Menü

27.11.2023 | 05:30

Short Squezze voraus? Leerverkauf bei Deutsche Pfandbriefbank, MorphoSys und Power Nickel Aktie

  • Deutsche Pfandbriefbank
  • MorphoSys
  • Power Nickel
Bildquelle: pixabay.com

Das ungedeckte Leerverkaufen von Aktien oder von öffentlichen Schuldtiteln ist in Deutschland seit mehr als fünf Jahren verboten. Wer Anteilsscheine von AMS-Osram, Varta oder Alfen leerverkaufen möchte, der muss diese von einer Gegenpartei ausleihen und dafür eine entsprechende Leihgebühr bezahlen. Auf anderen Märkten wie in Kanada ist der ungedeckte Leerverkauf weiterhin möglich. Bei diesem „Naked Short Selling“ werden Aktien verkauft, die der Verkäufer gar nicht besitzt oder ausgeliehen hat. Damit stehen mehr Aktien an den Börsen zur Verfügung, als das jeweilige Unternehmen tatsächlich ausgegeben hat. Das wiederum kann auch die Preise von Anteilsscheinen gut aufgestellter Aktiengesellschaften unter Druck bringen. Andererseits können ungedeckte Leerverkäufe zu signifikanten Kursanstiegen, sogenannten Short Squezze, führen und die Aktienkurse der betroffenen Gesellschaften massiv antreiben. Folgende Unternehmen sollten daher genauer angeschaut werden.

Lesezeit: ca. 4 Minuten. Autor: Stefan Bode
ISIN: DE0008019001 , DE0006632003 , CA7393011092


 

Short Squezze bei Power Nickel?

Von einem ungedeckten Leerverkauf ist u. a. das Explorationsunternehmen Power Nickel (WKN: A3CUEW ISIN: CA7393011092 Ticker-Symbol: IVV) betroffen. Der Explorer besitzt mit seinem NISK-Projekt ein hochgradiges Nickel-Kupfer-PGE-Vorkommen und will seine Anteile nach Fertigstellung einer Machbarkeitsstudie um weitere 30 % auf dann 80 % ausbauen. Um das Herbst-Bohrprogramm des Unternehmens zu finanzieren, konnten im Oktober 2,75 Mio. CAD an frischem Kapital aufgenommen werden. Mit dabei war neben der Familie von CEO Lynch auch Rob McEwen. McEwen ist seinerzeit in die „Hall of Fame“ der Bergbaubranche aufgestiegen, als unter seiner Führung das Unternehmen Goldcorp weiterentwickelt wurde, er die Red Lake Mine zur Produktion führte und anschließend Goldcorp für 10 Mrd. USD an Newmont Mining verkaufen konnte. Wenn solche Persönlichkeiten bei Unternehmen mit einer 36 Mio. CAD Marktkapitalisierung einsteigen, ist das mehr als nur ein Ritterschlag, sondern ein klares Signal.

Dennoch ist auch Power Nickel von ungedeckten Leerverkäufen betroffen. Wie das Unternehmen am vergangenen Freitag mitteilte, werde nun eine offizielle Beschwerde bei der Canadian Investment Regulatory Organization (CIRO) sowie bei der Financial Industry Regulatory Authority (FINRA) eingereicht. Mit der Beschwerde will Terry Lynch als CEO von Power Nickel die CIRO und FINRA zwingen, alle Investmentbanken unter die Lupe zu nehmen, bei der mehr als 100.000 Aktien an ungedeckten Shortpositionen bestehen. Die ungedeckte Shortquote bei Power Nickel soll laut Terry Lynch in den letzten Wochen signifikant angestiegen sein. Waren anfänglich ca. 3 Mio. mehr Aktien als ausgegeben im Umlauf, ist deren Anzahl zuletzt auf mehr als 9 Mio. Aktien angestiegen. Das entspricht 80 % der im Streubesitz befindlichen Aktien und sabotiert den Aktienkurs signifikant. Damit steht Power Nickel aber nicht allein. Mehr als 20 weitere kanadische Bergbaufirmen wollen sich einer Sammelklage anschließen und werden von Bergbaulegende Eric Sprott unterstützt.

MorphoSys signifikanter Shortanstieg

Auch die Aktie von MorphoSys (WKN: 663200 | ISIN: DE0006632003 | Ticker-Symbol: MOR) konnte in den letzten drei Wochen das Interesse von Shortsellern auf sich ziehen. Mittlerweile sind sieben größere Unternehmen auf sinkende Kurse bei dem Pharmakonzern positioniert. Whitebox Advisors ist mit 0,51 % der ausstehenden Aktien short. LMR Partners und Citadel Advisors setzen mit jeweils 0,61 %; Arrowstreet Capital mit 0,78 %; SIH Partners mit 0,99 %; Deerfield Management mit 1,77 % und Marshall Wace mit 2,19 % der ausstehenden Aktien auf Kursverluste bei MorphoSys. Insgesamt kommen die sieben Gesellschaften auf 7,46 % des Aktienvolumens zum Stichtag 23.11.2023 laut Bundesanzeiger. Interessant dabei ist, dass Arrowstreet Capital bereits seit Anfang August 2023 auf fallende Kurse setzt, während die anderen sechs Gesellschaften ihre Position erst in der vergangenen Woche aufgebaut haben.

