02.03.2022 | 05:45
Vom großen Bruder beobachtet – Hensoldt, Kleos Space, Rheinmetall
Wie schnell sich die öffentliche Wahrnehmung dreht, weg von Corona hin zur Aufrüstung und Krieg, konnte in innerhalb der letzten Woche deutlich beobachtet werden. Was politisch vorher vollkommen ausgeschlossen war, ist einen Tag später schon Normalität. Von der Aufrüstung profitiert insbesondere die Rüstungs- und Überwachungsindustrie. Ein paar Kandidaten haben wir uns näher angeschaut.
Lesezeit: ca.
2 Minuten.
Autor:
Stefan Bode
ISIN:
HENSOLDT AG INH O.N. | DE000HAG0005 , KLEOS SPACE CDI/1/1 | AU0000015588 , RHEINMETALL AG | DE0007030009
Kleos Space – Aufklärungshoheit
Wie wichtig die Aufklärung und Lufthoheit über ein Land ist, kann im Ukraine-Krieg anschaulich beobachtet werden. Die ersten Ziele der russischen Armee waren neben den Kommandostrukturen die militärischen Flughäfen und Flugzeuge wie auch die Radarüberwachsungsanlagen. Damit war die ukrainische Armee eine zeitlang führungslos und deren Luftwaffe zerstört. Auch die Überwachung der gegnerischen Truppenbewegungen war nicht mehr möglich und nur mit Unterstützung des Pentagon und deren Satelliten konnten der Ukraine Stellungen und Aufmärsche der russischen Armee zugeschickt werden.
Das australische UnternehmenKleos Space (WKN: A2N4R3 ISIN: AU0000015588 Ticker: KS1) baut seit dem letzten Jahr ein eigenes Satellitennetzwerk im Orbit auf. Dies ist zwar vorwiegend für zivile Überwachungsmaßnahmen, z.B. in der Logistik auf dem Land und Meer gedacht, dürfte aber aufgrund der Milliarden-Investitionen im Rüstungssegment auch für militärische und sicherheitsrelevante Überwachungsmaßnahmen aus der Erdumlaufbahn für Geheimdienste und Heerführung immer interessanter werden. Via „Sherpa-Transporter“ mit SpaceX gelangen die Satelliten in die Umlaufbahn und senden dann die gewonnenen Daten zurück. Daher sollte die Kursprognose von First Berlin mit 5,00 AUD ernstgenommen werden. Derzeit notieren die Aktien bei 0,60 AUD bzw. 0,37 EUR und das wäre dann immerhin eine Verachtfachnung.
Cyber-Portfolio von Hensoldt
Da Deutschland über 100 Mrd. EUR einmalig und in den weiteren Jahren mehr als 80 Mrd. EUR jährlich in die Rüstungsindustrie stecken will, werden sich vor allem die deutschen Rüstungskonzerne über Auftragszuwächse freuen können. Die Aktie des Rüstungskonzern Hensoldt schoss nach der Ankündigung von Olaf Scholz um 50% nach oben und konnte seit dem Ukrainekrieg in der Spitze um 142% zulegen. Derzeit notiert sie mit 24,85 EUR nur 3,15 EUR unter dem Allzeit-Hoch.
Hensoldt gehört zu den führenden deutschen Unternehmen der Verteidigungs- und Sicherheitselektronik. Mit Sitz in München liefert das Unternehmen z.B. Radaranlagen, elektronische Geräte für Kampfflugzeuge sowie Systeme zur elektronische Kampfführung. Das Cyber-Portfolio umfasst dabei die Bereiche des Datenmanagements, der Robotik und der Cybersicherheit.
Rüstungsprofiteur Rheinmetall
Ebenfalls vom Milliarden-Geschäft mit der Bundeswehr wird das Unternehmen Rheinmetall profitieren. Bereits im Kaiserreich und Dritten Reich lieferte das Unternehmen Munition und Rüstungsgüter an die deutsche Armee und hat sich in den letzten Jahren durch Neustrukturierung wieder nachhaltig für die Zukunft aufgestellt. Bereits im letzten Jahr wurden die fünf Sparten „Vehicle Systems“, „Weapon and Ammunition“, „Electronic Solutions“, „Sensors and Actuators“ sowie „Materials and Trade“ neu gefasst. Hauptumsatz wird jedoch aus dem Bereich der Sicherheitstechnik zu erwarten sein, der bis zu 70% des Konzernumsatzes ausmachen dürfte. Das Automobilgeschäft dürfte ca. 20% betragen und der Bereich elektrischer Antrieb ca. 10%.
Doch wie das Unternehmen im letzten Quartalsbericht vermeldete, sank der Umsatz in Q4 2021, weil Rohstoffe und Halbleiterkomponenten nur eingeschränkt verfügbar waren. Dennoch bewirbt sich das Unternehmen erst einmal um die zu verteilenden 100 Milliarden-Aufträge des Bundes für die Bundeswehr, um die Auftragsbücher für die nächsten Jahre zu füllen. Aktionäre sollten jedoch im Moment aufpassen, denn die Kriegseuphorie der Investoren ist bereits im Kurs eingepreist und die Rohstoffbeschaffung nicht geklärt, zumal einer der wichtigsten Rohstofflieferanten der Welt, nämlich Russland, vorerst vom Handel mit dem Westen ausgeschlossen ist.
Fazit
Im aktuellen Marktumfeld und gerade durch die neue Sonderkonjunktur der deutschen Rüstungskonzerne, ist mit den Kurssprüngen der letzten Tage bereits sehr viel Optimismus bei diesen Aktien eingepreist. Daher lohnt ein Blick in die zweite oder dritte Reihe an Unternehmen, die ebenfalls vom sich verstärkenden Kriegszyklus profitieren könnten.