09.09.2025 | 05:45
Starken Wachstumsmarkt im Fokus – Deutsche Pfandbriefbank, Commerzbank, Finexity
Im zweiten Quartal 2026 will die US-amerikanische Großbank J.P. Morgan in den deutschen Markt eintreten. Konkret sagt der Wall-Street-Riese den hiesigen Instituten mit einer neuen Digitalbank den Wettkampf um die heimischen Sparer an. Mit seiner digitalen Privatkundenbank Chase wird der Unternehmenssitz in Berlin sein und über ein Tagesgeldkonto soll der Eintritt in den hart umkämpften Markt gewonnen werden. Doch nicht nur in diesem Bereich gibt es Veränderungen und Neuerungen. Ebenfalls im Bankensektor wird es bei diesen Unternehmen im Bereich der digitalen Assets interessant.
Lesezeit: ca.
4 Minuten.
Autor:
Alfred Laugeberger
ISIN:
DE000CBK1001 , DE0008019001 , DE000A40ET88
Finexity - digitale Assets, ein Billionenmarkt
Ganz neu an der Börse ist die Aktie des Digitalisierungsunternehmens Finexity (WKN: A3C40W | ISIN: CA32057N1042 | Ticker-Symbol: FIT). In der breiten Masse ist das Unternehmen noch nicht bekannt, aber viele Anleger und Investoren haben mit den Kooperationspartnern, wie den Volks- und Raiffeisenbanken oder auch Sparkassen schon indirekt Kontakt gehabt. Finexity begleitet die Partnerunternehmen im Banken- und Vermögensverwaltungsbereich oftmals als deren White-Label-Lösung oder bei der Tokenisierung von Wertpapieren. Über die letzten Jahre konnte das Unternehmen eine namhafte Anzahl an Banken und Emittenten als Kunden gewinnen. Derzeit nutzen bereits mehr als 50 professionelle Anbieter die Plattform und in deren Auftrag wurden bereits mehr als 250 Wertpapiere tokenisiert und gelistet.
Um diese tokenisierten Wertpapiere aus den verschiedensten Anlageklassen handeln zu können, müssen sich interessierte Investoren auf der Plattform anmelden und registrieren lassen. Das haben bereits über 14.000 Investoren getan und so können sie diverse Tokens kaufen und verkaufen. Darunter befinden sich Private Equity Anteile, Immobilien, Infrastrukturprojekte, Anlagen aus den Erneuerbaren Energien, aber auch tokenisierte Kreditgeschäfte. Durch die Digitalisierung von Geld - wie auch Sachwerten - werden diese in sekundenschnelle handelbar und ermöglichen so den Kauf- und Verkauf von Investmentvehikeln, die vorher nur Investmentprofis und Großkapital möglich waren.
Laut einer in 2021 durchgeführten Untersuchung durch das Beratungsunternehmen Roland Berger kann die Tokenisierung zu einem deutlichen Effizienzgewinn und zu Kostenersparnissen bei den Transaktionsgebühren in Milliardenhöhe führen. Mit dieser Abwicklungsplattform hat Finexity die Chance, als eine Art neue Börsenplattform im Bereich der Private Markets wahrgenommen zu werden. Da die einmal erstellte Plattform ein starkes Potenzial in der Skalierung besitzt und bereits vom Markt angenommen wurde, dürfte der Fokus in den nächsten Quartalen auf organisches Wachstum und der Expansion durch Zukauf liegen.
Dies hat das Unternehmen unter CEO Paul Huelsmann zuletzt auch vorangetrieben und das Haftungsdach Effecta gekauft. Damit hat Finexity den Burggraben seines Geschäftsmodells nicht nur erweitert, sondern erreicht durch den Zukauf neue Vermittler und ca. 70.000 an diese angeschlossene Kunden. Erst im Mai 2025 hat das Unternehmen die Europalizenz für das EU-DLT-Pilotregimes erhalten und kann seine bisherige OTC-Handelsplattform in eine vollwertige digitale Börse umwandeln. Diese Europalizenz besitzen nach Mitteilung von Finexity aus Mai 2025 erst drei Unternehmen; sie verspricht starkes Wachstumspotenzial in den kommenden Quartalen.