Der Anstieg der Leerverkaufsquote der letzten fünf Handelstage liegt hauptsächlich mit dem Ergebnis der Phase-III-Studie zum Hoffnungsträger Pelabresib zusammen. Die Studiendaten des Testmedikamentes zur Behandlung der Myelofibrose fielen teilweise enttäuschend aus. So zeigte sich bei einigen Probanden keinerlei statistische Signifikanz bei der Verbesserung bestimmter Krankheitssymptome. Daher setzen die Shortseller mit hoher Wahrscheinlichkeit auf eine spätere Ablehnung der Marktzulassung und ggf. auf eine kommende Verwässerung der Aktionäre durch eine Eigenkapitalerhöhung im Jahr 2024.

Goldman Sachs strich daraufhin das Kursziel von 33,50 EUR auf 17,50 EUR zusammen und das Analysehaus Kempen halbierte das Kursziel von bisher 20,00 EUR auf nur noch 10,00 EUR. Optimistisch bleibt dagegen die Schweizer Großbank UBS. Diese bleibt bei ihrer Einstufung „Buy“ und ließ auch das Kursziel von 47 EUR unverändert.

Deutsche Pfandbriefbank

Eine ebenfalls erhöhte Leerverkaufsquote wie MorphoSys weist auch die Deutsche Pfandbriefbank AG (WKN: 801900 | ISIN: DE0008019001 | Ticker-Symbol: PBB) aus. Seit Juni 2023 setzt Wellington Management mit 1,18 % der ausstehenden Aktien auf einen Kursverfall bei der Spezialbank für gewerbliche Immobilienfinanzierungen. Mit 3,02 % der Wertpapiere ist Caius Capital auf sinkende Kurse eingestellt und in den letzten drei Wochen sind drei weitere Unternehmen laut Bundesanzeiger ebenfalls ins Lager der Leerverkäufer gewechselt. Dies war zum 9.11.2023 Qube Research & Technologies mit 0,78 %; Petrus Advisers zum 21.11.2023 mit 1,10 % und seit dem 22.11.2023 schloss Millennium International Management mit 0,98 % zu den Shortsellern auf und erhöhte die gesamte Shortquote auf 7,06 % der ausstehenden Aktien.

Für das Analysehaus Warburg Research ist die Aktie aber kein Short, sondern nach ihrer Beurteilung ein „Buy“. Nachdem sich der Analyst Andreas Pläsier mit dem Institut ausgetauscht hat, fällt seine Einschätzung für das US-Geschäft wieder positiver aus. Das dürfte zwar zunächst keine kurzfristigen Impulse bei der Aktie freisetzen, jedoch sind die Belastungen aus dem US-Geschäft nun besser kalkulierbar. Zudem wird eine Erholung des US-Büroimmobilienmarktes im zweiten Halbjahr 2024 erwartet und so wird das Kursziel bei 9,90 EUR belassen.

Fazit

Während die Analysteneinschätzungen bei der Deutschen Pfandbriefbank weit auseinandergehen, haben die Shortseller bei dem Unternehmen wie auch bei der MorphoSys ihre Shortquote auf über 7 % ausgebaut. Für einen möglichen Short Squezze am interessantesten scheint derzeit jedoch Power Nickel zu sein. Zum einen durch die starke Selbstverpflichtung des Managements und des Milliardärs McEwen zu Power Nickel. Zum anderen aber auch die zunehmende Forderung in Kanada, das "nackte Leerverkaufen" von Aktien wie in den USA und Deutschland endlich zu verbieten.



Interessenskonflikt

Gemäß § 85 WpHG weisen wir darauf hin, dass die Ita Joka S. A. sowie Partner, Autoren oder Mitarbeiter der Ita Joka S. A. (nachfolgend „Relevante Personen“) ggf. künftig Aktien oder andere Finanzinstrumente der genannten Unternehmen halten oder auf steigende oder fallende Kurse setzen werden und somit ggf. künftig ein Interessenskonflikt entstehen kann. Die Relevanten Personen behalten sich dabei vor, jederzeit Aktien oder andere Finanzinstrumente des Unternehmens kaufen oder verkaufen zu können (nachfolgend jeweils als „Transaktion“ bezeichnet). Transaktionen können dabei unter Umständen den jeweiligen Kurs der Aktien oder der sonstigen Finanzinstrumente des Unternehmens beeinflussen.

Die Ita Joka S. A. ist daneben im Rahmen der Erstellung und Veröffentlichung der Berichterstattung in entgeltlichen Auftragsbeziehungen tätig.

Es besteht aus diesem Grund ein konkreter Interessenkonflikt.

Die vorstehenden Hinweise zu vorliegenden Interessenkonflikten gelten für alle Arten und Formen der Veröffentlichung, die die Ita Joka S. A. für Veröffentlichungen zu Unternehmen nutzt.

