29.12.2022 | 05:45
Stromlücke immer größer – Linde, K+S, Power Nickel Aktie
Die Berliner Politik hatte sich vor Jahren zum Ziel gesetzt, mehr Strom aus erneuerbaren Energien zu gewinnen und gleichzeitig konventionelle Kraftwerke abzuschalten. Während letzteres schneller von statten geht als geplant, kommt der Zubau an erneuerbaren Energien nicht im Ansatz hinter den Erfordernissen hinterher. Innerhalb von 20 Jahren wurden in der Bundesrepublik Windräder mit einer Leistung von 56 Gigawatt aufgestellt. In den verbleibenden sieben Jahren müsste nochmal soviel Leistung aufgebaut werden, denn 59 Gigawatt fehlen noch, um das gesetzte Ziel von 115 Gigawatt bis 2030 zu erreichen. Dafür müssten nun täglich sechs neue Windkrafträder mit einer durchschnittlichen Leistung von 4,2 Megawatt aufgestellt werden. Ist das realistisch und woher kommt der Strom, wenn im April auch die letzten drei Atomkraftwerke vom Netz gehen?
Lesezeit: ca.
4 Minuten.
Autor:
Stefan Bode
ISIN:
LINDE PLC EO 0_001 | IE00BZ12WP82 , K+S AG NA O.N. | DE000KSAG888 , Power Nickel Inc. | CA7393011092
Power Nickel – Nickel im Fokus
Der Mangel an Strom aus den erneuerbaren Energien konterkariert zudem den bereits angestoßenen und hochfahrenden Wandel in der Automobilindustrie hin zur E-Mobilität. Derzeit werden von den vermeintlich besseren Stromer-Kraftwagen Strom verbraucht, der hauptsächlich aus verstromter Braunkohle, Steinkohle und Atomkraftwerken gewonnen wird. Damit sind die E-Autos mittlerweile schlechter in der CO2 Bilanz als die medial viel gescholtenen Dieselfahrzeuge. Doch für die weltweit forcierten Absatz von Elektroautos, wird auch immer mehr Rohstoffe wie z.B. Nickel verbraucht. Bereits in 2021 wurde 8% der weltweiten Nickelproduktion für Lithium-ionen-Batterien verbraucht und soll bis 2030 auf 59% der weltweiten Produktion ansteigen. So sehen es die Insider und Experten aus dem Sektor allen voran einer der größten Nickelproduzenten und -händler – das Unternehmen Glencore.
Das die Preise für Nickel mit wachsender Nachfrage steigen ist damit vorprogrammiert, denn die Produktion von Nickel ist begrenzt und neue Nickelressourcen sind rar gesät. Daher rückt der Fokus für Unternehmen im Nickelsektor wie Power Nickel (WKN: A3CUEW ISIN: CA7393011092 Ticker-Symbol: IVV) immer näher. Das Unternehmen konnte zuletzt auf Grund hoher Nachfrage mit einer überzeichneten Kapitalerhöhung mehr Geld einsammeln als erwartet. Dies nutzt das Unternehmen um sein Q.1/2023 Bohrprogramm auf 12.500 bis 15.000 Meter zu erweitert und damit mehr als zu verdoppeln. Das Bohrprogramm findet auf dem NISK Projekt in Quebec, Kanada, statt. Dabei handelt es sich um ein hochgradiges Nickel-Kupfer-PGE-Vorkommen mit bereits mehr als 2 Mio. Tonnen nickelhaltigem Gestein. Zuletzt konnten neben 1% Nickelanteil je Tonne Gestein auch Kupferanteile von 0,8% aufgespürt werden. Sollte die Bohrungen im kommenden Jahr wieder so erfolgreich sein, dürfte nicht nur Kanadas nächste Nickelmine in greifbarer Nähe rücken, sondern auch der 90%ige Bewertungsabschlag zum Wettbewerb schneller abgebaut werden.