Commerzbank steigt im digitalen Assets Markt ein
Dass der Markt für digitale Assets immer interessanter wird, zeigt auch das Investment der Commerzbank (WKN: CBK100 | ISIN: DE000CBK1001 | Ticker-Symbol: CBK) in NXT Assets. Das deutsche Bankhaus übernimmt 14,3 % der Anteile an dem auf digitale Assets spezialisierten Unternehmen. Durch den Einstieg und der damit verbundenen Kooperation will die Commerzbank ihr Engagement im Bereich digitaler Vermögenswerte ausbauen und gleichzeitig dem neuen Partnerunternehmen seine Erfahrungen im Bereich der Börse, dem Vertrieb sowie der Verwahrung von Assets beiseite stellen.
Die NXT Assets ist bisher als Emittent digitaler Vermögenswerte in Erscheinung getreten, bei der physisch besicherte Exchange Traded Products (ETPs) auf Bitcoin und Ether geschaffen worden sind. Zukünftig sollen auch weitere Kryptowerte als digitalisiertes und physisch hinterlegtes Angebot des Unternehmens folgen. Die Verwahrung der besicherten Werte übernimmt die Crypto Finance als Tochtergesellschaft der Deutschen Börse Gruppe.
Der Geschäftsführer der NXT Assets, Herr Dirk Heß, sagte zum Einstieg der Commerzbank folgendes: „Diese strategische Partnerschaft markiert einen wichtigen Meilenstein in der Entwicklung des deutschen Krypto-Ökosystems. Die Beteiligung der Commerzbank verdeutlicht, dass digitale Vermögenswerte fester Bestandteil moderner Kapitalanlagen werden. Gemeinsam legen wir die Basis, diese Anlageklasse dem Anleger weiter zu öffnen – verlässlich, professionell und zukunftsorientiert.“
Deutsche Pfandbriefbank mit Bodenbildung
Die letzten Jahre waren für die Aktionäre der Deutschen Pfandbriefbank (WKN: 801900 | ISIN: DE0008019001 | Ticker-Symbol: PBB) nicht gerade einfach. Konnte die Aktie noch Anfang 2020 vor der Corona-Krise und dem Ende der Niedrigzinsphase in der Spitze 15,74 EUR erreichen, kostet die Aktie zuletzt nur noch 5,32 EUR. Das ist im Vergleich zu Anfang 2024 schon eine deutliche Steigerung, denn im Februar 2024 waren Anleger im Tief nur noch bereit 3,67 EUR zu bezahlen. Doch seitdem konnte die Aktie sich wieder stabilisieren und bewegt sich in einem Preiskorridor von 3,67 EUR bis 6,22 EUR.
Einen Befreiungsschlag könnte die Aktie erfahren, wenn der Gewerbeimmobilienfinanzierer das kriselnde US-Geschäft verkaufen könnte. Hier musste der Vorstand im zweiten Quartal 2025 eine einmalige Belastung von 314 Mio. EUR verbuchen, was bei vielen Investoren sauer aufgestoßen ist. Neugeschäfte fanden in den USA schon längst nicht mehr statt und die Belastungen dürften in der Bilanz auch noch die nächsten Quartale zu Anpassungen führen. Wie aber ein Unternehmensinsider der Börsen-Zeitung berichtete, arbeitet der Vorstand an einer Lösung für das anhaltende Bilanzproblem. Hiernach würde die Deutsche Pfandbriefbank einen Risikotransfer über 500 Mio. EUR vornehmen, um das Belastungsrisiko in der Bilanz zu minimieren. Dabei könnten Hedgefonds und Pensionskassen Derivate kaufen, die Zahlungsausfälle für die Pfandbriefbank absichern.
Fazit
Der Markt für digitale Assets wächst immer stärker und neue Unternehmen wie Finexity versuchen, sich in diesem Wachstumsmarkt frühzeitig Anteile zu sichern. Auch die Commerzbank will auf diesen Markt expandieren und hat sich mit dem Einkaufen bei NXT Assets einen ersten Zugriff gesichert. Unsicher ist derzeit noch der weitere Verlauf des US-Marktes für die Deutsche Pfandbriefbank, der in den letzten Jahren zu einer Belastungsprobe geworden ist. Wenn dieser Geschäftsbereich verkauft werden könnte, wäre das ggf. der Startschuss für eine Erholung der Aktie an der Börse.