10.10.2023 | 06:17
Verdienen mit Volkskrankheiten - Cardiol Therapeutics, Evotec, Redcare Pharmacy Aktie
In nur wenigen Branchen liegt das Wohl und Wehe so nahe beieinander wie im Pharma- und Biotechsegment. Boomte eine ganze Branche aufgrund des Coronavirus von 2020 bis 2021 überdurchschnittlich stark, so baute der Sektor in den vergangenen beiden Jahren diesen Überschwang an der Börse teils vollständig wieder ab. Doch auf eine Branche, wo derzeit wenig medialer Fokus gerichtet ist, da lohnt ein genauerer Blick. Weder verschwinden Volkskrankheiten über Nacht, noch hat sich etwas an der demografischen Vergreisung der westlichen Volkswirtschaften und dem damit wachsenden Bedarf an der medizinischen Versorgung geändert.
Lesezeit: ca.
3 Minuten.
Autor:
Stefan Bode
ISIN:
CA14161Y2006 , NL0012044747 , DE0005664809
Cardiol Therapeutics bekämpft Herzerkrankungen
Das kanadische Unternehmen Cardiol Therapeutics (WKN: A2PA9E | ISIN: CA14161Y2006 | Ticker: CT9) macht schnelle Fortschritte bei der Entwicklung seines oralen Wirkstoffes CardiolRx™. Dieser wird zur Behandlung von Herzerkrankungen, bei Entzündungen (Inflammation) und Gewebeveränderungen (Fibrose) derzeit getestet. Hauptfokus in der Phase-II-Studie von der Wirkweise von CardiolRx™ werden die beiden Erkrankungen des Herzens an einer rezidivierenden Perikarditis (wiederkehrenden Herzbeutelentzündung) und der akuten Myokarditis (Entzündung des Herzmuskels) sein.
Diese Herzerkrankungen betreffen auch immer mehr jüngere Bevölkerungsgruppen, für die die bisherigen Behandlungsmethoden und verfügbaren Medikamente als nicht zufriedenstellend angesehen werden. Mithilfe des Wirkstoffes CardiolRx™ wendet Cardiol Therapeutics die Erkenntnis an, dass Cannabidiole die Aktivierung des inflammatorischen-Signales (Entzündungsspezifisches körpereigenes Signal) hemmt. Um diese Erkenntnis in der ARCHER Phase-II-Studie bei der Behandlung akuter Myokarditis zu testen, soll die Rekrutierung von Patienten im vierten Quartal 2024 abgeschlossen sein.
Die Patienten werden zudem aus Nordamerika, Europa, Lateinamerika und Israel aufgenommen, um ebenfalls die Saisonalität der Jahreszeiten bei Erkrankungen des Herzens mit berücksichtigen zu können. Durch die geplante umfangreiche Studie erhofft sich Cardiol Therapeutics im Anschluss in den Vereinigten Staaten von Amerika und der Europäischen Union den „Orphan Drug Status“ zu erreichen. Mit Erreichen dieses Status erhofft sich das Unternehmen, ein beschleunigtes Prüfverfahren durch die Aufsichtsbehörden zu durchlaufen um so eine schnellere Marktzulassung für CardiolRx™ erreichen zu können.
Redcare Pharmacy überzeugt Analysten
Die Aktien von Redcare Pharmacy (WKN: A2AR94 | ISIN: NL0012044747 | Ticker-Symbol: RDC) überzeugt immer mehr Analysten und nach dem Tiefen Fall der Aktie um über 85 % bis November 2022 konnte die Aktie seitdem um fast 200 % zulegen. Mit einem starken Umsatzzuwachs im dritten Quartal von 67 % zum Vorjahr auf 475 Mio. EUR konnte das Unternehmen auch die meisten Analysten überraschen. Zwar ist ein Großteil des Wachstums der Übernahme von MediService dem anorganischen Zuwachs zuzuordnen, jedoch kann sich das organische Wachstum von 24 % mehr als sehen lassen. In den ersten neun Monaten des Jahres stieg insofern der Umsatz auf beeindruckende 1,3 Mrd. EUR an.
Das Wachstum beeindruckt die meisten Analysten des Unternehmens, die mit solchen Wachstumskennzahlen nicht gerechnet hatten. Da das vierte Quartal zudem das umsatzstärkste ist, könnte insoweit der auf 1,7 – 1,8 Mrd. EUR angehobene Jahresumsatz sogar vom Unternehmen noch übertroffen werden. So hob Alster Research das Kursziel von Redcare Pharmacy von 115 EUR auf 120 EUR an und setzen die Aktien von „Halten“ auf „Kaufen“. Auch Warburg Research und die Baader Bank sehen die Aktie als „Kauf“ mit Kurszielen von 130 EUR bzw. 125 EUR für die nächsten 12 Monate. Der Analyst Christian Salis von Hauck Aufhäuser Investment ist dagegen noch optimistischer, sieht die Aktie ebenfalls als „Buy“, aber hob das Kursziel von 144 EUR auf 150 EUR an.
Evotec mit 30 % Kursrückgang
Der deutsche Biotech-Titel Evotec (WKN: 566480 | ISIN: DE0005664809 | Ticker-Symbol: EVT) war in den letzten drei Monaten nicht mehr gefragt und verlor in diesem Zeitraum knapp 30 % seiner Börsennotiz. Die Aktie befindet sich seit Ende 2022 in der Ausbildung eines charttechnischen Bodens. Sie schwankt seitdem zwischen den Marken bei 14,80 EUR und 24,44 EUR hin und her. Durch den Rückgang der letzten Wochen zahlen die Anleger für einen Evotec Anteilsschein im Moment nur noch 17,22 EUR.
Dabei lohnt aber auch hier ein tieferer Blick auf die fundamentalen Daten des Unternehmens. Mit einer neuen strategischen Partnerschaft in Singapur konnte Evotec einen wichtigen Brückenkopf in Asien aufbauen. Unter den Namen „65LAB“ arbeiteten mehrere Unternehmen nebst Evotec in der Wirkstoffforschung und Schaffung neuer Unternehmen zusammen. Ziel des Netzwerkes ist, vielversprechende Wirkstoffkandidaten zu identifizieren und die Erkenntnisse aus der Forschung im Anschluss beschleunigt zu kommerzialisieren. Das dürfte bei der Evotec-Aktie aus kurzfristiger Sicht noch keinen Schub an der Börse hervorrufen, aber stärkt neben der Reputation auch die Bekanntheit auf dem asiatischen Kontinent. Das könnte die Auftragsvergabe aus Fernost an Evotec langfristig erhöhen.
Des Weiteren unterstützt Evotec seit letzter Woche das italienische Pharmaunternehmen IAMA Therapeutics. Hier wird Evotec präklinische und klinische Dienstleistungen zur Verfügung stellen, welche IAMA Therapeutics für die kommende klinische Phase-I-Studie zur Behandlung von Autismus und Epilepsie benötigt.
Fazit
Während sich bei der Aktie von Evotec derzeit unmittelbar noch kein Einstieg aufdrängt, könnten Investoren die Stärke bei Redcare Pharmacy und die positiven Impulse der letzten sechs Monate bei der Cardiol Therapeutics Aktie nutzen, um weitere Positionen bei den Unternehmen aufzubauen.