12.08.2025 | 07:25
Vom Rohstoffzyklus richtig profitieren - Almonty Industries, Glencore, Rio Tinto
Am kommenden Freitag wollen sich die beiden Präsidenten von Russland und den USA zur Entspannung des Ukraine-Krieges treffen. Dass sich der russische Präsident Wladimir Putin, statt auf neutralem Boden, in diesem Fall im US-Bundesstaat Alaska mit seinem US-Amtskollegen Donald Trump treffen wird, ist ein Novum. Beide Seiten werden im Vorfeld schon unterschriftsreife Vorschläge besprochen haben, damit dieses Treffen für den jeweiligen Präsidenten als Erfolg im eigenen Land verkauft werden kann. Doch an ein Ende sämtlicher Sanktionen gegen Russland ist derzeit nicht zu denken und damit werden auch viele Rohstoffe weiterhin knapp bleiben, so dass sich die Rohstoffhausse weiter fortsetzen wird. Gerade die sukzessive Einschränkung von Rohstoffexporten seitens China dürfte diese weiter befeuern. Wer profitiert davon?
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4 Minuten.
Autor:
Stefan Bode
ISIN:
CA0203981034 , JE00B4T3BW64 , GB0007188757
Almonty Industries – der Outperformer
Seit dem Krieg in der Ukraine und den massiven Sanktionen gegen Russland sind nicht nur die billigen Energierohstoffe Erdöl und Erdgas in Europa knapp geworden; auch der Fluss von Rohstoffen aus Russland, einem der wichtigsten Rohstoffländer der Welt, ist durch die Sanktionen unterbrochen und umgelenkt worden. Die bis dahin gewohnten Mengen und Preise der Rohstoffe finden nun nicht mehr den Weg zu den alten Bedingungen in die westliche Welt und verknappen entsprechen das Angebot. Dazu kommen die wirtschaftlichen Streitigkeiten zwischen den USA und China, denn besonders das wirtschaftlich starke China lässt sich im Vergleich zur EU nicht auf die Zolleskapaden des Weißen Hauses ein und schießt kontrolliert zurück. Unter anderem wurde der Export von wichtigen Hightech Metallen durch China eingeschränkt oder ganz untersagt.
Das betrifft auch den Rohstoff Wolfram, dessen Markt zu ca. 80 % durch China kontrolliert wird. Das Hartmetall Wolfram wird dabei nicht nur zur Härtung von Stahl in der Werkzeugherstellung und für Glühlampen verwendet, sondern ist auch wesentlicher Bestandteil in der Militärtechnik. Doch wer liefert zukünftig das so bedeutsame Metall für die westliche Industrie?
Außerhalb des Einflussbereiches von China ist das größte produzierende Wolframunternehmen Almonty Industries (WKN: A1JSSD | ISIN: CA0203981034 | Ticker-Symbol: ALI). Als größter Wolframproduzent in der EU betreibt das Unternehmen die Panasqueira-Mine in Portugal und will demnächst auch die spanische Los-Santos Mine wiedereröffnen. Der eigentliche Treiber der Aktie von Almonty Industries ist aber der kommende Produktionssprung mit der Fertigstellung der ersten Ausbaustufe der Sangdong-Wolfram-Mine in Südkorea. Das Anfahren der Minenproduktion steht kurz bevor und damit ist das Unternehmen in den Fokus der internationalen Investoren gerückt.
Mit der Börsennotierung an einem der größten Finanzplätze der Welt, der NASDAQ, und der Beteiligung US-amerikanischer Investoren rutschte der Aktienkurs kurzfristig von 5,50 USD auf 3,16 USD zurück. Doch unter hohen Umsätzen kauften starke Investorenhände die Rücksetzer der letzten vier Wochen auf und die Aktie notiert bereits wieder bei 4,40 USD (3,78 EUR). Für die Analysten von Oppenheimer sind die Zukäufe der letzten Wochen mehr als nachvollziehbar. Diese stufen die Aktie auf „Outperform“ und sehen ein Kurs von 7,00 USD als gerechtfertigt an. Das impliziert ein Aufwärtspotenzial von fast 60 % für den größten Wolframproduzenten der Welt (außerhalb von Russland und China). Ein weiterer Grund für den positiven Ausblick ist der Anstieg des Wolframpreises seit März 2025 von 350 USD/t auf zuletzt über 500 USD/t.
Bis 2027 plant Almonty Industries die Produktion auf 2,5 Mio. Tonnen Wolframerz zu erhöhen, was einer Verdreifachung der Produktionsmenge entspricht. Die aktuelle Bewertung der Aktie spiegelt dies aber noch nicht wieder, daher sehen die Analysten die 4,1-fache Bewertung für das geschätzte EBITDA von 2027 als nach wie vor attraktives Einstiegsniveau an.