Risikohinweis

Die Ita Joka S. A. bietet Redakteuren, Agenturen und Unternehmen die Möglichkeit, Kommentare, Interviews, Zusammenfassungen, Nachrichten u. ä. auf derfinanzinvestor.de zu veröffentlichen. Diese Inhalte dienen ausschließlich der Information der Leser und stellen keine Handlungsaufforderung oder Empfehlungen dar, weder explizit noch implizit sind sie als Zusicherung etwaiger Kursentwicklungen zu verstehen. Die Inhalte ersetzen keine individuelle fachkundige Anlageberatung und stellen weder ein Verkaufsangebot für die behandelte(n) Aktie(n) oder sonstigen Finanzinstrumente noch eine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von solchen dar.

Bei den Inhalten handelt es sich ausdrücklich nicht um eine Finanzanalyse, sondern um journalistische oder werbliche Texte. Leser oder Nutzer, die aufgrund der hier angebotenen Informationen Anlageentscheidungen treffen bzw. Transaktionen durchführen, handeln vollständig auf eigene Gefahr. Es kommt keine vertragliche Beziehung zwischen der der Ita Joka S. A. und ihren Lesern oder den Nutzern ihrer Angebote zustande, da unsere Informationen sich nur auf das Unternehmen beziehen, nicht aber auf die Anlageentscheidung des Lesers oder Nutzers.

Der Erwerb von Finanzinstrumenten birgt hohe Risiken, die bis zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen können. Die von der Ita Joka S. A. und ihre Autoren veröffentlichten Informationen beruhen auf sorgfältiger Recherche, dennoch wird keinerlei Haftung für Vermögensschäden oder eine inhaltliche Garantie für Aktualität, Richtigkeit, Angemessenheit und Vollständigkeit der hier angebotenen Inhalte übernommen. Bitte beachten Sie auch unsere Nutzungsbedingungen.


Weitere Kommentare zum Thema:


Kursrücksetzer nutzen oder die Stärke kaufen? – AJN Resources, Commerzbank, Deutsche Pfandbriefbank, UniCredit

Kursrücksetzer nutzen oder die Stärke kaufen? – AJN Resources, Commerzbank, Deutsche Pfandbriefbank, UniCredit

Kommentar vom 15.12.2025 | 05:45

Nach der dritten Zinssenkung der US-Leitzinsen durch die FED um 0,25 % in Folge auf einen Korridor von 3,5 bis 3,75 %, gingen die US-Leitindizes am vergangenen Freitag unter hohem Abgabedruck ins Wochenende. Der NASDAQ ging mit einem Minus von fast 2 % ins Wochenende. Etwas besser, aber immernoch mit 1,3 % Kursrückgang, sah es beim S&P 500 aus. Stark dagegen zeigte sich der Dow Jones, der am Freitag ein neues Allzeithoch markierte und sich mit einem anschließenden Kursrückgang von 0,5 % ins Wochenende retten konnte. Sollen die Kursrücksetzer schon jetzt wieder gekauft oder lieber auf Sektoren mit Stärke gesetzt werden?

Zum Kommentar


Starken Wachstumsmarkt im Fokus – Deutsche Pfandbriefbank, Commerzbank, Finexity

Starken Wachstumsmarkt im Fokus – Deutsche Pfandbriefbank, Commerzbank, Finexity

Kommentar vom 09.09.2025 | 05:45

Im zweiten Quartal 2026 will die US-amerikanische Großbank J.P. Morgan in den deutschen Markt eintreten. Konkret sagt der Wall-Street-Riese den hiesigen Instituten mit einer neuen Digitalbank den Wettkampf um die heimischen Sparer an. Mit seiner digitalen Privatkundenbank Chase wird der Unternehmenssitz in Berlin sein und über ein Tagesgeldkonto soll der Eintritt in den hart umkämpften Markt gewonnen werden. Doch nicht nur in diesem Bereich gibt es Veränderungen und Neuerungen. Ebenfalls im Bankensektor wird es bei diesen Unternehmen im Bereich der digitalen Assets interessant.

Zum Kommentar


Finanztitel und Energieaktien im Fokus – Commerzbank, Deutsche Pfandbriefbank, First Hydrogen

Finanztitel und Energieaktien im Fokus – Commerzbank, Deutsche Pfandbriefbank, First Hydrogen

Kommentar vom 05.03.2025 | 05:45

Der Energiehunger der Welt ist ungebrochen und wie die vorbereiteten Verhandlungen zwischen den USA und der Ukraine zeigten, geht es auch im Krieg in der Ukraine um den Zugriff auf Rohstoffe, in diesem Fall für die US-Wirtschaft. Auch wenn sich die Verhandlungen nach dem medialen Eklat weiter verzögern, ist die Stoßrichtung klar. Das kann ebenfalls bei diversen Sanktionsmaßnahmen zwischen den verschiedenen Staaten beobachtet werden. Hierbei wird seitens der USA nicht nur gegen Russland und China sanktioniert, sondern selbige Staaten spiegeln durch Gegensanktionen diese Maßnahmen der USA zurück. Währenddessen entspannt sich die Lage bei einigen Finanztiteln und Energieaktien bereits deutlich und bietet weiterhin ein interessantes Investmentumfeld.

Zum Kommentar