18.08.2022 | 05:45
Tourismus auf Abwegen? - Deutsche Lufthansa, Norwegian Air Shuttle ASA, Pathfinder Ventures Aktie
Die Reisebranche fasst nach den politisch verordneten Lockdowns langsam wieder Füße und die Kennzahlen nach den Katastrophenjahren 2020 und 2021 erholen sich deutlich. Doch von Vorkrisenniveau kann nicht die Rede sein - aber der Trend ist zumindest wieder aufwärts gerichtet. Die meisten Aktien werden aber nach wie vor mit einem signifikanten Abschlag bewertet, als würden die alten Niveaus nicht mehr erreicht werden können. Ob das gerechtfertigt ist, muss sich noch zeigen - und das bietet wiederum Chancen für Aktienfinder.
Lesezeit: ca.
3 Minuten.
Autor:
Stefan Bode
ISIN:
LUFTHANSA AG VNA O.N. | DE0008232125 , NORWEGIAN AIR SHUT.NK-_01 | NO0010196140 , PATHFINDER VENTURES INC | CA70323P1071
Pathfinder - Neue Wege gehen
Das kanadische Unternehmen Pathfinder Ventures (WKN: A3C9XU ISIN: CA70323P1071 Ticker Symbol: D0O0) hat sich in letzten Jahren zu einer gut gebuchten Adresse für Camping- und Wohnmobilfreunde in British Columbia entwickelt. Mit drei Wohnmobil-Resort-Parks ist das Unternehmen auf Wachstumskurs und legt Wert auf Familienfreundlichkeit und gehobenes Niveau der Resorts. Das kommt gut an, denn bereits über 80% der Camper sind Bestandkunden und kommen regelmäßig im Jahr wieder. Auch die „Überwinterungsquote“ steigt stetig und sorgt für ansteigenden Cashflow gerade in der wenig gebuchten Winter- und Frühjahrszeit. Die Wachstumsstrategie für den zukünftigen weiteren Auf- und Ausbau von sogenannten „Pathfinder Camp Resorts“ ist dabei vergleichsweise einfach.
Pathfinder bietet den Eigentümern und meist Inhabergeführten Campingplätzen einen Nachfolgeplan an. Dieser besteht oftmals darin, dass die altgewordenen Eigentümer auf ihren Campingplätzen weiterarbeiten und -leben dürfen und im Gegenzug einen Kaufpreis und Aktien von Pathfinder Ventures erhalten. Pathfinder übernimmt die komplette Verwaltung, erneuert die Campingplätze hin zum „Pathfinder Camp Resorts“. Dabei werden die Alteigentümer gleichzeitig neue Anteilseigner und bleiben auf ihrem Lebenswerk wohnen. Das wird Pathfinder günstigere Einkaufspreise und geringeren Eigenkapitaleinsatz ermöglich und gleichzeitig in den nächsten Jahren zur Nummer 1 in British Columbia aufsteigen. Mittelfristig soll dann auch in andere Bundesstaaten expandiert werden, um von einer regionalen zu einer landesweiten Marke zu wachsen. Um den ganzen Wachstumsprozess und die komplexer werdende Buchhaltung zu professionalisieren, wurde Jennifer Lee als geprüfte Wirtschaftsprüferin zum neuen Finanzchef (CFO) berufen.
Norwegian Air Shuttle wächst wieder
Die Billig-Airline aus Norwegen, Norwegian Air Shuttle (WKN: A0BLAH ISIN: NO0010196140 Ticker-Symbol: NWC), legte wieder gute Kennzahlen für den Monat Juli vor. Mit 2,2 Millionen Passagieren arbeitete sich das Unternehmen sukzessive auf das Vor-Lockdown-Niveau hoch und erzielte seitdem mit 94,5% die höchste Auslastung. Im Vergleich zum Vorjahres Juli 2021 konnten damals nur knapp 696.000 Passagiere abgefertigt werden. Zudem konnte das Unternehmen im Vergleich zu anderen Airlines die 70 Bestandsflugzeuge zu 99,7% fliegen lassen, sodass nur 0,3% ausgefallen sind.
In den letzten 12 Monaten beförderte die Tiefpreisgesellschaft aus Norwegen 14,3 Mio. Fluggäste. Damit ist sie wieder auf einen guten Weg, wenn sich dieser Trend fortsetzen sollte. Doch um das Vor-Lockdown-Hoch zu erreichen, muss über einen rollierenden Zeitraum von 12 Monaten erst einmal die 37,9 Mio. Personenbeförderungsrate erreicht werden. Ende Juli konnte dafür eine nächste Koopertion vereinbart werden. Die Kunden von Norwegian Air Shuttle und Norse Atlantic Airways sollen zukünftig über dasselbe Buchungssystem abgewickelt werden, sodass mit einer Transaktion Tickets mit Anschlussflügen gleichzeitig abgewickelt werden können.
Lufthansa – Ultrabillig ist vorbei
Ein euer Tarifkonflikt steht wieder bevor. Doch nicht bei der Lufthansa (WKN: 823212 ISIN: DE0008232125 Ticker-Symbol: LHA), sondern bei dem Tochterunternehmen Eurowings Discover. Laut Kabinengewerkschaft UFO zahlt das Unternehmen die niedrigsten Gehälter im Konzernverbund. Sollten bis Ende August für die anstehenden Tarifverhandlungen keine Termine vereinbart worden sein, dann droht dem Unternehmen ein Streik. Die Unabhängige Flugbegleiter Organisation (UFO) wirft dem Management vor, auf drei Verhandlungsaufforderungen nicht reagiert zu haben. Auch ein Betriebsrat ist trotz eingesetzten Wahlvorstand seit April noch nicht installiert. Mit rund 1.300 Beschäftigten wurde das Tochterunternehmen erst 2021 im Zuge der Umstrukturierung gegründet und verfügt über 1.300 Beschäftigte und 21 Lang- und Mittelstreckenflugzeuge.
Ziel der damaligen Ausgründung des Managements war es, einen Touristikflieger zu niedrigeren Preisen als bei der Muttergesellschaft Lufthansa zu schaffen. Um den direkten Wettbewerber Condor anzugreifen, fliegt die Gesellschaft bei Langstrecken-Flügen ebenfalls die Ziele Mauritius, Montego Bay, Punta Cana und Sansibar an. Um den Passagieren aber einen durchgängigen Buchungsprozess bieten zu können, ist das Unternehmen im Vergleich zur auf Europa beschränkten Eurowings in das Buchungssystem der Lufthansa eingebunden. Die Aktie selbst hat auf die Streikankündigung aber bisher wenig reagiert. Erst beim Überspringen der Widerstandszone von 6,90 EUR könnte die Aktie Anlauf auf neue Jahreshochs von 8 EUR und mehr nehmen. Bis dahin dürfte Investoren an der Seitenlinie bei dieser Aktie besser aufgehoben sein
Die Tourismus-Branche erholt sich zusehens aber die Aktienkurse bleiben nach wie vor deutlich unter den sich verbessernden Kennzahlen zurück. Das könnte für Opportunisten die Chance sein, bei ausgewählten Werten des Sektors zuzugreifen.