18.09.2023 | 05:45
Vom Wirtschaftskrieg und KI-Hype profitieren – Intel, NorCom Information Technology, Mercedes-Benz Group Aktie
Die Konjunkturdaten in der letzten Woche fielen gut aus und damit nimmt auf der einen Seite die Angst um eine Rezession ab, aber auf der anderen Seite bereitet das den Anlegern Sorgen vor nächsten Zinsanhebungen der US-Notenbank FED. Im August war der Output der US-Industrie höher als prognostiziert und das gibt einer nächsten Zinserhöhung noch mehr Futter. Nachdem die EZB bereits den Referenzzinssatz für das Hauptrefinanzierungsgeschäft am vergangenen Donnerstag für die EURO-Zone um 0,25 % auf 4,50 % angehoben hat, blicken in dieser Woche die Marktteilnehmer auf den am Mittwoch anstehenden Zinsentscheid der FED.
Lesezeit: ca.
3 Minuten.
Autor:
Stefan Bode
ISIN:
US4581401001 , DE000A12UP37 , DE0007100000
NorCom Information wächst wieder
Das deutsche Technologie-Unternehmen NorCom Information Technology (WKN: A12UP3 | ISIN: DE000A12UP37 | Ticker-Symbol: NC5A) konnte vom KI-Hype im Juni/Juli 2023 nur für kurze Zeit profitieren, als sich der Aktienkurs kurzfristig verdoppelte. Doch so schnell wie der Anstieg erfolgte, genauso schnell fiel dieser wieder in sich zusammen. Mit einem Aktienkurs von 6,75 EUR notiert die Aktien wieder auf dem Stand von vor dem KI-Hype. Dennoch lohnt ein etwas genauerer Blick auf das nach Marktkapitalisierung von 13,5 Mio. EUR noch recht kleine Unternehmen. So stieg der Umsatz im ersten Halbjahr 2023 zu 2022 von 5,177 Mio. EUR auf 5,214 Mio. EUR zwar noch leicht, aber das EBITDA konnte von -63.000 EUR um 198.000 EUR auf nun 135.000 EUR gesteigert werden und auch die Eigenkapitalquote legte leicht von 52,71 % auf 53,57 % zu.
Mit dem Hauptprodukt im Dokumentenmanagement mit der Bezeichnung DaSense verdient NorCom das meiste Geld. Größter Auftragsgeber ist derzeit die Bundesagentur für Arbeit. Auch das deutsche Familienunternehmen Stihl, wie auch der Automobilhersteller Mercedes-Benz Group (WKN: 710000 | ISIN: DE0007100000 | Ticker-Symbol: MBG) gehören zum Kundenkreis von NorCom. Wobei beim Autokonzern aus Stuttgart erst im Juli dieses Jahres neben den Analytik-Apps nun auch das Dokumentenmanagementsystem von NorCom eingeführt worden ist. Damit erweitert das Münchner Tech-Unternehmen seine Kundenbasis sukzessive. Auch soll über Kooperationen mit anderen Softwareunternehmen mit spezieller Kundenbasis z. B. auch der Markt der Anwälte und Notare erschlossen werden, indem der Vertrieb der Kooperationspartner genutzt wird. Sollte NorCom in den kommenden Quartalen weiter neue Kunden gewinnen oder bestehende Verträge durch Anschlussaufträge erweitern, dann sollte auch der Aktienkurs nach und nach wieder anziehen und die seit 2020 laufende Bodenbildungsphase hinter sich lassen.
Profitiert Intel vom Wirtschaftskrieg?
Vom vergangenen „KI-Hype“ konnte die Aktie von der Intel Corporation (WKN: 855681 | ISIN: US4581401001 | Ticker-Symbol: INL) nur bedingt profitieren, indem der seit Anfang 2020 einsetzende Kursrückgang mit einem Verlust von 78,6 % der 11 Jahre zuvor im März 2009 gestarteten Aufwärtsbewegung gestoppt werden konnte. Das Doppeltief von Oktober 2022 bei 24,59 USD und Februar 2023 bei 24,73 USD bietet eine nennenswerte Unterstützungszone. Von da aus konnte der Kurs zumindest einen Teil der vorangegangenen Verluste wett machen und notiert derzeit mit 37,88 USD über 53 % oberhalb des letzten Tiefs.
Hintergrund des Anstiegs der letzten Monate dürfte dabei aber weniger die im Vergleich zu den Wettbewerbern geringeren Bruttomargen von Intel sein, sondern der zunehmende Wirtschaftskrieg zwischen China und den USA. Nach zunehmenden Sanktionen der USA gegen China unternimmt nun auch China mehr und mehr Vergeltungsmaßnahmen gegen US-Unternehmen. Das musste auch zuletzt Apple (WKN: 865985 | ISIN: US0378331005 | Ticker-Symbol: APC) und Micron (WKN: 865985 | ISIN: US0378331005 | Ticker-Symbol: APC) erfahren. Ebenso belasten die zunehmende Lieferunsicherheit von Vorprodukten aus China und Taiwan. Daher schichten internationale Investoren der Chipindustrie ihre Positionen u. a. auch in Intel um. Das Intel Management profiliert sich auch entsprechend als „westlicher Lieferant für Wafer“.
Kraftfahrt-Bundesamt droht Mercedes-Benz Group
Wegen dem Dieselskandal kehrt auch bei Mercedes-Benz (WKN: 710000 | ISIN: DE0007100000 | Ticker-Symbol: MBG) noch keine Ruhe ein. Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) droht dem Konzern wegen der Abgasmanipulation von Fahrzeugen mit der Abgasnorm Euro 6 durch unzulässige Abschalteinrichtungen mit der Stilllegung von tausenden Diesel-PKWs. Nach Fristverlängerung treffen sich nun die Unternehmensvertreter mit denen der KBA, bei der Mercedes-Benz Lösungsansätze für die Softwareproblematik durch Softwareupdates anbieten muss. Insgesamt sollen noch ca. 10 Mio. Fahrzeuge von der in der EU durch den Europäischen Gerichtshof (EuGH) als illegal eingestuften Softwareeinstellung betroffen sein. Das ist nach wie vor für den Konzern ein Damoklesschwert.
Positiver für die Aktie dürfte aber die Einleitung von Ermittlungen der EU gegenüber staatlichen Subventionen von chinesischen Elektroautos sein. Enorme staatliche Fördermaßnahmen von chinesischen Herstellern drücken deren Preise künstlich unterhalb des Marktpreises und „verzerren unseren Markt“, wie es EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyer ausdrückte. Das US-Analysehaus Bernstein Research sieht die Aktie von Mercedes-Benz nach wie vor als „Outperform“, beließ aber das Kursziel bei 90 EUR. Sollte die EU aber Maßnahmen gegen chinesische Hersteller auf den Weg bringen, drohen im Gegenzug Vergeltungsmaßnahmen auf dem chinesischen Markt, wo Mercedes-Benz, VW & Co bisher zwischen 30 bis 40 % ihrer Gewinne einfahren.