08.04.2022 | 05:45
7,9% Teuerung – Allianz, Baidu, Desert Gold Ventures Aktie
Die hohe Inflation ist nicht nur in den EU-Staaten ein Thema, sondern die USA steht mit einer 7,9%igen Kaufkraftabwertung genauso miserabel da. Doch in anderen Ländern finden deswegen längst Aufstände, wie z.B. in Sri Lanka (ehemals Ceylon) statt, weil dort die spärlichen Einnahmen nicht einmal mehr das tägliche Überleben sichern kann. Eine für Westeuropa unvorstellbare Situation, genauso unvorstellbar wie ein Krieg auf diesem Kontinent. Jeder sollte daher sein Depot entsprechend anpassen und auch große Marktplayer kritisch hinterfragen.
Lesezeit: ca.
4 Minuten.
Autor:
Stefan Bode
ISIN:
ALLIANZ SE NA O.N. | DE0008404005 , BAIDU INC.A ADR DL-_00005 | US0567521085 , DESERT GOLD VENTURES | CA25039N4084
Viel Substanz für Pfennigbeträge - Desert Gold
Während die großen Produzenten im Goldsegment wie Newmont Gold längst auf neuem Allzeithoch angekommen sind, fristen die kleineren Goldwerte noch ein Schattendasein. Doch wer den Rohstoffmarkt kennt, der kennt die Zyklik und die Dynamik dieses Sektors. Am Anfang positioniert sich das internationale Kapital bei den Platzhirschen und treibt damit weiteres Kapital in diesen Markt. Dieses fließt dann wie bei einer Champagnerpyramide von den großen Unternehmen zu den kleineren hinunter. Ein ganz normaler Zyklus und bietet Investoren meist genügend sich bei den kleineren Unternehmen zu positionieren. Diese bewegen sich zudem auf Grund der Marktenge meist volatiler und heftiger als die Großen Unternehmen und genau das macht sie so spannend.
Viel Substanz zu geringen Einstiegskursen bietet der kanadische Goldexplorer Desert Gold Ventures (ISIN: CA25039N4084 WKN: A14X09 Ticker: QXR2). Das Unternehmen besitzt in Mali mit SMSZ und Djimbala zwei hervorragende Goldprojekten. Die geologisch Bodenstruktur ist hervorragend, befinden sich die beiden Liegenschaftes des Unternehmens doch in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Goldminen der Goldproduzenten Barrick Gold, B2Gold und AngloGold Ashanti. Das SMSZ-Projekt alleine weist mit der ersten Ressourcenschätzung bereits mehr als 1 Mio. Unzen Gold aus. Obwohl für diesen Goldschatz bei Übernahmen 100 USD je Bodenunze und mehr bezahlt wird, notiert die Aktie gerade einmal bei einem Achtel davon. Die Marktkapitalisierung beträgt derzeit nur 13,5 Mio. EUR und die Aktie wird mit 0,09 EUR zu Cent Beträgen gehandelt.
Allianz - nächster Abverkauf?
Der in München beheimatete Versicherungskonzern Allianz SE (WKN: 840400 ISIN: DE0008404005 Ticker: ALV) konnte die Aktionäre über Jahrzehnte immer höhere Ausschüttungen und höhere Aktienkurse bieten. Doch nun wird es zunehmend ungemütlicher für den Global Player. Über 4 Jahrzehnte konnte der Konzern enorme Überschüsse mit seinem Anleihen-Portfolio erwirtschaften, denn fallende Zinsen bedeuten gleichzeitig steigende Anleihen-Kurse. Eigentliche würden diese Überschüsse den Versicherungsnehmern in den jeweiligen Ländern zustehen, doch durch geschickte Lobbyarbeit konnte allein auf dem größten Versicherungsmarkt der Welt – Deutschland – genau diese Überschüsse schon vor Jahren umgewidmet werden.
