23.03.2022 | 05:45
Teure Rohstoffe und Materialien – BP, KWS Saat, Meta Materials
Der nun veröffentlichte Produzentenpreisindex für die Deutsche Wirtschaft lies die Teuerung der Rohstoffe und Materialien auf noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik dagewesene 25,9% p.a. ansteigen. Der Preis von Erdgas führte die Rangliste mit 125,4% p.a. noch vor den allgemeinen Energiepreisen mit 66,5% p.a. an. Diese angeblich (laut EZB Chefin Lagarde) vorrübergehend erhöhte Inflation, beinhaltet aber nur die Zahlen vor der Eskalation des Ukrainekonfliktes. Es scheinen sich die Planer in Berlin und Brüssel etwas vertan zu haben, denn Wirtschaft und Bevölkerung sollten sich nicht erst im kommenden Winter, sondern bereits jetzt warm anziehen. Profitieren werden Unternehmen mit Preissetzungsmacht und die wichtige Materialien für die Wirtschaft noch liefern können.
Lesezeit: ca.
3 Minuten.
Autor:
Stefan Bode
ISIN:
BP PLC DL-_25 | GB0007980591 , KWS SAAT KGAA INH O.N. | DE0007074007 , Meta Materials Inc. | US59134N1046
Neue Materialien von Meta Materials
Bis zum Sommer 2021 war das Unternehmen Meta Materials (WKN: A3CSM6 ISIN: US59134N1046 Ticker: MMAT) der Überflieger bei den Aktien auf dem US-amerikanischen Markt. Doch was mit 1.180% so stark steigt, das fällt auch oft wieder auf das Ausgangsniveau zurück. Dieses wurde im Januar 2022 mit 1,38 USD erreicht und seitdem stabilisiert sich die Aktie wieder. Derzeit werden 1,93 USD (1,71 EUR) aufgerufen und die Marktkapitalisierung beträgt nun 535 Mio. USD (486 Mio. EUR). Die Kernkompetenzen des Unternehmens sind innerhalb der Hochleistungsbeschichtungssysteme und Nanozusätze u.a. die Lithographie, Holographie sowie die drahtlose Sensorik. Mit seinen Innovationen gehört Meta Materials zu einem der globalen Technologieführer und ist in Branchen aktiv, die Experten mit starkem Wachstum kennzeichnen würden.
Die Stabilisierung der Aktie seit Januar 2022 geht einher mit der Ankündigung von Meta Materials, eine Sonderdividende in Form von Aktien ausschütten zu wollen. Das Unternehmen wird die Sparte der Öl- und Gasanlagen ausgliedern und verkaufen. Damit setzt das Unternehmen ein Zeichen, sich noch stärker auf das Kerngeschäft konzentrieren zu wollen. Wesentlich wird neben der Vermarktung der neuen Materialien, ein noch breiteres Angebotsspektrum zu entwickeln. Mit 50,3 Mio. CAD an Barmitteln und Barmittelersatz zum 31.12.21 ist das Unternehmen gut mit Liquidität ausgestattet und die Verbreiterung des 5G-Angebotes weltweit dürfte zu stark wachsender Nachfrage von empfangsverstärkenden Materialien von Meta Materials führen.
KWS Saat nach der Warnung
Durch den eskalierten Ukrainekonflikt ist auch das Geschäft von KWS Saat in der Ukraine betroffen. Dem Vorstand des Unternehmens blieb nichts anderes übrig, als eine Umsatz- und Gewinnwarnung auszusprechen. Auch die Sanktionen der EU-Staaten und westlichen Welt gegen Russland betrifft das Geschäft von KWS Saat. Insgesamt erwirtschaftet das Unternehmen ca. 10% des Gesamtumsatzes mit den beiden Ländern. Wie hoch der Ausfall in beiden Ländern sein wird, lässt sich bisher nicht beziffern aber das Umsatzwachstum wurde auf 6% bis 8% reduziert (vorher 10%) und das EBIT-Wachstum wird zwischen 8% bis 9% erwartet (vorher 9% bis 11%). Weiterhin investiert das Unternehmen in Forschung und Entwicklung ca. 18% bis 20% seiner Gewinne.
KWS eröffnete in der Unternehmensgeschichte seinen ersten internationalen Standort im damaligen russischen Winnizia im Jahr 1900, welches heute Teil der Ukraine ist. Derzeit arbeiten 169 Mitarbeiter des Unternehmens in der heutigen Ukraine und arbeiten mit Hochdruck, um das bestellte Saatgut trotz angespannter Sicherheitslage auszuliefern. Dies ist vor dem Hintergrund, dass die Ukraine neben Russland mit zu den größten Getreideproduzenten der Welt gehört wichtig, denn jedes Korn, welches nicht gepflanzt wird oder gepflanzt werden kann, verringert das Nahrungsmittelangebot in der Welt. Auch das Geschäft in Russland wird daher fortgesetzt, denn Nahrungsmittelversorgung der Welt darf nicht durch Kriege gefährdet werden, so das mittelständige Unternehmen aus Einbeck in der Unternehmensmitteilung vom 22.03.22. Daher könnte die Gewinnwarnung ggf. noch zu einer positiven Überraschung führen.
Rücksetzer kaufen bei BP?
Während der Erdölkurs von der europäischen Sorte Brent schon wieder über 115 USD notiert und damit auf den Niveaus von 2014, ist die Aktie von BP noch von diesen Bewertungsständen deutlich entfernt. Um diese zu erreichen, müsste nach dem Anstieg von über 100% seit Oktober 2020 ein weiterer Anstieg von 50% auf den heutigen Aktienkurs von 4,45 EUR erfolgen. Da der Euro seit dieser Zeit jedoch deutlich abgewertet hat, müsste die Aktie sogar noch deutlich höher notieren, denn die Gewinnmarge sollten sich durch höhere Verkaufserlöse beim derzeitigen Erdölpreis signifikant erhöht haben.
Belastend bei BP ist sicherlich der angekündigte Ausstieg aus dem Markt der fossilen Brennstoffe. Daher wird ein Anstieg des Ölpreises immer weniger stark mitgenommen. Zudem wird ein Großteil des Cashflows für den Umbau des Konzernes hin zu Erneuerbaren Energien und Technologien verwendet. Erst am gestrigen 22.03.22 verkündete der Venture Arm von BP den Einstieg in das Unternehmen Flylogix für 3 Mio. GBP. Das Unternehmen kombiniert seine unbemannten Luftfahrzeuge mit KI, Satellitenkommunikation und Methansensortechnologie und kann die Bohrlöcher und Bohrplattformen von BP überwachen. Dadurch entfallen aufwendige Routineüberwachungszyklen, die durch Menschen vor Ort durchgeführt werden müssen. Erst wenn die Drohne Auffälligkeiten bemerkt, sollen zukünftig die Wartungstrupps zum entsprechenden Ort des Geschehens anreisen und damit die Effizienz deutlich erhöhen.
Fazit
Die Rohstoffe und Unternehmen aus diesem Segment dienen zunehmend als Fluchtwährung für immer mehr Investoren. Unternehmen mit Preissetzungsmacht werden als "Feste Burg" wahrgenommen. Das dürfte ein nachhaltiger Trend sein, so dass Unternehmen aus diesem Sektor den Gesamtmarkt outperformen dürften.