Glencore – Wann kommt der Ausbruch?
Das in der Schweiz ansässige Unternehmen Glencore (WKN: A1JAGV | ISIN: JE00B4T3BW64 | Ticker: 8GC) ist der größte Rohstoffhändler der Welt. Durch den jahrzehntelangen Handel mit Rohstoffen baute die Unternehmensführung den Konzern weiter aus und produziert mit eigenen Minen Rohstoffe wie Kupfer, Kohle, Zink, Silber, …, so dass bei vielen Transaktionen im Rohstoffbereich kein Weg an Glencore vorbeiführt.
Den stetigen operativen Cashflow nutzt das Unternehmen, um weitere Rohstoffminen aufzukaufen oder ganze Unternehmensteile zu übernehmen. Dies gelang in 2024 mit dem milliardenschweren Zukauf der Kohlesparte vom kanadischen Unternehmen Teck Resources. Auch im Erdölbereich kauft das Unternehmen zu, sobald andere Player ihre Exposure verringern wollen. So wurde in diesem Jahr - zusammen mit dem indonesischen Petrochemiekonzern Chandra Asri - von Shell die Raffinerieanlage in Singapur übernommen.
Mit Ad-hoc Meldung von letzter Woche kauften die Schweizer zudem das kanadische Batterierecycling Unternehmen Li-Cycle auf. Li-Cycle verfügt über vier Anlagen in Nordamerika sowie eine in Magdeburg. Glencore tritt hier als sogenannter „Weißer Ritter“ auf, denn das angeschlagene Unternehmen suchte einen Investor und stand bereits unter Gläubigerschutz in den USA und Kanada. Die Schweizer bauen damit ihre Präsenz im Batterierecyclinggeschäft weiter aus und besitzen mit der Anlage in Magdeburg nun eine der größten Recyclinganlagen für Batterien in Europa. Der Kaufpreis soll bei mind. 40 Mio. USD liegen.
Rio Tinto mit Kaufempfehlung
Der Rohstoffgigant und Bergbaukonzern Rio Tinto (WKN: 852147 | ISIN: GB0007188757 | Ticker-Symbol: RIO1) konnte von der bisherigen Rohstoffrally noch nicht profitieren. Vom letzten Hoch im Mai 2021 bei 79,60 EUR ist die Aktie weit entfernt und notiert derzeit mit 53,13 EUR ca. 33 % unterhalb das damaligen Hochs. Um das damalige Hoch zu erreichen, müsste der Wert aktuell um mehr als 50 % ansteigen. Dass solche Anstiege binnen Jahresfrist möglich sind, zeigen andere Unternehmen im Rohstoffsegment wie Almonty Industries oder auch Fresnillo mehr als deutlich, die über 500 % bzw. 200 % Wertzuwachs binnen Jahresfrist erreichen konnten.
Für die Analysten von der DZ Bank ist die Aktie daher immer noch ein Kauf wert, sie stufen Rio Tinto mit „Kaufen“ ein und sehen ein Kursziel von 5.200 Pence (60,00 EUR) als realistisch an. Das Kursziel wurde zwar von 5.600 gesenkt, weil das Eisenerzgeschäft nach wie vor nur schleppend verläuft, dennoch sind die Halbjahreszahlen innerhalb der Erwartungen geblieben. Weiterhin werden 50 % des Gewinnes als Dividende ausgeschüttet und der Konzern bestätigte seine Produktionsziele für 2025. Der Ausbau des Portfolios an Kupfer- und Lithiumminen wird als positiv gewertet. Die halbjährige Ausschüttung zum 14.08.2025 beträgt 1,48 USD (1,27 EUR), was einer Rendite von 4,78 % p. a. entsprechen würde.
Fazit
Die Gespräche zwischen Putin und Trump am Freitag in Alaska könnten im Vorfeld und im Nachgang zu steigender Volatilität an den Finanzmärkten führen. Auf den langfristigen Trend des Rohstoffbooms dürfte dies aber keinen Einfluss haben und Rücksetzer bieten attraktive Chancen für Zukäufe. Diese bieten sich derzeit bei Almonty Industries wie auch Glencore an. Bei Rio Tinto sollten Anleger den Eisenpreis beobachten, der seit Quartalsanfang um über 7 % ansteigen konnte. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, wird auch die Aktie von Rio Tinto wieder auf den Kaufzetteln der Investoren stehen.