Doch die Zinswende an den Anleihenmärkten sollte jedem Allianzinvestor zu denken geben. Mit anziehen Zinssätzen und damit fallenden Anleihen-Kursen, lösen sich den bilanzierten Buchgewinnen immer schneller in Luft auf. Genau dies ist der Chefetage vollauf bewusst und hat daher in den letzten Monaten die Versicherungsbestände in verschiedenen Ländern entweder verkauft oder die zugesagten Garantiezinsen bei den großen Rückversicherungsgesellschaften gegen weiter steigende Zinsen abgesichert. Doch mit zunehmender Teuerung und realem Kaufkraftverlust dürften viele Versicherungsnehmer ihrer Sparverträge auf den Prüfstand stellen und diese ggf. beitragsfrei oder gar kündigen. Dann sinkt die Marge, weil Provisionen, Verwaltungskosten und Bestandsgebühren wegfallen. Dies sollten Anleger beobachten und die nächsten Quartalsberichte genauer studieren. Daraus könnte sich ggf. eine interessante Shortgelegenheit ergeben.
Hochvolatil Baidu
Die letzten 18 Monate waren beim chinesische Technologieunternehmen Baidu (WKN: A0F5DE ISIN: US0567521085 Ticker: B1C) hochvolatil. Erst kletterte die Aktie von März 2020 bis Februar 2021 auf neue Allzeithochs bei 290 EUR, um dann bis März 2022 auf 92,40 EUR im Tief zu fallen. Ein Anstieg von über 284 Prozent von 2020 auf 2021 und ein Abverkauf vom Allzeithoch bis letzten Monat um 68%. Dieser starke Absturz kam zustande, da viele Marktteilnehmer ein Delisting chinesischer Aktien von US-Börsen befürchteten. Doch die Risiken sind nun übertriebener Weise mehr als eingepreist. Zudem hat Baidu bis Anfang 2024 Zeit die nötigen Rechnungsprüfungsanforderungen bei der US-Börsenaufsicht SEC nachzureichen. Das gilt für alle Jahre ab 2021 da der Holding Foreign Companies Accountable Act (HFCAA) am 18. Dezember 2020 in Kraft trat und zwingt ausländische Unternehmen anerkannte Wirtschaftsprüfungsgesellschaften für den Jahresabschluss zu nutzen.
Die Einschätzung von chinesischen Unternehmen ist unter US-Analysten daher negativ. Der Analyst Alex Yao von J.P. Morgan kürzte das Kursziel für Baidu rigoros von 245 USD auf 90 USD. Zwar hat Baidu Herausforderungen beim chinesischen Online-Marketing-Geschäft, konnte aber in Q4 2021 mit einem Umsatzwachstum von 9% aufwarten. Am stärksten wuchs dabei der Bereich außerhalb des Werbemarktes, der sich auf KI-gestützte Unternehmen konzentrierte. Hier legte das Wachstum um beeindruckende 63% zu. Zudem kaufte das Unternehmen in 2021 Aktien im Wert von 1,2 Mrd. USD und in 2020 im Gegenwert von 1,7 Mrd. USD zurück. Darüber hinaus verfügt der Tech-Gigant mit einem Netto-Barvermögen von 18,6 Mrd. USD. Bei einer Marktkapitalisierung von 52,6 Mrd. USD wird das Unternehmen mit einem Kurs Buchwert-Verhältnis (KBV) von 1,6 gehandelt.
Fazit
Nach dem Abverkauf der chinesischen Aktien, dürfte sich für langfristige Investoren interessante Zukaufgelegenheiten für diesen Markt ergeben. Gleiches gilt bei ausgewählten Rohstoffaktien, die vom globalen Rohstoffmangel und wachsender Nachfrage nach Gold profitieren. Vorsichtiger sollten Aktionäre aber bei Aktien mit hoher Abhängigkeit zu steigenden Zinsen werden, denn das könnte zu schmerzlichen Gewinneinbußen und damit zu sinkenden Bewertungen führen.