09.12.2021 | 05:45
Wasserstoff oder doch Elektro? Ballard Power, Clean Logistics, Nikola
Viele Wasserstoffaktien haben nach einem ersten Hype zu Beginn des Jahres ordentlich konsolidiert. Nach fulminanten Wachstumskennzahlen in den Jahren 2018 bis 2020 haben sich die Aktienkurse in diesem Jahr wieder teilweise halbiert. Setzt sich Wasserstoff- oder E-Mobilität durch? Pauschal ist die Frage nicht zu beantworten. Wasserstoff wird vermutlich als ergänzender Energieträger unverzichtbar werden und dürfte als Antriebssystem bei hohen Lasten mehr als sinnvoll sein. Nach aktuellem Stand wachsen die Nischenanwendungen stark und etablieren sich immer mehr.
Lesezeit: ca.
3 Minuten.
Autor:
Stefan Bode
ISIN:
BALLARD PWR SYS | CA0585861085 , Clean Logistics SE | DE000A1YDAZ7 , NIKOLA CORP. | US6541101050
Clean Logistics - aus der Marktnische zum Serienproduzenten
Clean Logistics (WKN: A1YDAZ ISIN: DE000A1YDAZ7 Ticker: SD1) baut vorwiegend Sattelzugmaschinen oder auch Busse des öffentlichen Nahverkehrs (ÖPNV) mit herkömmlicher Antriebstechnik zu Wasserstoff-LKW bzw. -Bussen um. Damit kann ein emissionsfreier Transport von Waren und Personen gewährleistet werden. Hierbei wird der komplette Antriebsstrang ausgebaut (in der Regel herkömmlicher Dieselantrieb) und durch den emissionsfreien Antrieb auf Wasserstoffbasis inkl. Batterietechnik ersetzt. Vor dem Hintergrund, dass davon ausgegangen werden muss, dass der Straßengüterverkehr bis 2030 in Deutschland um etwa 20% steigen wird, kann eine geplante Halbierung des CO2-Ausstoßes in diesem Zeitraum nur durch betriebswirtschaftliche Alternativen erreicht werden.
Das Unternehmen weist bereits jetzt ein erhebliches Wachstumspotential auf einem sehr zukunftsträchtigen Markt aus, denn die Auftragsbücher für den nächsten Jahre sind schon ausgebucht. Clean Logistics erwartet ab Anfang 2024 schwarze Zahlen und will die Umbauten einiger weniger Fahrzeuge in 2021/22 bis auf etwa 1.000 in 2025 in Zusammenarbeit mit starken Partnern steigern. Vielerlei Gründe, wie z.B. Gewichtseinsparung, geringerer Verschleiß, Erreichung der CO2-Emmissionen, zukünftig geringerer Wasserstoffpreis durch Weiterentwicklung der Wasserstofftechnologie und Ausbau der Infrastruktur sprechen für die realistische Umsetzung der genannten Ziele von Clean Logistics. Ebenso lassen konkrete Anfragen, welche die aktuellen Kapazitäten bei weitem übersteigen das geplante Umsatzziel von mehr als 300 Millionen EUR für 2025 als realistisch erscheinen.
Nikola – nur eine Story und sonst nichts?
Das börsennotierte amerikanische Hybrid-Truck-Entwicklungs- bzw. Designunternehmen Nicola Corporation (WKN: A2P4A9 ISIN: US6541101050 Ticker: 8NI) stellt emissionsfreie batterie- und wasserstoffelektrische Fahrzeuge, Antriebe von Elektrofahrzeugen, Fahrzeugkomponenten sowie Energiespeichersysteme her. Allerdings hat das Unternehmen, mit Sitz in Phoenix, Arizona bisher viel versprochen und relativ wenig gehalten. Übermotivierte Werbevideos steigerten den Bekanntheitsgrad, anstatt mit innovativer und funktionierender Technik zu überzeugen.
Die durch ex-CEO und Firmengründer Trevor Milton negativen Auswirkungen auf das Unternehmen verblassen nun aber langsam und mit der Fokussierung auf das Wesentliche, erarbeitet sich das Unternehmen langsam verloren gegangenes Investorenvertrauen zurück. Das Liquiditätspolster von ca. 587 Mio. USD Cash und eine 527 Mio. USD starke Kreditlinie, reicht noch bis Ende 2022. Da derzeit die Auslieferungen der BEV-Sattelschlepper anlaufen, kommen nun auch nach und nach Umsätze rein und ab 2023 sollen auch die FCEV-Sattelschlepper-Modelle verfügbar sein. Bis Ende 2023 soll die Produktionskapazität auf 20.000 Einheiten pro Jahr ausgebaut sein und der Umsatz je LKW liegt bei ca. 250.000 USD. Durch den Ausbau der Wasserstoffinfrastruktur nimmt auch das Wasserstofftankstellennetz weiter zu und das wiederum lässt die Nachfrage nach Wasserstoff-Mobilität zunehmen.
Ballard Power – Bodenbildungssignale
Das Wasserstoffunternehmen Ballard Power (WKN: A0RENB ISIN: CA0585861085 Ticker: PO0) will durch die Erweiterung der Kooperationen zukünftige Absatzmärkte erschließen und ausbauen. Diese Strategie minimiert eigene Investitionskosten und stellt sicher, dass kontinuierlich weitere Kunden generiert werden können. Kooperationen sind z. B. mit Renault, Ford, Caterpillar und Microsoft geschlossen worden und zukünftig soll dies auch mit einer Zusammenarbeit mit Airbus ergänzt werden.
Bis 2025 soll der Umsatz von aktuell etwa 100 Millionen USD auf 3 Milliarden USD ansteigen. Die sportlichen Ziele sowie die aktuelle Bewertung des Unternehmens sollten Anleger auf jeden Fall ‘berücksichtigen‘. Auch dass ca. 30% der Einnahmen aus Altverträgen mit Weichai JV und Audi stammen und in 2022 auslaufen, sollte kritisch beäugt werden. Charttechnisch sollte vor einem Einstieg bei Ballard Power die Bodenbildung abgewartet werden. Derweil bildete sich in den vergangenen acht Monaten einen bullische Divergenz im 'Relative Stärke Index' und das könnte auf das Ende der Bodenbildungsphase hindeuten. Anschließend könnte ein Investment in diese Aktie wieder interessant werden.
Fazit
Die PKW-Industrie hat sich nun vorerst auf die Elektrifizierung der PKW-Sparten festgelegt. Bei nahezu allen Automobilherstellern im PKW-Bereich wird die E-Mobilität favorisiert. Im Nutzfahrzeugbereich kann die Wasserstofftechnologie nach aktuellem Stand eine echte Alternative werden. Speziell im Logistik-Sektor ist die Kombination von Nachrüstgeschäft mit späterer eventueller Serienlieferung eine sehr sinnvolle, logische und zukunftsweisende Kombination. Die Marktnischen bieten jedenfalls erhebliches, aber vor allem auch profitables Wachstumspotential, das zudem in Deutschland noch finanziell gefördert wird.