23.12.2020 | 05:45
Wer nicht mit der Zeit geht, … – Allianz, wallstreet:online, Thyssen Krupp
„Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit…“ wusste schon Friedrich Schiller zu berichten. Dieses Sprichwort bedeutet nichts anderes, als ständige Weiterentwicklung und Anpassung an die Nachfrage des Marktes. Dieser ständige Begleiter eines jeden Unternehmens und deren Führung steht auch für den Auf- und Abstieg von Unternehmen.
Meistens sind Unternehmungen mit flachen Hierarchien und schnellen Umsetzungsprozessen viel agiler als bürokratisierte Konzernstrukturen. Unternehmen, die den ständigen Marktwandlungsprozess nicht schaffen, verschwinden mit der Zeit in der Bedeutungslosigkeit oder gehen gar den Gang in die Insolvenz. Aber wir positionieren?
Lesezeit: ca.
3 Minuten.
Autor:
Stefan Bode
ISIN:
DE0008404005 , DE000A2GS609 , DE0007500001
wallstreet:online – Smartbroker gibt Tempo
Die Aktie von wallstreet:online (WKN: A2GS60 ISIN: DE000A2GS609 Ticker: WSO1) kennt seit Monaten nur eine Richtung – aufwärts. Seit März 2020 ging es von 3,00 Euro je Aktie bis heute, den 23.12.2020, auf 14,55 Euro hoch. Ein Anstieg von 385 % in 9 Monaten.
Im Hauptgeschäft erwirtschaftet wallstreet:online als Finanz-Community Nr. 1 im deutschsprachigen Raum sein Geld mit den Werbeeinblendungen auf den unterschiedlichen Börsenportalen.
Doch den sensationellen Anstieg des Kurses brachte erst der Einstieg in das Online-Broker Geschäft Ende 2019. Mit der Etablierung des Smartbrokers wurde aus dem „Mauerblümchen“ ein neuer ernstzunehmender Wettbewerber im Online-Brokerage.
Mit 83.000 neuen Depotkunden innerhalb eines Jahres mit einem Depotvolumen von mehr als zwei Milliarden Euro rüttelt das Unternehmen die Branche richtig durch.
Da die Kosten für den An- und Verkauf deutlich unterhalb der Gebühren der Ing-Diba, Sparkasse, Commerzbank & Co. sind, sollte dieses Segment auch 2021 weiter stark wachsen.
Diese Gewinnerstory und Marktanpassungsfähigkeit stellt die Geschäftsführung von wallstreet:online mitten in der Corona-Krise sehr gut zur Schau. Angriff ist die beste Verteidigung.
Allianz – Ist die Dividende noch sicher?
Die Allianz Aktie konnte seit dem März 2020 Tief bis zum heutigen Tag um 66 Prozent ansteigen und notiert aktuell bei 195,22 Euro. Einen psychologisch wichtigen Wochenschlusskurs oberhalb der 200 Euro Marke konnten die Bullen aber nicht liefern.
Viel wichtiger dürfte aber für die langfristigen Investoren die übergeordnete Abwärtstrendlinie bei aktuell 226 Euro sein. Erst ein Wochen-, besser Monatsschlusskurs darüber, mit einem gleichzeitig höheren Hoch von mind. 232,61 Euro, würde den seit 2000 vorherrschenden Abwärtstrend aus dem Markt nehmen.
Die Bullen sollten daher nicht nachsichtig werden, denn sonst droht in den kommenden beiden Jahren ein ähnlich starker Abverkauf wie von 2000 bis 2003.
Damals verloren die Aktionäre 88 Prozent der Marktkapitalisierung und die Aktie notierte kurzzeitig unter 40 Euro!
Auch die Mitteilung der EIOPA - Europäische Versicherungsaufsicht - sollte die Aktionäre zur Vorsicht mahnen. Diese rät nämlich den europäischen Versicherern zur Zurückhaltung bei den Dividenden. Durch die Corona-Krise und den massiven Verwerfungen in der Realwirtschaft drohen starke Rückkopplungen, nicht nur hin zu den Banken, sondern auch hin zu den Versicherungsunternehmen. Die EIOPA verbietet keine Dividenden, sondern empfiehlt nur entsprechende Risikovorsorge zu betreiben. Klarheit sieht anders aus.
Thyssen Krupp – Filetieren und dann?
Der einstige Stolz der deutschen Stahlindustrie Thyssen Krupp (WKN: 750000 ISIN: DE0007500001 Ticker: TKA) ist schon lange nur noch ein Schatten seiner einst glorreichen Tage. Seit über 12 Jahren steckt das Unternehmen in einer tiefen Krise und der Aktienkurs hat vom 2007er Allzeithoch über 82 Prozent Wertverlust zu verzeichnen.
Gewinne wurden in den letzten Jahren noch in der Aufzugssparte realisiert, doch das Tafelsilber wurde bereits zum Jahresanfang 2020 für 17 Milliarden Euro an Finanzinvestoren veräußert. Nun will der dänische Zementanlagenhersteller FLSmidth die Anlagenbausparte Industrial Solutions von Thyssen Krupp abkaufen. Der Umsatz dieses Bereichs beträgt ca. 1 Milliarde Euro pro Jahr. Der Vorstandschef Martina Merz will den Konzern umbauen und daher wird auch dieser Bereich sicherlich verkauft werden. Die Frage ist eigentlich nur der Preis den FLSmidth bereit ist, auf den Tisch zu legen.
Auch andere Teilbereiche des Unternehmens sollen veräußert werden, doch was bleibt dann vom Stahlkonzern noch übrig?
Ein mit Pensionslasten überladenes Unternehmen, das keinen Deckungsbeitrag mehr erwirtschaftet?
Vielleicht findet sich auch ein Abnehmer für das Stahlgeschäft, doch wer um die Pensionsverpflichtungen weiß, der wird als Käufer wohl eher an einem Assetdeal interessiert sein, anstatt neben den Marktchancen auch die stillen Lasten zu übernehmen.
Kurzfristig ist Thyssen Krupp sicherlich interessant, solange noch Filetstücke zu verteilen sind. Aber ob eine langfristige Perspektive mit dem Bau von Elektrolyseanlagen dargestellt werden kann, dass muss das Unternehmen erst einmal beweisen.