11.03.2025 | 05:45
Umschichtung von USA nach Europa - BioNTech, Evotec, Vidac Pharma
Die Sanktionspolitik der US-Administration unter US-Präsident Donald Trump schlägt sich langsam bei den US-Indizes durch. Seit der Wahl im November 2024 stagniert der Dow Jones auf hohem Niveau, während S&P 500 und Nasdaq bereits auf das Niveau von September 2024 zurückgefallen sind. Die Marktteilnehmer werden skeptischer und wechseln bei US-Werten eher auf die Seitenlinie bzw. bringen ihr Geld teilweise nach Europa und investieren in weniger stark gestiegene Bluechips und Unternehmen aus der zweiten und dritten Reihe.
Lesezeit: ca.
3 Minuten.
Autor:
Stefan Bode
ISIN:
US09075V1026 , DE0005664809 , GB00BM9XQ619
Evotec – Katastrophaler Monatsstart
Trotz einer neuerlichen Meilensteinzahlung vom Partnerunternehmen Bristol-Myers steht die Aktie des aus Hamburg stammenden Biotech-Unternehmens Evotec (WKN: 566480 | ISIN: DE0005664809 | Ticker-Symbol: EVT) weiter unter Verkaufsdruck. Für Verunsicherung bei den Anlegern sorgt z. B. das Ausscheiden von Finanzchefin Laetitia Rouxel. Schließlich ist Frau Rouxel mit verantwortlich für das Erreichen der Finanzziele im abgelaufenen Jahr 2024, zu denen auch die deutliche Verbesserung der Liquidität im vierten Quartal gehört. Die Anleger befürchten Schlimmes, wenngleich der CEO Dr. Christian Wojczewski die Sorgen als unbegründet zurückwies.
Die Aktie des Biotech-Unternehmens ist mit zuletzt 6,36 EUR wieder auf einen Tiefstand zurückgefallen, der zuletzt im Oktober 2024 gesehen wurde. Zwischenzeitlich notierte der Wert Ende November 2024 sogar eine Zeit lang oberhalb der 10 EUR Marke. Institutionelle Anleger sind aber im Moment anscheinend nicht mehr von der Unternehmensführung überzeugt und reduzieren ihre Anteile am Unternehmen und so befindet sich der Wert mittlerweile charttechnisch im überverkauften Bereich. Sollte der Wert den bisherigen Auffangbereich von 5,06 – 5,10 EUR nicht halten können, droht das Reißen größerer Stop-Loss-Order und eine Fortsetzung des Abwärtstrends.
Nächste Phase bei Vidac Pharma
Das biopharmazeutische Onkologieunternehmen Vidac Pharma (WKN: A3DTUQ | ISIN: GB00BM9XQ619 | Ticker-Symbol: T9G) gehört zu den Pionieren im Bereich der Erforschung neuer Krebsbehandlungen. Von mehreren Wirkstoffkandidaten fokussiert sich das Unternehmen auf VDA 1102 (Tuvatexib) und VDA 1275. Für beide Wirkstoffkandidaten wurde bereits in 2024 ein erweiterter Patentschutz vom US-Patent- und Markenamt (USPTO) erteilt. Dieser umfasst nicht nur die Gültigkeit für Metastasen bei Dickdarm-, Gebärmutterhals- und Lungenkrebs, sondern auch für Prostata- und Bauspeicheldrüsenkrebs.
Erfolgreich abschließen konnte das Unternehmen bereits die Phase-2A-Studie zum kutanen T-Zell-Lymphom (CTCL) und mit neuen Formulierungsverbesserungen soll im Anschluss die Phase-2B-Studie durchgeführt werden. Ebenfalls in Vorbereitung zur zweiten klinischen Phase-2B-Studie stehen die Tests gegen aktinische Keratose (Hautkrebs). Hier strebt Vidac Pharma bei der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) eine First-Class-Therapie für Dermatologen an.
Bemerkenswert war zudem der Bericht von Unternehmensgründer und CEO Dr. Herzberg auf dem ersten Pädiatrischen Hirntumor-Forschungstreffen am 9. März 2025 in Jerusalem. Hier stellte Dr. Herzberg die Ergebnisse des jüngsten Durchbruchs beim Prüfkandidaten VDA-1102 vor. Dieser konnte so formuliert werden, dass die Blut-Hirn-Schranke (BHS) bei einem fünfjährigen Kind überwunden und so der Hirntumor im Kopf des Kindes erreicht werden konnte. „Dies ist ein bedeutender Meilenstein, der neue Möglichkeiten für bahnbrechende Therapien zur Behandlung von Hirnerkrankungen eröffnet“, so der CEO von Vidac Pharma.
BioNTech unter Druck
Das Biotechunternehmen BioNTech (WKN: A2PSR2 | ISIN: US09075V1026 | Ticker-Symbol: 22UA) ist nach der Bekanntgabe der Quartalskennzahlen am gestrigen Montag weiter unter Druck. Bisher haben die Mainzer es nicht geschafft, ihr Geschäftsmodell zu diversifizieren und sie sind nach wie vor abhängig von ihrem Gentherapeutikum Comirnaty, welcher das Corona-Virus bekämpfen sollte. Doch die Geschäfte mit dem Wirkstoff laufen immer schlechter und so musste das abgelaufene Quartal erstmalig seit 2019 wieder mit einem Verlust abgeschlossen werden.
Der Verlust belief sich im abgelaufenen Jahr auf knapp 670 Mio. EUR, während im Vorjahr 2023 noch 930 Mio. EUR Gewinn erzielt werden konnte. Wurde im Jahr 2024 noch 2,8 Mrd. Umsatz erzielt, so kalkuliert die Geschäftsführung für 2025 nur noch mit 1,7 bis 2,2 Mrd. EUR. Da das zusammen mit Pfizer vertriebene Medikament Comirnaty immer weniger Nachfrage findet, versucht BioNTech so schnell wie möglich neue Medikamente auf den Markt zu bringen. Der Fokus liegt hier auf der Krebsforschung, um einen neuen Absatzmarkt zu generieren. Insgesamt hat BioNTech über 20 klinische Phase-2- und Phase-3-Studien in der Forschungspipeline. Dabei ruht derzeit die Hoffnung der Marktteilnehmer, dass bereits 2026 mit dem Wirkstoffkandidaten BNT327 der Markteintritt im Bereich der Onkologie geschafft werden kann.
Fazit
Der Vertrauensverlust der Investoren in Evotec führt zu einem kaskadenartigen Abverkauf der Aktie und eine Bodenbildung ist derzeit nicht erkennbar. Auf eine Stabilisierung der mit reichlich Cash ausgestatteten BioNTech-Aktie können die Anleger warten und für Zukäufe nutzen. Während die Durchbrüche bei Vidac Pharma in der Krebsforschung das bisher kaum bekannte Unternehmen immer interessanter machen. Das Unternehmen gehört zwingend auf die Watchlist und mögliche Kursrücksetzer sollten zum Aufbau erster Positionen genutzt werden.