01.10.2025 | 05:30
Wie geht es beim Wasserstoff weiter? Nel ASA, Pure Hydrogen, OMV
Um die volkswirtschaftliche Klimaneutralität zu erreichen, gilt Wasserstoff als ein wesentlicher Baustein bei der Umstrukturierung der Wirtschaft. Doch der planmäßige Hochlauf der Wasserstoffproduktion stockt und die wirtschaftlichen, wie auch die politischen Rahmenbedingungen haben sich in den letzten Jahren zusehends verschlechtert. Bis 2030 sollten allein in Deutschland zehn Gigawatt Produktionsleistungen aufgebaut werden, doch bis Mitte 2025 sind es gerade einmal 160 Megawatt. Salzgitter verabschiedete sich kürzlich erst von seinen weiteren Ausbaustufen des SALCOS-Projektes und thyssenkrupp machte bei seinem „grünen Wasserstoff-Stahl“ einen Rückzieher. Genau deswegen ist dieser Sektor nun für Antizykliker interessant und folgende Unternehmen sollten dabei beachtet werden:
Lesezeit: ca.
2 Minuten.
Autor:
Alfred Laugeberger
ISIN:
NO0010081235 , AT0000743059 , AU0000138190
Pure Hydrogen Auftragsbestand wächst
Das australische Unternehmen Pure Hydrogen (WKN: A3DR6U | ISIN: AU0000138190 | Ticker-Symbol: 7NL) hat sich der Weiterentwicklung der effizienten Wasserstoffgewinnung und deren Anwendung verschrieben. Dabei stehen neben dem bekannten grünen Wasserstoff, der aus erneuerbaren Energiequellen gewonnen wird, auch der weniger bekannte türkise Wasserstoff sowie der Smaragdwasserstoff im Fokus des Wasserstoffpioniers. Unter dem türkisen Wasserstoff wird allgemeinhin die Methan-Pyrolyse verstanden, während beim Smaragdwasserstoff die komplette Wertschöpfungskette innerhalb einer Kreislaufwirtschaft erfasst wird.
Die drei Hauptgeschäftsfelder teilt das Unternehmen in die Bereiche Wasserstoffangebot, Fahrzeuge & Geräte sowie Service & Wartung ein. Die Kunden des Unternehmens sind dabei weltweit verteilt und sitzen in Australien, den USA, Vietnam aber auch in Deutschland. Hierzulande hat z.B. Heidelberg Materials einen ersten wasserstoffbetriebenen Betonmisch-LKW für Testzwecke geordert. Fällt der Praxistest positiv aus, erwartet Pure Hydrogen ein Auftragsvolumen von bis zu 1.000 Fahrzeugen.
Aber auch normale Zugmaschinen für den Transport oder auch Busse für den Nah- & Fernverkehr hat das Unternehmen im Verkaufsprogramm, die je nach Konfiguration 200 – 400 km Reichweite haben. Lieferanten des Unternehmens sind bekannte Unternehmen wie CATL, Ballard Power, Bosch oder auch ZF Friedrichshafen. Derzeit in der Entwicklung befindet sich das Archerfield Airport Projekt. Am dortigen Flughafen soll ein Wasserstoff-Micro-Hub als erste Kreislaufwirtschaft mit Wasserstoffproduktion, Wasserstoffspeicherung und der Abnahme über die Wasserstoffverbraucher durch Generatoren und Fahrzeuge entstehen.
OMV baut Elektrolyse-Anlage für 700 Mio. EUR
Das größte Industrieunternehmen Österreichs OMV AG (WKN: 874341 | ISIN: AT0000743059 | Ticker-Symbol: OMV) baut zur Reduktion der CO2-Emissionen im niederösterreichischen Bruck eine Elektrolyseanlage für Wasserstoff. Damit will das Unternehmen den bisher aus Erdöl gewonnenen Strom sukzessive zurückfahren und den aus erneuerbaren Energien hergestellten Wasserstoff dafür verwenden. Die aufzubauende Anlage soll eine Leistung von 140 Megawatt (MW) besitzen und damit zugleich die fünftgrößte Anlage in ganz Europa werden. Der Aufbau soll bis Ende 2027 abgeschlossen werden, um dann bis zu 23.000 Tonnen Wasserstoff pro Jahr aus erneuerbarem Strom zu produzieren.
Der Öl-, Gas- und Chemiekonzern will mit dieser Investition seine CO2-Emission deutlich reduzieren. Dafür wird auch eine 22 km lange Pipeline von der Elektrolyseanlage bis zur OMV-Raffinerie in Schwechat gebaut. Insgesamt sind für die Umsetzung des Projektes, welches von der EU-Wasserstoffbank gefördert wird, 700 Mio. EUR eingeplant. Die Bauplanungen und Ausführungen werden von Siemens Energy und Strabag übernommen.

Nel ASA weiterhin schwach
Noch keine Erholung zeichnet sich bei der norwegischen Wasserstoffaktie Nel ASA (WKN: A0B733 | ISIN: NO0010081235 | Ticker: D7G) ab. Die Umsätze haben sich halbiert und die Auftragseingänge sind um fast 75 % zurückgegangen. Erhoffte Skaleneffekte durch Produktionsauslastung bleiben wegen fehlender Aufträge aus und lassen die Ausgaben und Verluste ansteigen. Daher verstärkt die Geschäftsführung den Sparkurs, um das Unternehmen mittelfristig in die Profitabilität zu bekommen.
Noch verfügt das Unternehmen über einen ausreichenden Barmittelbestand von zuletzt 1,93 Mrd. NOK (ca. 163 Mio. EUR), so dass die finanzielle Lage als robust anzusehen ist. Doch der einstige Börsenstar am Wasserstoff-Himmel leidet unter den ausbleibenden Investitionen der Unternehmen aus der europäischen Industrie. Entsprechend bleibt die Aktie weiterhin schwach und notiert mit 2,15 EUR nahe dem 8-Jahrestief.
Fazit
Der einstige Wasserstoff-Hype ist längst der Ernüchterung gewichen. Doch trotz der schwierigen Marktbedingungen finden etliche Unternehmen ihren Platz in der Nische und konnten die Umsätze - wie Pure Hydrogen - zuletzt weiter steigern. Auch Industrieunternehmen wie die OMV AG setzen weiterhin auf die Wasserstoffproduktion und auch der Absatz an Wasserstofffahrzeugen hat zuletzt wieder an Dynamik gewonnen, so dass z.B. die Aktie von Pure Hydrogen eine attraktive Depotbeimischung sein könnte.