02.11.2022 | 05:45
Sieben-Wochen-Hoch oder Panikwoche? – Cancom, First Hydrogen, Shop Apotheke Aktie
Der DAX arbeitet sich weiter gen Norden und scheint auf keinen nennenswerten Widerstand zu stoßen. Hat sich die Energiekrise und der Ukrainekonflikt schon entschärft oder ist die Börsenrallye ggf. schon den Umschichtungsmaßnahmen der Fondsgesellschaften geschuldet? Da der Linde-Konzern sein Listing in Frankfurt im kommenden Jahr beenden will und die Jahreshauptversammlung dieser Entscheidung noch zustimmen muss, würden die Fondsgesellschaften und ETF-Produkte, die den DAX40 ab- und nachbilden, die zukünftig freiwerdende Liquidität in die anderen DAX40 Unternehmen investieren. Kommt es zu keinem nennenswerten Kapitalabfluss aus den Fonds und ETFs, stünden 10% des bisherigen DAX-Volumina für neue Zukäufe bei den anderen Firmen frei. Doch reicht das für eine weitere Rallye aus oder droht ein erneuter Ausverkauf?
Lesezeit: ca.
3 Minuten.
Autor:
Stefan Bode
ISIN:
CANCOM SE O.N. | DE0005419105 , First Hydrogen Corp. | CA32057N1042 , SHOP APOTHEKE EUROPE INH. | NL0012044747
Wasserstoff mit EU-Zielvorgaben - First Hydrogen
Im Europäischen Parlament hat der Ausschuss für Verkehr und Fremdenverkehr für wesentliche Änderungen in Bezug auf die Wasserstoffmobilität gestimmt. Die geänderte Verordnung sieht für den Aufbau der Infrastruktur für alternative Kraftstoffe Zielvorgaben für ein europäisches Kernnetz mit mindestens einer Wasserstofftankstelle alle 100 km. Dafür stehen EU-Finanzmittel in Höhe von 5,12 Mrd. EUR zur Co-Finanzierung bereit. Bis 2030 dürfte das Netz auf 1.500 Wasserstofftankstellen anwachsen, so der Hydrogen Europe Verband. Für Unternehmen der Wasserstoffbranche ist das nun ein Wachstumstreiber und das dürfte Unternehmen wie First Hydrogen deutlich nach vorne bringen. Dieses expandiert neben dem Vereinigten Königreich (VK) auch innerhalb der EU.
Das Unternehmen hatte zuletzt Mitte Oktober 2022 die Straßenverkehrszulassung für den Verkehr seiner umgebauten Nutzfahrzeuge von der britischen Fahrzeugzulassungsbehörde erhalten. Damit können die laufenden Tests der mit Wasserstoff betriebenen Fahrzeuge nun ab 01.01.2023 regulär auf den Straßen Britanniens fortgesetzt und auch mit Fahrzeugen von Flottenbetreibern durchgeführt werden. Der EU-Markt ist für First Hydrogen sehr interessant, steht dieser doch derzeit für ca. 35% des weltweiten Marktes für leichte Nutzfahrzeuge. Balraj Mann, Chairman und CEO von First Hydrogen sagte dazu: "Die EU ist gezwungen, eine Alternative zu den belastenden und sehr teuren fossilen Brennstoffen zu finden, und damit muss sich nun auch die Energielandschaft in Europa dramatisch verändern. Grüner Wasserstoff ist ganz klar das Mittel der Wahl für Europa und auch den Rest der Welt. Die globale Wasserstoffproduktion muss sich bis zum Jahr 2030 jährlich verdoppeln, um einen raschen Übergang zu sauberer Energie zu ermöglichen und die Treibhausgasemissionen zu senken."
