst genommen, direkt abgekanzelt und aus Beratergremien ausgeladen. Doch zwei Jahre später kann jeder diese Auswirkungen spüren und diese werden durch die Sanktionierung der russischen Volks- und Rohstoffwirtschaft nochmal massiv verschärft. Mittlerweile ist nicht nur die Mobilitätswende in Gefahr, sondern für die deutsche Volkswirtschaft steht noch mehr auf dem Spiel.
Lesezeit: ca.
4 Minuten.
Autor:
Stefan Bode
ISIN:
VOLKSWAGEN AG VZO O.N. | DE0007664039 , Power Nickel Inc. | CA7393011092 , VARTA AG O.N. | DE000A0TGJ55
Befeuert der Nickelmangel Power Nickel?
Durch den strukturellen Umbau der Wirtschaft und der Automobilindustrie hin zur E-Mobilität, haben sich auch die Rohstoffeinkäufer vermehrt mit anderen Rohstoffen als bisher auseinandersetzen müssen. Einer dieser wichtigen Rohstoffe ist Nickel und daher wird es auch als Batteriemetall bezeichnet. Davon sollte auch das Unternehmen Power Nickel (WKN: A3CUEW ISIN: CA7393011092 Ticker-Symbol: IVV) profitieren, denn die Lithium-Ionen-Batterien verbrauchten bereits in 2021 ca. 8% der weltweiten Nickelproduktion. Da immer mehr Batterien durch wachsende Nachfrage von E-Autos gefragt werden, steigt der Bedarf an Nickel immer weiter an. Power Nickel besitzt in Quebec, Kanada, auf seinem NISK Projekt ein hochgradiges Nickel-Kupfer-PGE-Vorkommen. Im dortigen Gebiet konnten bisherige Bohrproben 1,00% bis 1,09% Nickel sowie 0,53% bis 0,56% Kupfer nachweisen. Bei einer Gesteinsmenge von weit über 2 Millionen Tonnen ist der Anteil damit nicht zu unterschätzen. Als ebenfalls teures Beiwerk sind sogar Palladium mit 0,91 bis 1,11 g/t und Platin zwischen 0,20 bis 0,29 g/t aufgefunden worden.
Das laufende Bohrprogramm konnte erst Mitte März mit neuen Funden die bisherigen Ergebnisse bestätigen und damit die Menge erweitern. Es wurden Nickelgehalte von 0,94% bis 1,45%, Kupfergehalte von 0,4% bis 0,63%, Palladiumgehalte zwischen 0,72g/t bis 1,21 g/t und Platin zwischen 0,10 g/t bis 0,45 g/t nachgewiesen. In Spuren von 0,06% bis 0,1% wurde auch Kobalt gefunden, dürfte aber in dieser Konzentrationshöhe und dem aktuellen Kobaltpreis für den Abbau uninteressant sein. Die neuerlichen Ergebnisse bestätigen aber, dass es sich bei Nisk um eine hochgradige sowie kommerziell abbaufähige Nickelsulfatlagerstätte handelt. Dies soll im zweiten Quartal ein NI 43-101 konformer Mineralressourcenbericht bestätigen.
Volkswagen – immer brenzlicher
Wie hart der Rohstoffmangel zuschlagen kann, davon dürfte Volkswagen (WKN: 766403 ISIN: DE0007664039 Ticker-Symbol: VOW3) ein Lied von singen. Seit knapp zwei Jahren herrscht ein Chipmangel in der Branche und Rohstoffpreise steigen immer höher. Die Sanktionen gegen Russland und dem Ausfall von Kabelbaumsträngen aus dem Billiglohnland Ukraine verschärfen nun auch die angespannte Lage zusätzlich. Ohne die Kabelbäume aus der Ukraine, stehen bereits die Elektroautowerke in Dresden und Zwickau still. Ein Ersatz dieser speziellen Kabelbäume ist kurzfristig nicht zu finden und daher werden wahrscheinlich in den kommenden Wochen und Monaten die Produktion immer weiter zurückgefahren und Standorte ggf. in den vorgezogenen Sommerurlaub geschickt werden.
Doch durch die Sanktionen gegen Russland fällt für den Volkswagen Konzern ein wichtiger Rohstoff aus. Bisher bezog der Konzern aus Wolfsburg, wie andere Konzerne auch, ihren Nickelbedarf vor allem von russischen Minengesellschaften. Nach Indonesien und den Philippinen ist Russland mit 250.000 Tonnen der drittgrößte Nickelproduzent der Welt. Durch die Sanktionen muss Nickel von anderen Unternehmen besorgt werden und der Nickelpreis hat sich seitdem bereits verfünffacht. Bereits jetzt wird Nickel im Wert von 1.000 EUR bei VW in den Elektroautos verbaut und ist damit kein zu unterschätzender Faktor. Tesla hat die Preise für seine Modelle bereits zum wiederholten Male angezogen und daran wird auch der Volkswagen-Konzern nicht vorbeikommen. Um das nötige Nickel nun aus anderer Quelle zu erhalten, hat CEO Herbert Diess mit zwei chinesischen Nickelproduzenten Lieferverträge geschlossen. Ob der Konzern durch die angedrohten Sanktionen von den USA gegen China nicht vom Regen in die Traufe kommt, wird die Zukunft zeigen.
Vor den Zahlen - Varta
Mit hoher Anspannung erwarten die Marktteilnehmer am Donnerstag die Zahlen vom Batteriehersteller Varta (WKN: A0TGJ5 ISIN: DE000A0TGJ55 Ticker-Symbol: VAR1). Erst im Herbst hatte Varta die Planzahlen für 2021 gesenkt und damit die teils hohen Erwartungen nach unten gezogen. Doch die nun anstehenden Kennzahlen nebst Ausblick für den Rest des Jahres 2022 warten die Investoren weltweit. Für 2021 wurden 900 Mio. EUR Umsatz mit einem bereinigten operativen Ergebnis (EBITDA) von 275 Mio. EUR erwartet. Das würde einer Marge von 30% entsprechen und damit das 2020er Jahr mit einer Marge von 27,7% übertreffen.
Die Analysten erwarten aber im Durchschnitt für 2022 Umsätze in Höhe von 986 Mio. EUR und eine bereinigtes EBITDA von 298 Mio. EUR. Auch hier wurde eine Marge von 30% unterstellt. Doch sind diese Annahmen im Zuge des Krieges in der Ukraine, gestiegener Rohstoffpreise und Energiekosten noch haltbar? Laut Chartverlauf der letzten Monate sind die Investoren scheinbar eher skeptisch und die Trendrichtung seit August 2021 scheint sich zu etablieren. Sollten daher der Ausblick des Konzernchefs die Markterwartungen unterbieten, dürfte die bisherige Unterstützungszone von ca. 80 EUR nicht mehr halten und ein Abrutschen des Kurses bis in den Bereich von 50 EUR wäre möglich. Dort drehte der Kurs bereits im März 2020 und könnte auch dieses Mal seinen Zweck erfüllen.
Fazit
Die aktuelle Marktlage ist nichts für schwache Nerven und die Volatilität wird auch in den kommenden Wochen hoch bleiben. Für kurzfristig am Markt agierenden Akteure sind das goldene Zeiten aber auch für langfristige Investoren bieten die Schwankungen immer wieder Chancen, sich solide Aktien günstig einzukaufen. Am ehesten dürften Aktien aus dem Rohstoffsegment profitieren, denn ohne Rohstoffe, kann keine Veredlung und Wertschöpfung erfolgen.