Linde – Wegzug mit Folgen
Der Industriegase-Konzern ist nach Marktkapitalisierung das wertvollste Unternehmen im DAX40. Damit ist der Wert auch in vielen Depots der Anleger zu finden und muss auch von den Fonds und ETFs die den Dax40 nachbilden, gekauft werden um den Dax40 entsprechend im Gleichlauf abbilden zu können. Doch nach der „Heimholung“ der ehemaligen US-amerikanischen Tochter Linde Air Products in 2018, welche im Ersten Weltkrieg konfisziert wurde und seit 1989 unter Praxair firmierte, wurde der Firmensitz nach Dublin, Irland verlagert. Dennoch durfte das Unternehmen im DAX40 verbleiben aber auf Grund der Regeln der Deutschen Börse, wird alle drei Monate ein Index-Rebalancing durchgeführt.
Dadurch wird aber das Dax40-Schwergewicht Linde jedes Mal in der Nachfrage an Aktien auf 10% gestutzt. Daher müssen gerade die Indexabbildenden Fonds und ETFs ihre Aktien verkaufen und das drückt jeweils den Kurs des Unternehmens. Daher verlässt Linde im März 2023 den DAX40, um seine Hauptnotierung in New York an der Wallstreet zu haben. Doch mit dem Abschied aus dem Deutschen Aktienindex droht auch die Aussortierung aus dem EUROSTOXX 50, der für viele Investoren viel wichtiger ist. Dennoch erhofft sich Linde durch die Umgestaltung der Börsenlistung einen höheren Börsenkurs in Zukunft, denn die Unternehmensführung nimmt an, dass die Aktie in den USA höher bewertet werden würde als in Deutschland.
K+S – Bodenbildung abgeschlossen?
Der Düngemittel- und Salzhersteller K+S ist von den massiv gestiegenen Preisen für Erdgas und damit der Energiekosten noch nicht so stark betroffen. Das Unternehmen ist bzw. war mit seiner Düngermittel- und Salzproduktion über Erdgasspeicher relativ autark aufgestellt und stellt seinen eigenen Strom her. Doch mit den gestiegenen Kosten bei der Erdgasversorgung, ist mittelfristig auch die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens betroffen, wird aber derzeit durch die hohen Kalipreise ausgeglichen. Für 2023 hat das Unternehmen vorausschauend noch seinen Bedarf an Erdgas zu 90 % gesichert und kann somit mit einem Kilowattpreis von fünf Cent je Kilowattstunde kalkulieren.
Das entspannt die Lage auf der Kostenseite zumindest im kommenden Jahr. Erst in den folgenden Jahren dürften sich dann die gestiegenen Preise deutlicher auf der Kostenseite bemerkbar machen. Auch will das Unternehmen den Energie-Abwehrschirm des Bundes ab Januar 2023 nicht in Anspruch nehmen und unterstreicht damit seine wirtschaftliche Stärke. Daher könnten nun die Marktteilnehmer wieder mehr den Fokus auf die guten Zahlen legen, denn im dritten Quartal 2022 konnte der Umsatz mehr als verdoppelt und das operative Ergebnis sogar verfünffacht werden. Das nutzte das Unternehmen auch aus und kaufte eine Anleihe über 116,4 Mio. EUR zurück und reduzierte damit die jährliche Zinsbelastung um 5 Mio. EUR. Die Ratingagentur S&P erhöhte deswegen den Ausblick von BB auf BB+.
Wer sich langfristig auf die wachsenden Elektromobilität einschießen will, der dürfte mit Nickelproduzenten und Unternehmen mit Nickelrohstofflagern auf der richtigen Seite stehen. Auch mit der Gasversorger Linde und dem Kali- und Salzproduzenten K+S dürfte die Zeiten noch rosiger werden, vor allem K+S ist im Vergleich zur Linde Aktie noch deutlich unterbewertet und im kommenden Jahr könnte eine mögliche Dividende von 6% mehr Investoren zum Kauf von K+S Aktien anlocken.