Cancom senkt Prognose aber steigert Umsatz
Der süddeutsche IT-Dienstleister Cancom konnte für das dritte Quartal 2022 ein zweistelliges Umsatzwachstum vorlegen. Belief sich der Umsatz im Vorjahresquartal noch auf 298,83 Mio. EUR so konnte dieser im abgelaufenen Quartal um 10,3% auf 329,6 Mio. EUR gesteigert werden. Damit stoppte das Unternehmen endlich den Umsatzrückgang der vergangenen Quartale. Das EBITDA im Vorjahresquartal lag noch bei 32,6 Mio. EUR, fiel dann bis zum zweiten Quartal 2022 auf 24,7 Mio. EUR ab und konnte sich im abgelaufenen dritten Quartal wieder auf 28,9 Mio. EUR erholen.
Doch die Trendwende kommt im laufenden Jahr zu spät, um die geplanten deutlichen Wachstumsziele in 2022 zu erreichen. Die Umsatzprognose wird nun auf 1,28 Mrd. EUR bis 1,33 Mrd. EUR gesenkt und dürfte damit den Umsatz aus 2021 mit 1,286 Mrd. EUR nur leicht um maximal 3% übertreffen. Das EBITDA wird auf 116 Mio. EUR bis 123 Mio. EUR reduziert und dürfte aufgrund gestiegener Kosten sogar leicht unterhalb des Ergebnisses vom Vorjahr mit 122,6 Mio. EUR liegen. Warburg Research reduziert jedenfalls das Kursziel nur leicht von 53 EUR auf 52 EUR und belässt die Einstufung auf „Kaufen“.
Steigender Umsatz + Verlust bei Shop Apotheke
Die Quartalskennzahlen des Online-Arzneimittelhändler Shop Apotheke sind als gemischt zu bewerten. Gegenüber dem Vorjahresquartal konnte der Umsatz kräftig zulegen, doch steigende Kosten, höhere Abschreibungen und Sonderbelastungen im Zusammenhang mit Übernahmen ließen den Verlust weiter ansteigen. Um 14% konnte der Umsatz in den ersten neun Monaten 2022 im Vergleich zu 2021 auf 877 Mio. EUR gesteigert werden. Davon war die DACH-Region mit einem Umsatz von 679 Mio. EUR, was einem Anstieg von 10% entspricht, nach wie vor das Kerngebiet des Umsatzes. Im deutlich kleineren Segment International mit Belgien, Niederlande, Frankreich und Italien stieg der Umsatz aber um 28% auf 197 Mio. EUR. Der alleinige Treiber des Wachstums war der Umsatzanstieg bei den nicht rezeptpflichtigen Produkten.
Aber das Wachstum ist teuer erkauft. In den ersten neun Monaten 2022 hat sich der Verlust mit knapp 68 Mio. EUR gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt. Das EBITDA sank von einem operativen Gewinn in 2021er Zeitraum von 4,7 Mio. EUR auf einen Verlust in 2022 von 6,4 Mio. EUR. Dafür legte aber die Zahl der aktiven Kunden zu. Laut Shop Apotheke stieg die Anzahl im dritten Quartal 2022 im Vergleich zum Vorjahr von 7,3 Mio. um 1,6 Mio. auf nun 8,9 Mio. Nutzer. Zum zweiten Quartal 2022 stieg die Nutzerzahl um 0,3 Mio. Nutzer. Auch der durchschnittliche Warenkorbwert stieg zum zweiten Mal in Folge. Für das Gesamtjahr 2022 bekräftigt der Vorstandschef Stefan Feltens die bisherige Prognose. Der Umsatz mit nicht verschreibungspflichtigen Mitteln soll um 15 bis 25% zulegen und die bereinigte operative Marge wird zwischen -1,5 und +1,5% erwartet.
Um das Sieben-Wochen-Hoch im DAX zu erreichen, müsste der DAX die 13.508,5 Punkte Marke im Laufe der Handelswoche überspringen. Doch so langsam dürften die Marktteilnehmer sich auf die Wahl in den USA einstimmen und auch wenn politische Börsen kurze Beine haben, so könnte doch der ein oder andere Marktteilnehmer seine Positionen glattstellen und bis zur Zwischenwahl in den USA an der Seitenlinie verbringen. Diese Phase können langfristig orientierte Investoren nutzen, um sich strategisch an interessanten Unternehmen zu beteiligen.