17.06.2024 | 05:45
Schlag auf Schlag – BP, Saturn Oil + Gas, Shell Aktie
Während die kanadische Zentralbank (BOC) und die Europäische Zentralbank (EZB) jeweils ihren Referenzzins um 0,25 Basispunkte senkten, hat die Zentralbank der USA, die FED, ihren Zinssatz in der vergangenen Woche unverändert im Korridor von 5,25 bis 5,50 % belassen. Nach der Zinssenkung der EZB setzten Gewinnmitnahmen an den Aktienmärkten des EURO-Raumes in den Indizes wie DAX, CAC & Co ein und schickten diese auf Talfahrt. Derweil floss das Kapital in die USA und die US-Indizes konnten neue Allzeithochs erreichen. Währenddessen fand am Ölmarkt ein historischer Paradigmenwechsel statt. Nach über 50 Jahren Vertragstreue verlängerte Saudi-Arabien das Abkommen mit den USA nicht mehr, sein Öl ausschließlich in USD zu verkaufen. Auch Russland trumpft nun mit wachsendem Selbstvertrauen gegen den Westen auf und setzt den offiziellen Handel seiner Waren und Dienstleistungen in EUR und USD über die Moskauer Börse aus. Die turbulenten Zeiten scheinen damit in eine neue Runde zu gehen und bieten neue Chancen aber auch Risiken.
Lesezeit: ca.
3 Minuten.
Autor:
Alfred Laugeberger
ISIN:
GB0007980591 , CA80412L8832 , GB00BP6MXD84
Saturn Oil & Gas erhöhtes Kursziel
Nach der Übernahme des Öl- und Gasunternehmens Ridgeback in 2023 durch Saturn Oil & Gas (WKN: A3C9X6 | ISIN: CA80412L8832 | Ticker: SMKA) haben die Kanadier mit der nächsten Übernahme die Märkte überrascht. Von VEREN Partnership (ehemals Crescent Point Resources) wurden für ca. 600 Mio. CAD die Bohrgrundstücke im Süden der kanadischen Provinz Saskatchewan mit einer täglichen Förderquote von ca. 13.000 Barrel-Öl-Äquivalente (BOE) gekauft. Finanziert wurde der Kauf mit einer Eigenkapitalerhöhung i. H. v. 100 Mio. CAD sowie einer 650 Mio. USD (ca. 885 Mio. CAD) Anleihe, die mit 9,625 % p. a. für die nächsten fünf Jahre verzinst wird.
Diese Kombination von neuem Eigen- und Fremdkapital löst gleichzeitig die bisherigen mit 16 - 17 % p. a. verzinsten Kredite vom Family Office von Michael Dell ab. Darüber hinaus fädelte Saturn Oil & Gas mit der National Bank of Canada, ATB Financial und Goldman Sachs eine Darlehensfazilität über 150 Mio. USD ein. Durch das neue Kreditengagement schont Saturn Oil & Gas seine Liquidität und durch freie Kreditrahmen kann das Unternehmen seine Bohrprogramme für die nächsten Quartale noch deutlich ausbauen.
Mit diesem nächsten Wachstumsschub katapultiert sich der Erdöl- und Erdgasproduzent auf eine Förderquote von täglich 38.000 – 40.000 BOE. Über die nächsten Jahre wird das Unternehmen mithilfe von forcierten Bohrprogrammen auf den riesigen Ländereien versuchen, die Tagesproduktion auf 50.000 BOE zu erhöhen. Durch den niedrigeren Zins wird das Unternehmen zudem mehr freien Cashflow generieren, was für mögliche Aktienrückkäufe und potenzielle Dividenden zur Verfügung stehen könnte. Das Researchunternehmen Eight Capital erhöhte im Zuge der Übernahmen und der Darlehensumfinanzierung sein Kursziel deutlich. Von bisher 4,45 CAD je Anteilsschein kann die Aktie bis Ende 2025 auf 7,35 CAD und somit fast 200 % vom aktuellen Kursniveau (2,50 CAD) ansteigen.
BP als „Buy“ eingestuft
Auch wenn Deutschland im internationalen Wettbewerb eine immer geringere Rolle spielt, so wächst der weltweite Verbrauch von Erdöl und Erdgas beständig. Bis 2030 soll laut der Internationalen Energieagentur (IEA) die globale Nachfrage nach Erdöl um weitere 3,2 Mio. Barrel am Tag zulegen. Angetrieben wird der wachsende Verbrauch vor allem durch den Verbrauch der aufstrebenden asiatischen Volkswirtschaften. Besonders stark wächst vor allem Indien und China und dabei nicht nur im Ölverbrauch, sondern auch im Bereich der Petrochemie bei der Erzeugung von Ölderivaten wie Diesel, Benzin und Kerosin. Dieses starke Wachstum gleicht auch die Verbrauchsreduktion in Westeuropa aus, so dass die weltweite Ölnachfrage von 102,8 Mio. Barrel am Tag in 2023 auf 106 Mio. Barrel am Tag bis 2030 ansteigen dürfte.
Für den Erdölkonzern BP (WKN: 850517 | ISIN: GB0007980591 | Ticker-Symbol: BPE5) sind dies gute Nachrichten. Daher stuft auch die US-Investmentbank Goldman Sachs den Konzern als „Buy“ ein und sieht ein Kursziel von 620 Pence (7,30 EUR) als gerechtfertigt an. Der Analyst Michele della Vigna schrieb in seiner letzten Branchenstudie, dass die europäischen Ölkonzerne gegenüber ihrer US-Konkurrenz einem größeren Bewertungsrückstand unterliegen. Dies sei aus fundamentalen Gesichtspunkten nicht gerechtfertigt. Von aktuell 5,40 EUR je Anteilsschein ergebe sich daraus ein Aufwärtspotenzial von ca. 35 %.
Shell - Größter LNG-Händler der Welt
Der Erdöl- & Erdgaskonzern Shell (WKN: A3C99G | ISIN: GB00BP6MXD84 | Ticker-Symbol: R6C0) schließt in den kommenden Tagen die Übernahme von Pavilion Energy, einer Unternehmenssparte des Singapur Staatsunternehmen Temasek ab. Pavilion Energy ist einer der großen Player im internationalen Flüssigerdgas (LNG) Markt und durch den Kauf baut Shell als größter LNG-Händler der Welt seine dominante Position weiter aus. Durch den Zukauf wächst der jährliche Umsatz der LNG-Sparte von Shell um ca. 9,1 Mrd. USD, woraus Pavilion Energy im vergangenen Jahr 438 Mio. USD Gewinn erzielen konnte.
Wie bei BP sieht Goldman Sachs auch Shell als unterbewertet zu den nordamerikanischen Wettbewerbern an und empfiehlt die Aktie als „Buy“. Das Kursziel gibt die US-Investmentbank für den Erdölkonzern mit 42 EUR an. Vom aktuellen Kursniveau von 32,20 EUR je Aktie ergäbe sich ein Anstiegspotenzial von ca. 23 %.
Fazit
Mit den geopolitischen Verwerfungen und zunehmenden Spannungen in den verschiedensten Regionen der Welt nimmt die Unsicherheit für die Transportwege für Erdöl und Erdgas weiter zu. Das verteuert den Preis und damit erhöhen sich die Gewinnmargen der entsprechenden Produzenten. Die drei vorgestellten Titel sind aus der Sicht der jeweiligen Analysten deutlich unterbewertet. Für Investoren bietet das für die kommenden Jahre ein attraktives Kurspotenzial.